Dunkle Begierde [Kaname Kuran - FF]

1 ◇ Ein Auftrag

Frustriert schmetterte ich meine Fäuste auf den Tisch. „Verdammt nochmal!" Der Schrei lag mir auf den Lippen, meine Stimme bebte vor unterdrücktem Zorn. Wie konnte sie es wagen? Meine Schwester Maja hatte sich tatsächlich meinen Auftrag unter den Nagel gerissen und ihn heimlich ausgeführt. Nun bewunderten wieder alle ihre Fähigkeiten. Wutentbrannt ließ ich mich auf einen Stuhl fallen und schob eine Strähne aus meinem Gesicht.

„Bist du fertig?" Die Stimme meines Sensei drang ruhig an mein Ohr, doch ich nickte nur stumm. Ich wollte ihm nicht in die Augen sehen. Er verstand meinen Ärger, das wusste ich, aber was nützte es schon? Ich hörte, wie er um den Tisch herumging und neben mir zum Stehen kam. Plötzlich fiel etwas Schweres auf den Tisch, und ich zuckte zusammen. „Das hier ist vertraulich. Ich möchte, dass du mich begleitest." Neugierig nahm ich die Akte, die er mir hingelegt hatte, und begann darin zu lesen. Innerlich war ich erleichtert, dass er das Thema Maja nicht weiter vertiefte. Es würde nur in einer Sackgasse enden.

„Eine Versammlung?" Meine Stimme war skeptisch, während ich Toga ansah. Er nickte bedächtig. „Der Rat trifft sich mit dem Vorstand der Vampire. Sie wollen über die jüngsten Ereignisse in der Stadt sprechen." Seine Erklärung war mir bereits aus der Akte bekannt, aber die Bedeutung seiner nächsten Worte ließ mein Herz schneller schlagen. „Ich möchte, dass du als Wache mitkommst."

Ich legte die Papiere zur Seite und lehnte mich nachdenklich zurück. „Seid ihr euch sicher? Was ist mit Maja?" Toga beugte sich vor, seine Hand fest auf dem Tisch. „Sie erkundet die Stadt und schreibt Berichte." Ein triumphierendes Gefühl stieg in mir auf, und ein kurzes Lächeln huschte über mein Gesicht.

„Wann geht es los?" fragte ich und erhob mich mit neuer Entschlossenheit. „Heute Nacht. Packe nur das Nötigste." Ohne zu zögern verließ ich den Raum und machte mich auf den Weg zu meinem Zimmer. Dieses Haus, das als Unterschlupf der Hunters gebaut wurde, war wie eine Festung, sicher vor Vampiren und groß genug, um uns allen Platz zu bieten. Maja und ich lebten hier nun schon seit fast sieben Jahren. Damals war ich gerade zwölf, Maja siebzehn. Unsere Eltern wurden von einem Vampir ermordet. Meine Mutter war eine Jägerin, mein Vater ein einfacher Mensch. Der Vampir suchte Rache - und er bekam sie. Seitdem sind unsere Eltern tot, und Maja und ich wurden hier zu Hunters ausgebildet.

Ich bereue nichts. Im Gegenteil, ich liebe es, Menschen zu helfen. Aber die Beziehung zu Maja hat sich verändert. Wir reden kaum noch miteinander, und wenn, dann nur über die Arbeit. Es fühlt sich an, als sei sie nur eine Kollegin, keine Schwester mehr. Mit einem Seufzen erreichte ich endlich mein Zimmer und begann, das Nötigste zu packen. Ein kribbelndes Gefühl breitete sich in mir aus, eine Mischung aus Aufregung und Nervosität. Noch nie war ich so nah an hochrangige Vampire herangekommen. Mein Herz pochte, als ich die letzten Vorbereitungen traf. Die Nacht würde eine Herausforderung werden, und ich konnte es kaum erwarten.