13 ◇ Der Traum ☑️

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Es wurde langsam dunkel und ich wollte einfach nur noch schlafen. Mein Körper fühlte sich so schwach an und wollte nur noch Ruhe haben. Also verabschiedete ich mich von den beiden und schlug die Richtung ein zum Mädchenwohnheim. Schnell hatte ich das Wohnheim erreicht und rannte praktisch hoch in mein Zimmer. Endlich im Zimmer angekommen, fiel ich auch schon ins Bett. Fürs Umziehen war keine Kraft mehr da. Also lag ich im Bett und schlief so schnell ein, wie es überhaupt nur ging.

Alles um mich herum war in tiefster Schwärze gehüllt. Die Dunkelheit war so dicht, dass sie mich fast zu erdrücken schien, und ich konnte nicht einmal die Umrisse meiner eigenen Hände erkennen. „Hallo?“ rief ich laut in die Finsternis, aber meine Stimme verhallte ohne Echo, verschluckt von der Leere. Nichts. Kein Laut, kein Geräusch – nur bedrückende Stille. Vorsichtig setzte ich einen Fuß vor den anderen, fühlte mich, als würde ich in einem endlosen Abgrund wandeln.

Dann, plötzlich, explodierte ein grelles Licht um mich herum, so blendend, dass ich instinktiv die Augen zusammenkniff und meine Hände schützend davor hob. Es fühlte sich an wie ein Blitz, der die Dunkelheit zerriss, doch genauso schnell, wie es gekommen war, verblasste das Licht wieder. Die Dunkelheit kehrte zurück, aber mein Herz raste noch immer von dem plötzlichen Schock.

„Lucy?“ Die Stimme ließ mich zusammenzucken. Ich wirbelte herum und stand plötzlich Kuran gegenüber. Sein Blick war auf mich gerichtet, durchdringend und voller unausgesprochener Vorwürfe. „Wie konntest du nur?“ Seine Worte waren leise, fast flüsternd, aber sie hallten in meinem Kopf nach wie ein Donnerschlag. Neben mir tauchte Maja auf, keuchend und blutend, ihre Augen voller Schmerz und Verwunderung. Sie kniete auf dem Boden, unfähig, sich zu erheben. Ich wollte zu ihr, wollte ihr helfen, aber mein Körper gehorchte mir nicht. Ich war wie festgefroren, als ob unsichtbare Ketten mich an Ort und Stelle hielten.

„Du böses Mädchen, Lucy.“ Ein leises Kichern drang an mein Ohr, und die eiskalte Stimme ließ meinen Atem stocken. Ich drehte mich langsam um, und da stand sie – die Frau aus meinen Albträumen. Ihr Grinsen war breit und bedrohlich, ein grausames Spiel aus weißblitzenden Zähnen. Mit einer lässigen Bewegung schnipste sie mit den Fingern, und Maja, die gerade noch keuchend am Boden lag, stieß einen letzten, qualvollen Husten aus, bevor sie zur Seite fiel. Doch anstelle von Blut war da nichts mehr – die Wunde war verschwunden, als wäre sie nie da gewesen. Eine seltsame Erleichterung durchzog mich, aber es war eine trügerische Ruhe, die die wahre Gefahr nur noch deutlicher machte.

„Ich habe eine kleine Aufgabe für dich, meine Süße.“ Ihre Stimme war triefend vor falscher Zärtlichkeit, während sie die Arme verschränkte und mich mit diesem unerträglichen Grinsen ansah. Diese Frau musste Sakura sein – die rätselhafte Gestalt, die mich verfolgt hatte. „Was willst du von mir?“ fragte ich, wobei ich versuchte, die Furcht in meiner Stimme zu verbergen. Doch mein Blick blieb scharf auf sie gerichtet, misstrauisch und wachsam.

„Oh, nichts Großes,“ sagte sie und machte ein paar Schritte zurück, ihre Bewegungen geschmeidig und bedrohlich wie die einer Raubkatze. Dann drehte sie sich zu Kuran um, der wie eine leblose Statue dastand, regungslos und schweigend. „Ich möchte, dass du mir etwas sehr Kostbares bringst.“ Ihre Hand glitt über Kurans Brust, umkreiste ihn, als würde sie ihn für eine Schlacht markieren. „Das, was ich will, ist sein Herz.“ Ihre Finger formten ein unsichtbares Herz in der Luft, ihre Augen funkelten in einem gefährlichen Glanz.

„Das Herz?“ Ich konnte nicht verhindern, dass meine Stimme vor Unglauben bebte. Sie nickte, ihre Augen glühten vor Vorfreude. „Das Herz eines Reinblüters ist voller unermesslicher Macht. Es würde mir seine Kräfte verleihen, und mit diesen Kräften könnte ich alles erreichen.“

Sakura begann zu hüpfen, ihre Freude wirkte grotesk in dieser düsteren Umgebung. Doch plötzlich erstarb ihr Lächeln, und ihre Augen verengten sich zu Schlitzen. „Solltest du dich weigern…“ Sie schnippte wieder, und die Welt um mich herum schien in einen Alptraum aus Schmerz und Verzweiflung zu zerfallen. Maja begann zu schreien, ein unmenschliches Kreischen, das mich bis ins Mark erschütterte. Es war ein Schrei voller unvorstellbarer Qualen, und ich konnte es nicht länger ertragen.

„Hör auf!“ schrie ich verzweifelt, doch Sakura ließ Maja noch einen Moment leiden, bevor sie wieder schnippte und die Schreie verstummten. „Es ist ganz einfach, Lucy,“ sagte sie ruhig, als wäre nichts geschehen. „Bringst du mir das Herz, wird es deiner Schwester gut gehen. Überlege dir also sehr genau, was du tust.“

Ich wollte schreien, doch kein Laut kam über meine Lippen. Die Dunkelheit verschlang mich erneut, und als ich endlich aufwachte, war mein Körper von Angst und Panik durchdrungen.

Schwer atmend setzte ich mich auf und versuchte Luft zu holen. Ich stand auf und öffnete das Fenster und holte Luft. Meine Brust schmerzte und ich legte meine Hand darauf, doch meine Haut fühlte sich komisch an. Ich ging ins Bad und taumelte etwas aber konnte mich noch fangen. Im Spiegel sah ich dann auch das Übel. Dort wo Sakura mich vorhin berührt hatte, waren komische Wunden. Und dazu jetzt noch dieser Traum. Es konnte einfach nur ein Traum gewesen sein.

Dunkle Begierde [Kaname Kuran - FF]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt