7. Vorfreude

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Alec fühlte sich wie gerädert, als er am nächsten Morgen recht früh sein Zelt verließ. Er konnte lange nicht mehr einschlafen, weil sein Traum ihm immer wieder durch den Kopf ging. Irgendwann war er in einen unruhigen Schlaf gefallen, aus dem er mehrmals aufgeschreckte. Er hatte wirre Träume von Magnus gehabt. Sein Gesicht flirrte wie eine Fata Morgana vor einem schwarzen Nichts.
Nur seine Augen waren scharf und leuchteten goldgelb. Dann vergrößerten sie sich und veränderten ihre Farbe in den goldbraunen Sternenhimmel, der Alec so faszinierte, um sich dann wie eine Milchstraße ineinander zu winden, bis ihm schwindelig wurde. Das war der Moment, in dem Alec jedes Mal aus dem Schlaf aufgeschreckte.
Er schüttelte den Kopf, um sich von diesen Gedanken zu befreien und sah sich dann um. Der Campingplatz strahlte eine unbekannte Ruhe aus und die anderen waren auch noch nicht zu sehen. Er hatte sich umgezogen, streckte nun seine müden Glieder und sofort packte ihn eine aufgeregte Nervosität. Heute würde er Magnus wiedersehen.
Er holte sein Handy aus seinem Zelt und sah auf die Uhr. Es war viertel nach sieben. Er hatte also noch knapp drei Stunden Zeit.
Allerdings fühlte er sich völlig verklebt und verschwitzt, so konnte er Magnus nicht gegenübertreten. Er sammelte seine Sachen zusammen und machte sich auf den Weg zu den Duschen.
Unterwegs sah er nur vereinzelt Leute die Kaffee trinkend unter ihren Pavillons saßen, aber die meisten schliefen noch. Dementsprechend leer war auch die Gemeinschaftsdusche. Es gab drei voneinander getrennte Reihen, mit jeweils vier Duschköpfen auf jeder Seite. In einer dieser Reihen, befanden sich zwei junge Männer, die sich offensichtlich kannten. Alec murmelte ein „Morgen" und ging dann zur hintersten leeren Reihe, bevor er sich von seinen Sachen befreite und unter die Dusche trat. Der Strahl war nicht besonders stark, nicht so wie er es von zu Hause kannte, aber trotzdem entspannte das heiße Wasser seine Glieder. Er fühlte sich gleich besser und die Träume der letzten Nacht verblassten in seinen Gedanken. Ein paar Minuten stand er einfach nur mit geschlossenen Augen da und fing dann an sich einzuschäumen. Dabei wanderten seine Gedanken wieder zu Magnus und das aufgeregte Kribbeln bahnte sich wieder einen Weg durch seinen Körper. Er freute sich wirklich ihn wieder zu sehen, war aber auch ein bisschen nervös, weil er keine Vorstellung davon hatte, wie ihr Wiedersehen wohl aussehen würde.
Er spülte sich das Shampoo aus den Haaren, schloss den Wasserhahn und schnappte sich sein Handtuch, um sich abzutrocknen.
Dann schlang er es sich um seine Hüften, putzte sich die Zähne und rasierte sich sorgfältig, bevor er sich wieder anzog.
Dann versuchte er seine Haare zu bändigen.
Ein aussichtsloses Unterfangen, wie es schien.
Er gab es auf, schüttelte sich noch ein paar Tropfen Wasser aus dem Haar und beschloss, den Rest die Sonne machen zu lassen.
Auf dem Rückweg besorgte er noch Frühstück für die anderen, kaufte sich selbst aber nur einen Kaffee, denn frühstücken würde er mit Magnus. Dieser Gedanke zauberte wieder ein Lächeln auf sein Gesicht.

Als er zurückkehrte, saß Izzy allein unter ihrem Pavillon und lächelte ihn an, als sie die Tüten sah.
„Na du bist ja früh auf, großer Bruder.
Konnte da jemand vielleicht nicht schlafen?", fragte sie grinsend.
