KAPITEL 21

1.4K 63 1
                                    

POV Beca

„So, dann wollen wir mal sehen." Er sah sich meinen Fuß kurz an. Dann fuhr er fort: „Ich kann durch das viele Blut nicht so viel sehen aber es sieht ganz danach aus als müssten wir das nähen. Es wäre kein Weltuntergang wenn sie es nicht machen würden aber sie haben sich, als sie sich die Glasscherbe aus der Fußsohle gezogen haben, den Schnitt nur noch vergrößert und noch ein paar Blutgefäße aufgerissen und zerschnitten."

Also dass es so schlimm ist dass man es nähen muss hätte ich jetzt nicht gedacht aber ich mache lieber das was er sagt. Ich will nicht noch mehr darunter leiden und mit Chloe noch eine schöne Zeit hier verbringen.

„Okay, ich würde es machen aber ich will nicht ins Krankenhaus."

„Oh nein, wir können das auch hier machen, allerdings haben wir das Betäubungsmittel unten im Wagen gelassen."

„Ach das geht auch ohne!"

„Sind sie sich sicher?"

„Ja, ziemlich." Wenn ich eines gibt wovor ich Angst habe dann sind es Krankenhäuser. Als ich 15 war, ist meine einzige und beste Freundin nach einem tragischen Autounfall im Krankenhaus gestorben. Seit dem war ich nie wieder an so einem Ort. Natürlich beim Arzt aber niemals im Krankenhaus. Es erinnert mich an zu viele schlimme Sachen. Therapien, Leichen, Operationen... Das alles habe ich schon erlebt oder gesehen. Ich würde alles dafür tun, nie wieder dahin gehen zu müssen.

„Was?! Beca nein! Das tut scheiße weh ohne Betäubung, glaub mir!"

„Ich weiß was ich mache. Das ist einfach wie ein Tattoo, oder?!"

„So ähnlich." Der Arzt musste grinsen. Er führte uns zu eine der Liegen. Ich legte mich auf den Bauch und Chloe kniete sich neben mein Gesicht so dass wir jetzt auf Augenhöhe waren. Ich schloss kurz die Augen und gerade als ich sie wieder öffnen wollte legten sich zwei zarte Lippen auf meine. Nach einigen Sekunden, die viel zu schnell verflogen waren, löste sie sich wieder von mir.

„Ich werde jetzt mit dir reden okay?! Du konzentrierst dich nur auf mich und auf nichts anderes! Wenn du an die Nadel in deinem Fuß denkst, sind deine Nerven weg und du wirst höllische Angst haben. Also bleib mit deinen Gedanken bei mir!" Chloe meinte es ernst. Das wusste ich auch. Ich wollte aber nicht klein und schwach wirken deswegen nickte ich, „Ich weiß."

„Ist klar.", sagte sie ironisch.

POV Chloe

„Sie hören sich wie jemand an der Ahnung davon hat.", sagte der Arzt während er seine Utensilien herausholte und sie zurecht legte.

„Oh! Gut das sie das sagen. Ich mache gerade eine Ausbildung zur Ärztin und habe aber nicht so ein gutes Gefühl bei meinen Prüfungen und Übungen."

„Machen sie sich keine Sorgen. Das wird schon, sie schaffen das. Wollen sie beim Nähen zugucken? Ich könnte ihnen einiges erklären wenn sie wollen."

Eigentlich wäre das ja gar keine schlechte Idee aber Beca braucht mich jetzt, ob sie es zugeben will oder nicht. Sie ist wichtiger als diese blöde Prüfung. Der Arzt hat Recht! Ich schaffe das irgendwie. „Das ist wirklich nett aber ich muss mich um meine Freundin kümmern."

„Chloe das klingt als wäre ich 6. Gehe nur zusehen. Ich schaff das.", sprach Beca ein.

