14. Panik

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Die Zeit verging viel zu schnell mit Magnus in seinen Armen. Lange hatten sie sich geküsst und gegenseitig zärtlich ihre Körper erkundet. Magnus hatte ihm noch einmal einen unvergesslichen Orgasmus geschenkt und Alec hatte sich ausgiebig dafür revanchiert.
Nun befanden sie sich auf dem Weg zu Alecs Zeltplatz. Arm in Arm und vor Glück strahlend bahnten sie sich ihren Weg durch den stetig fallenden Regen. Der Himmel hatte sich weiter verdunkelt und es sah nicht danach aus, als ob sich das bald ändern würde. Auch der Wind hatte zugenommen und trieb die Wolken vor sich her, aber nichts konnte Alecs Glück in diesem Moment zerstören.
Als sie zu seinem Zeltplatz kamen war Simon gerade dabei unter einem Sonnenschirm den Grill anzuzünden und die anderen saßen lachend unter ihrem Pavillon. Wie man an den leeren Dosen unter dem Tisch sehen konnte, hatten sie sich die Zeit mit ziemlich viel Bier vertrieben.
„Hi, ihr zwei. Ihr kommt mal wieder genau richtig. Der Grill ist gleich an.", sagte Jace und hielt ihnen zwei Dosen entgegen.
„Bier?"
„Ja, danke Jace.", erwiderte Alec, löste sich von Magnus und nahm das Bier entgegen. Clary setzte sich auf Jace Schoß, so dass sie sich beide auf einen Stuhl setzen konnten.
„War ja klar, dass das Wetter am letzten Tag nochmal umschlagen musste. Wäre ja auch zu schön gewesen, nur Sonne zu haben.", sagte Izzy und zog ihre Jacke fester um sich. „Wir müssen uns auf jeden Fall regenfest machen, bevor wir losgehen."
„Kein Problem. In meinem Bus liegen genug Müllsäcke und Klebeband für alle.", sagte Simon, während er mit einer Pappe den Kohlen Luft zu fächerte. Izzy schnaubte.
„Ich hülle diesen Körper doch nicht in Müllsäcke. Ich dachte an Regenjacke und Gummistiefel." Simon legte die Pappe beiseite und ging dann grinsend auf Izzy zu.
„Wer hat hier nochmal die meiste Festivalerfahrung? Du willst doch nicht bis auf die Unterhose nass werden, oder?" Er beugte sich zu ihr und gab ihr einen Kuss. Dann sah er in den dunklen Himmel.
„Es sieht nicht danach aus, als ob sich das Wetter in nächster Zeit ändern würde und wenn wir stundenlang im Regen stehen, brauchen wir schon etwas mehr als eine Regenjacke.", fügte er hinzu. Izzy verdrehte die Augen. Alec musste grinsen. Isabelle hasste es belehrt zu werden, aber noch viel mehr hasste sie es schlecht gekleidet zu sein. Normalerweise würde sie jetzt zickig werden und protestieren, aber Simon schien ihr wirklich viel zu bedeuten. Sie atmete einmal tief durch und gab sich dann geschlagen.
„Wenn du meinst, dann packen wir mich eben in Müllsäcke." Simon lachte, ging dann zu seinem VW-Bus und holte einen roten Regenmantel heraus. Damit ging er grinsend auf Izzy zu.
„Du glaubst doch nicht wirklich, dass ich mein Baby in Müllsäcken herumlaufen lasse, oder?" Izzy schaute ganz verblüfft und ging Simon dann strahlend entgegen.
„Du hast mir einen Regenmantel besorgt? Du bist unglaublich, Simon." Dann umarmte sie ihn stürmisch und gab ihm einen langen Kuss.
Nachdem sie die restlichen Steaks und Würstchen verputzt hatten, machten sie sich daran, sich vor dem Regen zu schützen. Zusätzlich zu ihren Regenjacken und Gummistiefeln umhüllten sie ihre Beine mit den Müllsäcken und bastelten sich Regencapes. Auch Izzy stimmte zu ihre Beine zu verhüllen, schließlich sah man das unter dem Regenmantel nicht. Außerdem bastelten sie sich Tetra-Pak-Halter aus Klebeband, um sich mit Saft zu versorgen auf dem Festivalgelände. Sie waren sich einig, erst einmal genug Alkohol getrunken zu haben. Die restlichen Dosen würden sie sich für Ihre persönliche After-Show-Party aufsparen.
Alec musste lachen, als er sie alle fertig eingepackt vor sich sah. Izzy stach mit ihrem roten Regenmantel deutlich aus der Gruppe hervor und war die Einzige, die ein strahlendes Lächeln auf den Lippen hatte.