„Was nicht heißt, dass ich mich über den Kaffee beschweren will." Sie stand auf und kam ihm entgegen, um ihm die Becher aus der Hand zu nehmen. Sie nahm einen Schluck und setzte sich dann wieder, Alec folgte ihr und setzte sich ebenfalls.
„Schlafen die anderen noch?", fragte er.
„Ja, Simon schnarcht noch selig und im Zelt ist es totenstill." Isabelle nahm noch einen Schluck und sah ihn dann ernst an.
„Also ich bin wegen Simons Schnarchen aufgewacht, aber konntest du wirklich wegen Magnus nicht schlafen?", fragte sie neugierig.
„Ja, irgendwie schon.", gab Alec kleinlaut zu.
„Er scheint wirklich nett zu sein. Ich würde mich so für dich freuen, wenn das was wird. Du musst dich nur locker machen, Alec und nicht soviel nachdenken, wenn er dir wirklich gefällt.", sagte sie bittend. Alec errötete leicht, aber Izzy war wahrscheinlich die einzige Person, zu der er immer offen und ehrlich war.
„Um ehrlich zu sein, glaube ich sogar, dass ich zum ersten Mal richtig verknallt bin." , sagte er und senkte den Blick.
„Das ist nichts, wofür man sich schämen muss, Alec. Ich freu mich für dich. Du solltest das genießen. Es sah auf jeden Fall danach aus, als ob Magnus dich auch ziemlich mag.
Wann siehst du ihn wieder?" Alec blickte sie wieder an und lächelte.
„Wir treffen uns um zehn zum Frühstück."
„Das ist doch klasse. Und bitte versprich mir, dass du nicht zu viel nachdenkst.", fügte sie hinzu. Alec grinste.
„Ich weiß gar nicht, ob das überhaupt möglich ist. Irgendwie setzt bei mir das Denken aus, wenn Magnus in meiner Nähe ist."
Izzy strahlte ihn an.
„Unglaublich, dass ich sowas nochmal aus deinem Mund zu hören bekomme. Genieße es Alec, du hast das verdient."
Er lächelte sie dankbar an und schloss sie kurz liebevoll in die Arme. Sie unterhielten sich noch eine Weile, wobei Alec immer wieder auf die Uhr sah. Je weiter es auf zehn Uhr zuging, desto nervöser wurde er, was Izzy nicht entging.
„Hey, tief durchatmen, Alec. Vielleicht machst du dich lieber auf den Weg, bevor die anderen aufstehen und dich so sehen. Jace würde dich leiden lassen, glaub mir." Sie grinste. Alec sah noch einmal auf die Uhr, die mittlerweile halb zehn anzeigte.
„Ja, vielleicht sollte ich langsam los." Er atmete tief durch und stand dann auf. Izzy erhob sich mit ihm, drückte ihn noch einmal fest an sich und lächelte ihn dann an.
„Du schaffst das, großer Bruder. Bisher hast du immer alles geschafft. Schnapp ihn dir, Tiger!" Alec musste lachen.
„Tiger?"
„Du weißt was ich meine..." Sie rollte mit den Augen, drehte ihn um und schob ihn überraschend kraftvoll in Richtung Weg.
„Viel Spaß, wir sehen uns später." Sie gab ihm noch einen Klapps auf den Po, ging dann in Richtung Bus und ließ ihn einfach stehen. Alec schüttelte kurz lächelnd den Kopf über seine verrückte, liebevolle Schwester und machte sich dann auf den Weg zur Breakfast-Bar.

Mittlerweile war der Campingplatz ein bisschen belebter und mehr und mehr Leute waren aus ihren Zelten gekrochen. Alec nahm aber nicht wirklich etwas um sich herum wahr. Seine Gedanken galten allein Magnus und ihrem bevorstehendem Treffen. Die Nervosität hatte wieder Besitz von ihm ergriffen und sein Magen zog sich vor Aufregung zusammen.
Plötzlich kam ihm sein Traum wieder in den Sinn und sein Puls beschleunigte sich.