„Das denke ich nicht.", nuschelte ich leise vor mir hin und fing an mich wieder auf Beca zu konzentrieren als der Arzt säuberte schnell so gut es ging die Wunde. Beca zuckte zusammen als sich das Desinfektionsmittel über ihrer Wunde ausbreitete und schließlich auf den Boden tropfte. Ich musste leicht anfangen zu grinsen.

„Was ist?! Findest du das etwa lustig? Ich werde dir danach mal zeigen was lustig ist du-"

„Du wirst also gleich wieder aggressiv, ja? Wenn ich das gewusst hätte, dann hätte ich mir ja auch angucken können wie man richtig näht."

Beca sah mich ausdruckslos an. Und dann kam der erste Einstich...

„Ah, FUCK!"

Ich sah sie mit hochgezogenen Augenbrauen spielerisch an und drehte mich wenige Sekunden zum Arzt um, um zu ihm zu gehen.

Beca reagierte und hielt mich am Arm fest. „Chloe! Bitte... Bleib bei mir. Ich brauch dich."

Ich lächelte und kniete mich wieder neben sie. Warum nicht gleich?

„Okay, dann erzähl mir was. Irgendwas... Irgendwas, was ich noch nicht weiß."

Beca sah mich fragend an und dann stach der Arzt wieder ein. „Ah! Scheiße. Oh mein Gott Chloe die Fäden fühlen sich so ekelig an!"

Bei dieser Aussage musste ich schmunzeln. „Das ist aber etwas was ich schon weiß. Ich will was Neues wissen." Ich nahm ihre Hand. Und sie... biss sich auf der Unterlippe herum und warte wahrscheinlich auf den nächsten Stich. „Du sollst aufhören dir auf deiner Unterlippe herum zu beißen. Immerhin gehört sie auch mir!" Jetzt unterbrach sogar der Arzt für wenige Sekunden seine Arbeit und musste schmunzeln.

„Ach ja?"

„JA! Und ich weiß ganz genau was du denkst. Ich nerve dich."

„Was? Nein tust du nicht. Du-„

„Aber weißt du was?", unterbrach ich sie, „Ich darf das. Und weißt du warum?"

Sie sah mich an und erwartete dass ich ihr es sagte.

„Ich bin deine Freundin. „

„Deswegen?" Sie lachte.

„Japp. Und es ist gerade meine Aufgabe dich abzulenken." Der nächste Stich kam und Beca zog die Luft scharf mit zusammen gebissenen Zähnen ein. Ich streichelte mit meinem Daumen über ihren Handrücken, was sie etwas zu beruhigen schien, denn bei den nächsten Stichen Biss sie nur noch die Zähne zusammen.

„Jetzt erzähl mir endlich was. Ich weiß du redest nicht gerne über dich aber ich habe jetzt das Recht alles über dich zu erfahren."

„Chloe was soll ich dir denn neues erzählen? Da gibt es nichts."

Ich musste seufzen. Der Arzt schien es bemerkt zu haben. „Stellen sie ihr Fragen."

„Na danke, auf welcher Seite sind sie eigentlich? Sie wird mich jetzt irgendwelche privaten und versauten Fragen stellen und sie werden zuhören und es dann der ganzen Welt erzählen."

„Ich habe eine Schweigepflicht. Ich werde nicht hinhören. Außerdem werden wir uns danach nie wieder sehen."

„Genau! Also, fangen wir an." Ich musste eine Weile überlegen bis mir eine Frage einfiel. Aber da war dann doch eine Frage die ich wissen wollte...

„Ähm okay... Ich weiß diese Frage willst du mir nicht beantworten aber du musst dich ablenken."

„Chloe, wenn es wieder um die Trennung mit Jesse geht dann-„

„Beca! Nein, es geht um etwas anderes." Ich erschrak selber etwas vor mir, da ich ernst klang. Aber das Thema schien Beca wirklich zu beschäftigen... Und ich wollte das sie sich nicht ihr ganzes leben lang davor verstecken müsste. Früher oder später müsste sie es eh tun...

Ocean eyes -BECHLOE//beendet//Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt