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„Das ich das nochmal erleben darf!" Joey lachte und haute Paddy auf die Schulter. Das Konzert war vorbei und die ganze Familie, Kira und Hannah inbegriffen, machten es sich im großen Wohnzimmer vor dem Kamin gemütlich. „Unser Perfektionist vergisst seinen Text und das vor tausenden von Leuten. Wie fühlt es sich an?" „Ha, ha, ha, sehr witzig. Ich lache später drüber.", knurrte Paddy. „Hey mach dir nichts draus, ich habe auch schon mal meinen Text vergessen", scherzte Angelo und dachte an den einen Texthänger zurück, als sie noch Straßenkonzerte gaben. Hannah genoss den Trubel um sich herum. Jetzt vor Weihnachten waren alle in einer besinnlichen Stimmung und die Familie rutschte wieder enger zusammen. Sie ließ ihren Blick zu jedem einzelnen Schweifen; Kira und Angelo, die zusammen auf einem Sessel saßen; Joey, der Paddy ärgerte, Barby, die konzentriert vor dem Kamin saß und zeichnete, Kathy, die mit Sean puzzelte, Patricia und John, die sich angeregt unterhielten und Maite, auf deren Schoß ihr Kopf lag. „Jetzt fehlt eigentlich nur noch Jimmy.", dachte Hannah laut und riss dadurch Maite aus ihren Gedanken. „Was? Ach ja, Jimmy. Der kommt erst am 25. Ich freue mich schon tierisch ihn wieder zu sehen." Hannah stimmte ihr zu. „Weißt du was mir gerade einfällt, ich soll dich von Joelle grüßen." Verwundert richtete sich Hannah auf. „Von der habe ich ja schon ewig nichts mehr gehört. Wie geht's ihr?" Maite lächelte: „Ich ehrlich gesagt auch nicht, aber letztens haben wir ziemlich lange telefoniert und uns auch getroffen. Ihr geht es wirklich gut, studiert immer noch, ist da aber sehr erfolgreich. Sie freut sich übrigens tierisch für dich und Paddy." Hannah schnaufte. „Meint sie das ernst oder sagt sie das nur so?" Sie konnte Joelle immer noch nicht gut einschätzen, was ihre Aussagen betraf. Maite hingegen schüttelte energisch den Kopf. „Nein, wirklich. Sie meinte das aufrichtig und ehrlich." Doch Hannah hörte nicht mehr richtig zu. Irritiert richtete sie sich auf und starrte auf die kleine Wölbung ihres Bauches. Maite betrachtete sie und wurde skeptisch. „Hannah, ist alle in Ordnung?" Hannah hob die Hand und gebot Ruhe, während sie mit der anderen konzentriert über ihren Brauch strich und abrupt diese auf der linken Seite erstarrte. „Oh mein Gott, Maite. Es bewegt sich. Fühl mal." Hannahs Augen strahlten. Maite quiekte und lenkte die Aufmerksamkeit von Kira und Angelo auf sich. Sie sprang auf, kniete sich vor Hannah nieder und grinste breit, als Hannah ihre Hand nahm und sie auf die Stelle ihres Bauches drückte, an der sie die leichten Bewegungen spürte. Gebannt wartete Maite auf eine Reaktion, die sie relativ schnell zu spüren bekam, wodurch ihr Quieken noch freudiger wurde. „Paddy, das musst du dir ansehen! Schnell!" Verwunderte wendete Paddy den Blick von Joey. Als er seine kleine Schwester sah, wie sie vor Hannah kniete, sprang er auf und eilte zu ihnen. „Es hat sich bewegt." Behutsam legte er seine Hand auf die Stelle, wo zuvor Maites Hand verweilte und konzentrierte sich, doch er spürte nichts. Eine Weile tasteten er und Hannah ihren Bauch ab, doch sie nahmen keine weiteren Bewegungen mehr wahr. Enttäuscht gab Paddy auf und ließ seinen Kopf auf Hannahs Beine sinken. „Das ist so ungerecht." Maite fing an zu lachen. „Tja, was soll ich sagen? Ich habe eben einen Draht zu Kindern und bin halt eine super Tante." Hannah tätschelte ihren Freund den Rücken. „Es wird sich jetzt bestimmt öfter mal bewegen und dann bist du der Erste, der es erfährt." Kira und Angelo gesellten sich zum Dreiergespann und unterhielten sich angeregt über alle möglichen Dinge. Hannah merkte, wie sie schläfrig wurde und beschloss zu Bett zu gehen. Maite und Kira schlossen sich ihr an, so dass nur noch Paddy und sein jüngerer Bruder vor dem Kamin saßen. „Das ist doch alles verrückt. Ich bin mit Kira zusammen, du bekommst ein Kind und da draußen kreischen die Fans. Was gibt es besseres?" Paddy lächelte matt. „Zeit? Ruhe?" „Bist du nicht zufrieden, so wie es jetzt ist?", fragte Angelo verwirrt. Doch sein Bruder zuckte nur mit den Achseln. „Keine Ahnung." Angelo musterte seinen Bruder, der gedankenverloren in die Flammen starrte. Irgendetwas schien Paddy zu beschäftigten, doch er fragte nicht weiter nach, sondern klopfte seinen Bruder auf die Schulter. Angelo vermutete, dass er wegen der bevorstehenden Vaterschaft nervös wurde. „Du machst dir zu viele Sorgen. Ihr werdet das prima hinkriegen." Paddy nickte stumm. Seine Gesichtszüge wurden wieder weicher. „Das denke ich auch. Ich sollte jetzt auch langsam ins Bett." Angelo nickte, machte es seinem Bruder gleich und ging ebenfalls zu Bett.

Erschöpft ließ Paddy sich neben Hannah nieder und schlief schnell und traumlos ein. Am nächsten Morgen wurde er von Hannah geweckt. „Paddy? Wach auf!" Er brummte und drehte sich verschlafen auf die andere Seite. „Es ist noch viel zu früh." „Los, du Murmeltier wach auf oder du verpasst es schon wieder!" Verwirrt öffnete Paddy seine Augen. „Was?" Hannah wurde ungeduldig. „Oh man, du bist schlimmer als ich." Sie schnappte sich seine Hand und legte sie auf ihren Bauch. „Es strampelt wie verrückt." Mit einem mal war Paddy hellwach und strahlte über das ganze Gesicht, als er die leichten Tritte vernahm. Er schmiegte sich an ihren Rücken, die Hand fest an ihren Bauch gepresst. „Willst du eigentlich wissen, was es wird?" Hannah legte behutsam ihre Hand auf seine. „Weißt du das etwa?" Sie lächelte still in sich hinein, ehe sie den Kopf schüttelte. Paddy dachte eine Weile über ihre Worte nach. Wollte er das Geschlecht erfahren? Eigentlich hatte er sich darüber keine Gedanken gemacht. „Ich lass mich überraschen. Ich freue mich so oder so. Das Geschlecht ist mir egal."

Sie dösten noch eine kurze Zeit vor sich hin und konzentrierten sich auf die leichten Tritte und Schläge, die an Hannahs Bauchdecke klopften. Paddy musste lachen, als Hannah empört aufschrie. Zuerst dachte er, er hätte ihr in irgendeiner Weise wehgetan. „Von wegen. Der kleine Kickboxer hier tritt gegen meine Blase." Seitdem Hannah das erste Mal ihr Kind spürte, nahm sie dieses jeden Tag wahr und wurde daran erinnert, dass jemand in ihr hauste und sich prächtig entwickelte.

Zwischen Liebe und FreundschaftWo Geschichten leben. Entdecke jetzt