Seine Gedanken an Magnus Lippen und seiner weichen Haut auf seiner, bereiteten ihm eine Gänsehaut. Schnell versuchte er die Gedanken abzuschütteln. Er war auch so schon nervös genug, ohne dass er sich ihn nackt vorstellte.
Ein paar Minuten zu früh erreichte er die Breakfast-Bar, an der sich schon eine kleine Schlange gebildet hatte. Er sah sich um, konnte Magnus aber nicht entdecken. Jetzt ergriff ihn eine andere Art von Nervosität.
Was wäre, wenn er gar nicht kommen würde? Vielleicht hatte er es sich anders überlegt.
Vielleicht war er sauer, weil er gestern nicht mit in sein Zelt gegangen war. Aber das hätte er nicht über sich gebracht. Die Verlockung war zwar groß gewesen, aber er wollte wirklich nichts überstürzen. Es war das erste Mal, dass er solche Gefühle für jemanden hatte und das verwirrte ihn. Er hatte Angst etwas falsch zu machen und so richtig kannte er ihn ja auch gar nicht. Er biss sich auf die Unterlippe, während er so grübelte und ließ seinen Blick schweifen. Dann erblickte er Magnus plötzlich in der mittlerweile angewachsenen Menschenmenge. Er erstarrte und sein Herz fing an zu rasen. Die Schmetterlinge wirbelten wieder wie ein Tornado durch seinen Bauch und ein strahlendes Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus. Magnus trug ein dunkelblaues kurzärmeliges Hemd, mit Glitzerpailletten am Kragen, das in einer engen schwarzen Lederhose steckte. Es war halb aufgeknöpft, was einen Blick auf seine unbehaarte Brust zuließ. Seine Augen waren leicht geschminkt und seine Haare waren zu Stacheln gegelt.
Er war wunderschön und Alecs Herz schlug ihm bis zum Hals, während er ihn anstarrte.
Als Magnus ihn erblickte strahlte auch er über das ganze Gesicht und bahnte sich zügig seinen Weg zu ihm. Als er vor ihm stand, nahm er Alecs Hände behutsam in seine und lächelte ihn etwas schüchtern an.
„Hi", hauchte er.
„Hi", brachte Alec, trotz seinem Kloß im Hals, über die Lippen. Sie sahen sich einen Moment verlegen lächelnd an, in dem keiner ein Wort sprach. Alec hatte das Denken eingestellt und versank in Magnus haselnussbraunen Augen.
Der grinste ihn auf einmal an und fing dann an zu lachen. Alec stimmte dankbar mit ein. Das Lachen löste die Spannung zwischen ihnen und er beugte sich vor und gab Magnus einen scheuen Kuss auf die Lippen. Der schloss genießerisch die Augen.
„Mmh, danke. Du riechst gut. Schön, dich wiederzusehen, Alexander.", sagte er.
„Ja, ich freue mich auch dich wiederzusehen.", antwortete Alec und errötete leicht.
„Hast du gut geschlafen?", fragte Magnus, immer noch Alecs Hände in seinen. Der löste seine Rechte und kratzte sich verlegen am Kopf.
„Es geht so. Ich war ziemlich früh wach." Magnus lachte wieder.
„Ich habe auch nicht gut geschlafen. Komm, wir holen uns einen Kaffee. Ich lade dich ein.", sagte er und zog ihn zum Ende der Schlange an der Breakfast-Bar.
„Was möchtest du essen, Alexander? Ich glaube, ich nehme einen Bagel und ein Croissant.", überlegte er und sah Alec dann fragend an. Alec konnte wirklich nicht klar denken. Er konnte seinen Blick nicht von Magnus wenden und sah wahrscheinlich völlig verblödet aus, als er antwortete.
„Hört sich gut an. Ich nehme dasselbe." Magnus lächelte nur.
„Haben wir beim Frühstück die nächste Gemeinsamkeit gefunden?", fragte er lächelnd.
Alec musste grinsen.
„Könnte sein."
Dann waren sie an der Reihe. Magnus kaufte Kaffee, Croissants und einen Bagel mit Frischkäse für jeden und sie begannen über den Campingplatz zu schlendern.

Festival der Liebe- A Malec StoryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt