Freunde

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Freddie und ich verziehen uns in mein Zimmer. Ich setze mich auf mein Bett. Freddie steht verloren mitten im Raum. "Setz dich doch hin!", meine ich. Er setzt sich neben mich.

Plötzlich fällt mir siedendheiß etwas ein. Ich werde rot. An der Wand hinter mir hängt ja noch das Bild, das ich von ihm gezeichnet habe. Während er sich im Raum umsieht versuche ich ebendieses unauffällig abzuhängen.

Es gelingt mir nicht und so setze ich mich einfach davor, um es vor seinen neugierigen Blicken zu schützen. Seltsam, normalerweise wäre mir so etwas ziemlich egal. Freddie macht mich wirklich noch wahnsinnig.

"Ähm... Ruby", fängt Freddie nun an. Ich schaue fragend. "Ach, nicht so wichtig!" Ich schaue ermutigend, zumindest versuche ich es. Er scheint es zu erkennen, denn er antwortet: "Weißt du, irgendwie hätte ich nie gedacht, dass wir mal zusammen in einem Raum außerhalb der Schule sein würden. Ich muss sagen, ich fand dich früher immer ein wenig sonderbar." Er lächelt schuldbewusst. "Ja, ich auch nicht! Ich fand dich immer dämlich. Ich meine, wir kennen uns ja kaum. Trotzdem finde ich dich mittlerweile recht sympathisch", steuere ich ein wenig dumm bei und versuche weiterhin das Bild zu verdecken.

"Also um eine Sache klarzustellen...", beginnt Freddie und fragt dann: "Freunde?" Ich grinse ihn völlig untypisch für mich an und antworte: "Natürlich, Freunde."

Und plötzlich habe ich einen Kumpel. Ich muss lachen. Freddie schaut mich irritiert an, aber ich winke nur kurz ab.

Wir sitzen eine Weile da, Freddie, mein Kumpel, und ich. Und wir unterhalten uns. Über Gott und die Welt und über Mary.

Ich erfahre, dass Freddie ziemlich stolz auf Marys Musik ist. Verständlich, bin ich auch. Er redet mehr als ich. Kein Wunder, ich rede nicht gerne. Es scheint ihn nicht zu stören.

Irgendwann, ich habe die Zeit aus den Augen verloren, kommt Mum ins Zimmer. Ich bin irritiert. "Ruby Schatz, ich weiß ja nicht, wann Freddie zu Hause sein muss, aber es ist bereits halb zehn!"

Freddie schaut auf seine Uhr. "Oh, verdammt, ich muss wirklich los!", ruft er aus. Mum ist bereits wieder nach unten verschwunden. "Wollen wir uns morgen oder so nochmal treffen?", frage ich und bin dabei sogar ein wenig schüchtern.

"Klar, gerne! Wir schreiben uns dann!", meint Freddie, drückt mich kurz an sich und verschwindet dann, nicht ohne mir eine Verabschiedung zu zurufen.

Als er weg ist bin ich wieder allein mit meinen Gedanken. Ich denke dummerweise an ihn. Wieso? Er war doch eben noch hier. Und jetzt denke ich über ihn nach? Ich kommemir ziemlich dämlich vor, ich war doch noch nie so. Vor allem nicht bei einem Kumpel. Ich habe gehofft, dass das ganze aufhören würde, als wir offiziell Freunde geworden sind, aber jetzt sitze ich trotzdem total stumpfsinnig auf meinem Bett und denke total bekloppt an Freddie. Irgendetwas stimmt mit mir eindeutig nicht.

Mit dieser Einsicht gehe ich ins Bad, putze mir die Zähne und lege mich dann, nachdem ich mich umgezogen habe, in mein Bett. Normalerweise bin ich nicht der Typ, der so früh schlafen geht, aber heute will ich einfach nicht mehr wach sein. Ich rufe meinen Eltern aus dem Bett aus ein "Gute Nacht!" zu und mache das Licht aus. Es dauert noch eine Weile, aber schließlich schlafe ich ein.

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