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„Wo habt ihr euch denn rumgetrieben?" Mit geröteten Wangen betraten Hannah und Paddy das Esszimmer, wo bereits alle an einer langen Tafel saßen. „Spazieren. Ihr habt jetzt aber nicht extra auf uns mit dem Essen gewartet, oder?", fragte Hannah kleinlaut. Patricia schüttelte den Kopf. „Nein, alles gut. Ich hoffe, ihr findet es nicht so dramatisch, dass wir schon angefangen haben." Doch das störte Hannah nicht. Das Essen verlief ausnahmsweise ohne Vorfälle. Allerdings war die Stimmung eine ganz andere als damals, als die ganze Familie noch zu Scherzen aufgelegt war. Selbst Maite war sehr angespannt, da am nächsten Tag die Pressekonferenz stattfinden sollte. Hannah bemerkte ihre Nervosität und versuchte Maite ein wenig auf andere Gedanken zu bringen. „Meinst du wir können Gymnich mal erkunden? Nur wir zwei? Vielleicht können wir in der Stadt irgendwo etwas trinken gehen." Maite überlegte eine Weile, stimmte jedoch zu.

Maite wollte sich noch umziehen und Hannah beschloss unten zu warten. In der Wartezeit zog sie sich ihre Schuhe an, während Paddy sich darüber wunderte, dass sie sich nochmal anzog. „Was hast du denn noch vor?" „Ich gehe mit Maite ein bisschen die Gegend erkunden. Vielleicht finden wir etwas Nettes, wo wir noch etwas trinken können." Paddy schaute bedröppelt drein: „Ich dachte, wir machen uns einen schönen Abend zu zweit." Nachdem Hannah ihre Schuhe angezogen hatte, ging sie auf ihn zu. „Maite geht es doch auch nicht so gut und sie hat so ein Bammel vor Morgen." „Aber das ist doch nicht die erste Pressekonferenz, die wir geben." Sie zuckte mit den Schultern. „Ich weiß, aber sie braucht ein wenig Ablenkung und ich habe es ihr versprochen." Paddy gab zur Antwort ein Brummen von sich. „Ach komm, sei nicht so. Wir sind bestimmt nicht lange weg und heute Abend bin ich dann doch bei dir. Oder bist du keine Nachteule mehr und gehst früh schlafen?" Hannah umarmte Paddy und wollte ihn einen Kuss geben, doch er drehte beleidigt seinen Kopf zur Seite. „Jetzt hör auf zu Schmollen!" Just in diesen Moment kam Maite die Treppe hinunter: „So, wollen wir dann los?" Hannah gab Paddy einen flüchtigen Kuss auf die Wange und schaute entschuldigend. „Klar, es kann losgehen. Wir sehen uns später, ok?" Widerwillig nickte Paddy, während Hannah und Maite sich auf den Weg in die Stadt machten und verzog sich in seinem Zimmer.