Zuerst steuerten sie die Newcomer-Bühne an, auf der in ein paar Minuten „Montreal" spielen sollten. Trotz des Regens und des immer stärker werdenden Windes war die Stimmung ausgelassen und die Band wurde gebührend gefeiert. Beim letzten Song „Endlich wieder Discozeit" rastete die Menge noch einmal völlig aus und Alec und die anderen feierten ausgelassen mit.
Danach gingen sie zur Hauptbühne und quetschten sich wieder in die erste Welle. Als nächstes standen „Disturbed" und „Stone Sour" auf dem Programm. Beide Bands waren ausgesprochen gut und ließen die Zeit wie im Flug vergehen. Alec genoss jeden Augenblick mit Magnus an seiner Seite und schmiegte sich eng an ihn, als er ihn bei „Through glass " von hinten umarmte. Er fühlte sich so glücklich und frei wie noch nie und nahm den Regen gar nicht wirklich wahr, wenn er in Magnus wunderschöne Augen blickte.
Auch „Volbeat" brachte die Menge zum kochen und bei „Heaven nor Hell" war es Alec, der Magnus in einen Circle-Pit zog und begeistert mit ihm darin eintauchte. Als „Volbeat" geendet hatten standen sie wartend vor der Bühne. Mittlerweile goss es wie aus Eimern und der Wind peitsche den Regen in alle Richtungen. Alec war froh, dass er auf Simon gehört und seine Beine verhüllt hatte, denn der Regen schien, trotz der vielen Menschen, auch von unten zu kommen. Magnus schmiegte sich eng an ihn und sah ihn dann strahlend an.
„Ich weiß, die Umstände könnten besser sein, aber ich kann nicht länger warten." Er schob sich vor ihn und umschloss seine Taille mit seinen Händen. Alec blickte ihn fragend an.
„Alexander, wir kennen uns erst seit drei Tagen, aber ich bin mir jetzt schon sicher, dass ich keinen Tag mehr ohne dich verbringen will." Magnus machte eine kurze Pause, bevor er weitersprach. „Ich habe mich in dich verliebt und ich möchte mit dir zusammen sein..." Unsicher sah er ihn an.
Alec schluckte. Es fühlte sich an, als würde er schweben, als er die Bedeutung von Magnus Worten erfasste. Er nahm nichts mehr um sich herum wahr. Weder den Regen, den Wind, noch die ganzen Menschen um sie herum. Sein Innerstes drohte zu zerspringen, weil er nicht wusste wo er mit den ganzen Gefühlen hin sollte, die auf ihn einprasselten. Magnus Gesicht unter der Kapuze war klitschnass und sein Kajalstift war verschmiert, trotzdem dachte Alec, dass er nie etwas Schöneres gesehen hatte. Er umfasste sein Gesicht und sah ihn mit loderndem Blick an, während er sich zu ihm beugte.
„Das will ich auch, Magnus.", hauchte er an seine Lippen, um sie dann mit seinen zu verschließen. Alec legte all seine Gefühle in diesen Kuss und Magnus tat es ihm gleich. Sie klammerten sich aneinander und gaben sich ganz ihren Emotionen hin.
Plötzlich zerriss ein ohrenbetäubender Donnerschlag die Stille ihres Kokons und sie zuckten erschrocken auseinander. Atemlos sahen sie sich an und blickten dann beunruhigt in den Himmel. Sie hatten überhaupt nicht bemerkt, dass sich der Regen in ein ausgewachsenes Gewitter verwandelt hatte und der Donner war wirklich angsteinflössend. Alecs Puls raste und das nicht nur wegen Magnus.
In dem Moment zuckten die ersten Blitze über den Himmel und der Wind nahm nochmals an Stärke zu. Alec sah sich um und blickte in die erschrockenen Gesichtet seiner Familie, seiner Freunde und seines Freundes. Trotz der widrigen Umstände durchströmte Alec ein warmes Gefühl, bei dem Gedanken daran, dass Magnus jetzt sein Freund war. Er nahm seine Hand und blickte die anderen an. Irgendwie übernahm sein Beschützerinstinkt wieder die Oberhand.
„Wir sollten zurück zu unserem Zeltplatz gehen. Das Gewitter sieht nicht gut aus.", sagte er ernst.
„Und wenn das zu schlimm werden sollte, würde der Veranstalter reagieren und das Ganze abbrechen. Also keine Panik Leute. Green day lasse ich mir nicht entgehen.", entgegnete Simon unerschütterlich.
Ein weiterer Blitz zuckte über den Himmel, diesmal ziemlich nah und der Donner ließ nicht lange auf sich warten. Wieder zuckten sie erschrocken zusammen und lauschten dann der Ansage aus den Lautsprechern, die ihnen mitteilte, dass das letzte Konzert wegen der Wetterbedingungen abgesagt werden musste und sich die Leute ruhig, aber zügig zurück zu ihren Zelten begeben sollten. Simon seufzte und blickte beleidigt zu Boden.
„Na toll, hätte ich mal meine Klappe gehalten."

Festival der Liebe- A Malec StoryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt