24. Dezember

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Ich steh neben dem Weihnachtsbaum und höre meiner Familie beim Weihnachtslieder singen zu. Ich soll auch mitsingen. Will ich aber nicht.

Der letzte Ton wird gesungen und ich atme erleichtert auf. Ich hasse Weihnachten. Ein so unnötiges Fest. Fast so unnötig wie Halloween. Aber zumindest nicht so sinnlos wie Ostern. Das ist das schlimmste.

Meine Mutter verkündet gerade fröhlich die Beschehrung. Für mich waren auch einige Geschenke dabei. Alles Bleistifte oder Skizzenblöcke. Wie jedes Jahr.

Hoffentlich geht das Fest schnell vorbei. Wird es vermutlich nicht sein, aber man sagt ja immer: "Die Hoffnung stirbt zu letzt".

Wobei das heutzutage gar nicht mehr stimmt. Die Hoffnung stirbt nur noch zu letzt, weil sie eigentlich gar nicht richtig da ist. Und was nicht da ist, das kann auch nicht sterben, oder?

Sterben ist sowieso ein heikles Thema. Eigentlich ist es das normalste von der Welt, aber drüber reden will trotzdem keiner. Ich auch nicht.

Na ja, jedenfalls steht meine Mutter jetzt auf. Sie lacht fröhlich über einen Witz, den mein Vater gemacht hat und geht dann in die Küche. Das heißt, dass es bald Essen geben wird.

Ich sitze etwas verloren im Zimmer zusammen mit meinem Vater und meinen Großeltern. Ich hole einen Block aus meiner Tasche und beginne zu zeichnen.

Auf dem Bild ist ein Junge. Ich kenne ihn. Er ist mit mir in meinem Englischkurs. Ich mag ihn nicht.

Und trotzdem zeichne ich ihn seit ein paar Tagen immer wieder.

Das ist mir schon öfter passiert, dass ich irgendwen gezeichnet habe, den ich kenn. Aber noch nie so oft.

"Und, wie läuft es bei dir so in der Schule?", will meine Großmutter jetzt wissen. Die Standartfrage.

"Geht so. Und bei dir?", sage ich ohne meinen Blick zu heben. Meine Großeltern fangen an zu lachen. Ich hab es nicht lustig gemeint. Vielleicht hören sie jetzt wenigstens auf mit mir zu reden.

Der Rest des Abends verläuft ähnlich und ich bin froh, als ich endlich ins Bett gehen darf. Ich hasse Weihnachten. Und ich hasse Menschen.

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