Gemütlich gingen sie die Straße entlang, die in den Stadtkern führte. Es waren kaum Menschen unterwegs. Hin und wieder kamen vereinzelt Radfahrer oder Leute entgegen, die mit ihren Hunden spazieren gingen. In der Innenstadt waren jedoch schon mehrere Leute unterwegs, aber bei weitem nicht mit dem Trubel in Köln vergleichbar. Einige jüngere Passanten starrten die beiden jungen Frauen an. Wahrscheinlich erkannten sie Maite, doch keiner traute sich sie anzusprechen, was Maite nur entgegen kam. Aufmerksam gingen die beiden durch die Stadt, blieben an einigen Schaufenstern stehen und betrachteten die ausgestellten Dinge, die in den Läden gekauft werden konnten. Vor einer kleinen Bar machten sie halt und studierten die Getränkekarte: „Schau mal hier gibt es eine Happy Hour. Was meinst du?" Maite war für ihre Verhältnisse sehr verhalten. „Frau Kelly, jetzt reicht es. Komm mal auf andere Gedanken. Wir gehen da jetzt rein und haben einen schönen Abend." Hannah fing an zu lachen. „Dass ich mal zu deinen Mitteln greifen muss, um dich aufzuheitern, hätte ich auch nie gedacht." Über Maites Gesicht huschte ein leises Lächeln. „Siehst du. Wenn du das Lächeln jetzt auch permanent auf dein Gesicht zaubern könntest, könnten wir heute Abend sogar ein wenig Spaß haben und vor allem du mal alles hinter dir lassen." Sie zog ihre Freundin in die Schenke und steuerte direkt auf die Bar zu. „Wir hätten gerne zwei Mai Thai." Der Barkeeper nickte und die beiden setzten sich an einen Tisch, von dem aus sie auf die Straße blicken konnten. „Hast du etwas von Kira gehört?", fragte Hannah, um Maite zum Reden zu ermutigen. „Ja, hab ich. Ihr geht es gut und sie kommt auch bald mal vorbei." „Oh wie cool und wann? Vielleicht komme ich dann auch nochmal hierher. Ich habe sie jetzt auch schon länger nicht mehr gesehen." Maite zuckte mit den Schultern. „So genau weiß ich das leider nicht, aber Angelo weiß das bestimmt besser." Hannah grinste. „Die beiden passen aber auch irgendwie gut zusammen." „Mhh, ja. Da bin ich deiner Meinung." Eine peinliche Stimmung trat ein, die Hannah so noch nicht kannte. „Maite, was ist los? Was zieht dich so runter?" Ihre Unterhaltung wurde zu Maites Vorteil von einem Kellner unterbrochen, der ihnen die Cocktails brachte. „Also dann, auf einen schönen Abend." Sie stießen an und Hannah nahm die Frage wieder auf. „Was ist los?" „Hannah, ich weiß es echt nicht. Ich fühle mich total ausgelaugt." „Das ist doch schon mal ein Anfang." Sie nahm einen großen Schluck und Maite tat es ihr gleich. „Wenn ich könnte, würde ich einfach den ganzen Tag schlafen und nichts tun." „Wieder eine Erkenntnis mehr und Prost." Maite schüttelte ihrer besten Freundin ihr Herz aus, dass ihr zurzeit alles zu viel wird, ihr die Situationen mit Jimmy und Barby sehr nahe gehen, sie ihre Freundinnen vermisst und dass sie sich nach einen festen Freund sehnt. „Nein, Hannah. Ich werde nie jemanden finden. Paddy kann von Glück reden, dass er dich hat. Wirklich! Ich will auch so etwas haben. Wenn ihr nicht heiratet, dann vergesse ich mich. Ich hab ja schon immer gesagt, ihr gehört zusammen." Mit roten Wangen bastelte Maite ihren Traummann zusammen und fing an zu schwärmen. Sie und Hannah hatten schon einige Cocktails intus und auch Hannah merkte den Alkohol im Kopf, während dieser bei Maite die Zunge löste. „Wenn so ein Mann vor mir stehen würde, würde ich den nicht von der Bettkante stoßen und ihn sofort heiraten. Wenn dieser dann mal auftaucht." „Maite, du wirst auch irgendwann Mr. Right finden, glaub mir. Irgendwann taucht er einfach auf und ehe du dich versiehst, bist du verheiratet und hast Kinder." Maite lachte: „Hannah, du bist echt die beste Freundin die man haben kann, wirklich." Hannah fing an zu grinsen. „Ich glaube, wir sollten uns so langsam auf den Rückweg machen und vielleicht bestellen wir vorher noch ein Glas Wasser." Maite rieb sich die Schläfen und stimmte ihr zu.

Nachdem sie jeder ein Glas Wasser getrunken hatten, traten sie den Rückweg zum Schloss an. Sowohl das Wasser als auch die frische Luft erfüllten ihren Zweck und verdrängten den Alkohol. „Das hat wirklich gut getan. Danke!" Doch Hannah winkte ab: „Du brauchst dich nicht bei mir zu bedanken. Dafür sind Freunde doch da." „Vielleicht fange ich wirklich einmal an, mir alles von der Seele zu schreiben." „Das kann nur helfen.", bestärkte Hannah Maites Vorhaben. Im Schloss angekommen, wünschte sie Maite eine gute Nacht und ging in ihr Zimmer, wo sie bereits sehnsüchtig erwartet wurde.

Zwischen Liebe und FreundschaftWo Geschichten leben. Entdecke jetzt