Liebes Tagebuch

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Liebes Tagebuch,

Ich stelle mich mal vor:

Mein Name ist Ruby, ich bin vierzehn Jahre alt, meine Haare sind braun, genau wie meine Augen und ich habe eine Katze.

Mein größtes Hobby ist zeichnen. Ich habe einen ganzen Schrank voll Skizzenblöcke. Alle sind voll. Mein Zimmer ist tapeziert mit Bleistiftskizzen. Auf manchen sieht man Augen und auf manchen Tiere oder Menschen.

In der Schule bin ich durchschnittlich. Das heißt nicht zu gut und nicht zu schlecht. Aber im Zeugnis habe ich nie eine schlechtere Note als eine vier. Am schlimmsten finde ich Mathe. Dafür interessiere ich mich nicht. Außerdem kann es unser Lehrer gar nicht leiden, wenn ich in mein Heft male.

Nach der Schule treff ich mich fast nie mit anderen Leuten. Ich mag keine Menschen. Okay, schon, aber nicht alle. Die meisten nicht. Manchmal geh ich Eisessen. Aber meistens fahr ich direkt nach Hause und zeichne irgendwas.

Ich mag es nicht, wenn jemand sagt, dass ich gut zeichnen kann. Ich mag allgemein keine Komplimente. Das ist unnötig und irreführend. Die meisten meinen es ja sowieso nicht so. Sie sagen es sieht schön aus, weil man das eben so sagt. Früher haben ich die Leute nach ihrer Meinung gefragt. Jetzt nicht mehr. Die sagen eh alle das Gleiche: Das ist aber schön. Kritik bekommt man heutzutage sowieso nicht mehr. Es ist ja alles so wunderschön. Von wegen.

Aber jetzt bin ich abgeschweift. Vermutlich weil es nichts mehr über mich zu sagen gibt. Ich bin nicht so besonders. Das ist eigentlich niemand. Es wollen nur alle besonders sein. Aber wenn alle besonders sind, dann ist wohl niemand mehr besonders... Aber egal! Ich wollte dir, liebes Tagebuch eine Geschichte erzählen.

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