5 ◇ Na dann mal los ☑️

648 29 3
                                    


„Ah, wie schön, dass Sie gekommen sind, meine Liebe!“ Cross begrüßte mich mit überschwänglicher Freude, schüttelte mir herzlich die Hand und wirbelte mit erstaunlicher Energie durch sein Büro. Es war beinahe ansteckend, wie lebendig er war, doch hier zu stehen, in dieser Schuluniform, machte mich trotzdem nervös. Die Vorstellung, wieder in einer Schule zu sein – und dann auch noch in einer, die sowohl Menschen als auch Vampire beherbergte – ließ mich innerlich zusammenzucken. Das konnte einfach nicht gut gehen. Aber ich hatte einen Auftrag, und den würde ich erfüllen, komme was wolle. Ich würde meiner Schwester und allen anderen beweisen, dass ich ein wahrer Hunter bin.

In diesem Moment klopfte es an der Tür, und Cross bat den Besucher herein. Ein Junge trat ein, vielleicht nicht viel älter als ich, mit einem Gesichtsausdruck, der so emotionslos war, dass es fast unheimlich wirkte. Doch in seinen Augen blitzte etwas auf – eine Dunkelheit, die ich sofort erkannte. Das war Zero Kiryu, der tragische Hunter, der zum Vampir geworden war.

„Ah, Zero, gut, dass du da bist. Das ist Lucy Ikeda. Sie wird sich unter die Schüler mischen und ein Auge auf sie haben.“ Cross’ Worte hingen in der Luft, doch Zero schüttelte nur den Kopf, seine Abneigung war unübersehbar. „Ich schaffe das allein. Wir brauchen keine Hilfe von außen.“ Seine Stimme war kalt, fast abweisend, und seine Augen funkelten mit einem Hauch von Misstrauen.

Cross ließ sich seufzend auf seinen Stuhl fallen und erwiderte den Blick des Jungen fest. „Wir brauchen Hilfe, Zero, und ein paar zusätzliche Augen können nicht schaden.“ Seine Stimme war ruhig, aber bestimmt. Doch Zero zeigte keinerlei Anzeichen von Zustimmung, stattdessen verschränkte er die Arme und wartete stumm, offensichtlich wenig begeistert von der Idee, Unterstützung zu bekommen.

Die Spannung im Raum war greifbar. Zero war stolz, und sein innerer Kampf war deutlich spürbar – ein Hunter, der durch das Schicksal gezwungen war, das zu werden, was er einst jagte. Doch auch wenn er mich als Eindringling sah, wusste ich, dass meine Aufgabe hier wichtig war. Diese Schule war ein Pulverfass, und wir waren die Zündschnur. Ich musste beweisen, dass ich nicht nur eine Beobachterin war, sondern eine Kämpferin, bereit, alles zu tun, um die Menschen zu schützen – auch wenn das bedeutete, Seite an Seite mit einem widerwilligen Verbündeten wie Zero zu arbeiten.

 Ich musste beweisen, dass ich nicht nur eine Beobachterin war, sondern eine Kämpferin, bereit, alles zu tun, um die Menschen zu schützen – auch wenn das bedeutete, Seite an Seite mit einem widerwilligen Verbündeten wie Zero zu arbeiten

Hoppla! Dieses Bild entspricht nicht unseren inhaltlichen Richtlinien. Um mit dem Veröffentlichen fortfahren zu können, entferne es bitte oder lade ein anderes Bild hoch.


„Also, Lucy,“ begann Cross mit einem sanften Lächeln, „halte dich am besten an meine Tochter Yuki. Sie wird dir alles erklären. Zero und Yuki sind die einzigen Schüler, die über deine wahre Identität Bescheid wissen.“ Seine Worte sollten beruhigend wirken, doch als ich einen flüchtigen Blick zu Zero warf, der meine Aufmerksamkeit bemerkte, sie jedoch stoisch ignorierte, konnte ich nicht umhin, ein mulmiges Gefühl zu verspüren.

„Zero wird dich zum Verbindungshaus der Mädchen bringen,“ fügte der Direktor hinzu. Zero öffnete bereits den Mund, um zu protestieren, doch ein strenger Blick von Cross brachte ihn sofort zum Schweigen.

„Dann los,“ knurrte Zero, drehte sich abrupt um und marschierte zur Tür hinaus, ohne ein weiteres Wort. Ich schnappte mir hastig meine Tasche voller Unterlagen und rannte ihm hinterher, versuchend, Schritt zu halten. Das hier würde definitiv eine Herausforderung werden.

Draußen, auf dem Campus, holte ich Zero wieder ein. Mit einem gleichgültigen Ausdruck führte er mich durch die stillen Wege. Andere Schüler huschten an uns vorbei, wobei sie einen respektvollen Abstand zu Zero hielten, als wäre er eine unberührbare Macht. Der Direktor hatte recht – es würde nicht einfach werden, aber er hatte auch gesagt, dass man sich auf Zero verlassen konnte, wenn es darauf ankam.

Schließlich blieb Zero vor einem großen, imposanten Gebäude stehen. Ohne ein weiteres Wort oder einen Blick in meine Richtung verabschiedete er sich, indem er sich einfach umdrehte und wegmarschierte. Eine kleine Welle der Enttäuschung durchfuhr mich. Ich hatte gehofft, vielleicht ein paar Worte mehr mit ihm wechseln zu können, aber offensichtlich war Zero nicht daran interessiert. Nun gut, dachte ich mir, dafür würde es noch genügend Gelegenheiten geben.

Ich machte mich auf den Weg zu den Treppen des Hauses und wollte gerade die Eingangstür öffnen, als sie mit voller Wucht aufgeschlagen wurde und mir direkt ins Gesicht knallte. Ein stechender Schmerz schoss durch meine Nase, und für einen Moment tanzten Sterne vor meinen Augen.

„Oh Gott, es tut mir so leid!“ Ein besorgtes Mädchen erschien vor mir, ihre Augen weit vor Schreck. Es dauerte einen Moment, bis ich erkannte, dass es Yuki sein musste – die Tochter des Direktors, von der er gesprochen hatte. Ihr Bild war mir im Büro aufgefallen.

„Es ist schon in Ordnung,“ antwortete ich, tief durchatmend, froh darüber, dass meine Nase nicht gebrochen war. Der Schmerz ließ langsam nach, aber es war definitiv kein idealer Start. Yuki sah mich weiterhin mit einem schuldbewussten Blick an, doch ihr freundliches Wesen strahlte durch und beruhigte mich etwas.

Dies war erst der Anfang, dachte ich bei mir, während ich versuchte, meine Haltung zu bewahren. Doch eins war klar: Diese Mission würde alles andere als einfach werden.

Dunkle Begierde [Kaname Kuran - FF]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt