Die Nacht war, abgesehen von Yukis und Zeros Auseinandersetzungen, ruhig verlaufen. Keine Zwischenfälle, kein Drama. Zufrieden machte ich mich auf den Rückweg ins Wohnheim der Mädchen und in mein Zimmer. Eine Dusche war dringend nötig, und als das heiße Wasser meinen Körper traf, fühlte ich, wie die Anspannung des Abends allmählich von mir abfiel. Es tat so gut, dass ich für einen Moment hoffte, dass jede Nacht so friedlich bleiben würde. Doch ich wusste, dass diese Hoffnung trügerisch war. Die Ruhe vor dem Sturm, so fühlte es sich an.
Der nächste Tag brach viel zu schnell an. Der Wecker klingelte erbarmungslos, und alles in mir sträubte sich gegen das Aufstehen. Doch die Pflicht rief, wie immer. Widerwillig zog ich die Schuluniform an, eine Erinnerung daran, dass die Akademie ihren Tribut forderte. Schule – ich hasste sie. Glücklicherweise musste ich den Unterricht nur noch aus der Ferne ertragen.
Gerade als ich bereit war, das Zimmer zu verlassen, klopfte es an der Tür. Verwirrt öffnete ich und sah eine strahlende Yuki vor mir stehen. Doch bei genauerem Hinsehen fielen mir ihre Augenringe auf; sie sah aus, als hätte sie die ganze Nacht nicht geschlafen. „Guten Morgen, meine Liebe,“ sagte sie mit einem Lächeln, das ihre Müdigkeit zu verbergen versuchte. „Entschuldige die Störung, aber der Rektor verlangt nach dir.“ So viel zur Ruhe.
„Findest du den Weg, oder soll ich dich hinbringen?“ fragte sie freundlich. „Nein, danke, Yuki. Ich schaffe das schon,“ antwortete ich und sah, wie sie mit einem Nicken verschwand. Tief durchatmend machte ich mich auf den Weg zum Büro des Rektors. Glücklicherweise war der Weg nicht allzu kompliziert, und ich fand mich schnell zurecht, auch wenn ich ein Talent dafür hatte, mich zu verlaufen.
Nach ein paar Minuten erreichte ich das Büro des Rektors und klopfte an. „Herein!“ klang es gedämpft durch die Tür. Ich öffnete sie und trat ein. Der Rektor saß angespannt an seinem Schreibtisch, während Toga mit verschränkten Armen vor ihm stand. Die Atmosphäre war dicht, fast erdrückend.
Mit vorsichtigen Schritten trat ich neben Toga und spürte die Spannung in der Luft. „Ich bin da. Was ist los?“ fragte ich, wobei Toga als Erster das Schweigen brach. „Meine Leute haben in der benachbarten Stadt ungewöhnlich viele Aktivitäten von Level-E-Vampiren festgestellt. Wir wissen nicht, wie viele es sind, da es momentan zu riskant ist, genauer nachzuforschen.“
Die Bedeutung seiner Worte traf mich wie ein Schlag. Wenn diese Vampire bereits in der Stadt wüteten, war es nur eine Frage der Zeit, bis sie sich der Akademie zuwenden würden. „Was schlagen wir vor?“ fragte ich und sah, wie der Rektor, der zuvor tief in Gedanken versunken war, plötzlich aufblickte, als hätte er einen Geistesblitz.
„Wir könnten versuchen, mit den Vampiren zusammenzuarbeiten. Ich denke, Kaname Kuran könnte uns unterstützen,“ schlug der Rektor vor. Toga verschränkte die Arme noch fester, und sein Blick verdunkelte sich. Es war offensichtlich, dass ihm dieser Gedanke gar nicht gefiel.
„Wir beobachten die Lage weiter. Sollte es notwendig werden, können wir später über eine Zusammenarbeit sprechen!“ Toga drehte sich abrupt um und verließ das Büro, seine Schritte hallten wütend nach. Zurück blieb ich, allein mit dem Rektor, die Stille lastete schwer auf uns.
„Was denkst du, Lucy?“ fragte der Rektor und sah mich eindringlich an. „Nun, Herr Rektor,“ begann ich zögernd, „Sie kennen diese Vampire besser als wir. Wenn ihre Unterstützung uns einen Vorteil verschaffen könnte, wäre das natürlich hilfreich.“ Innerlich seufzte ich. Ich konnte schon jetzt spüren, wie Toga über meine Worte denken würde – und das gefiel mir gar nicht.
Doch der Rektor schien zufrieden. „Gut. Es wird ein Treffen stattfinden, und ich möchte, dass du dabei bist, Lucy!“ Überrascht sah ich ihn an, doch bevor ich etwas sagen konnte, war er bereits in Gedanken versunken, offenbar damit beschäftigt, Pläne zu schmieden. Es blieb mir nichts anderes übrig, als ihn in Ruhe zu lassen. Na großartig, dachte ich. Ich wollte eigentlich alles, nur nicht an diesem Treffen teilnehmen. Aber wenn ich vorankommen wollte, musste ich wohl oder übel meinen Teil dazu beitragen – ob es mir nun gefiel oder nicht.
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Dunkle Begierde [Kaname Kuran - FF]
FanficEin Job an der Academy, und plötzlich steht Lucys Welt Kopf. Eine schleichende Gefahr rückt näher, während immer mehr Level E-Vampire die Stadt heimsuchen. Unter ihnen eine geheimnisvolle Frau, die in Lucy etwas erkennt, das sie selbst nicht versteh...