Akquise

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Perica Lupić, Wirt der Gostionica DUPIN, schaut auf die Terrasse des kleinen Restaurants im Norden der kroatischen Insel Rab. Das Wetter ist herrlich und alle vier Apartments sind auf Wochen hinaus ausgebucht. Die Leute in der Türkei können einem ja leidtun, aber für das Geschäft ist die politische Situation ein Segen. Solange Erdoğan Präsident ist, weichen viele Urlauber auf andere Mittelmeerländer aus. Zum Teil sogar Türken. Lupić betrachtet die Gesichter der Gäste. Einheimische, Touristen aus anderen Hotels des Städtchen Kampor, Tauchschüler des Kron Diving Center im Vorderhaus.

Andreas Kron hat 2016 das zwanzigjährige Bestehen gefeiert und sorgt mit dafür, dass viele Deutsche nach Kampor kommen. Das DUPIN ist quasi das „Bordrestaurant" der Tauchschule. Besonders stolz ist Perica, dass alle Hausgäste heute seine Küche genießen. Die deutsche und die belgische Familie aus Apartment 1 und 2 sind ebenso da wie die kleine Taucherrunde, die Nr. 3 bewohnt. Sogar das Pärchen aus der 4, das man nach dem Tauchen immer nur beim Essen zu Gesicht bekommt. Hören kann man sie allerdings auch zwischen den Mahlzeiten.

Sein Blick schweift über die Terrasse auf den hauseigenen Landungssteg, von dem Kron und seine Schüler zu ihren Tauchgängen ablegen. Ganz am Ende dümpelt die kleine Segelyacht „Zima". Ihr Skipper, ein routinierter Einhandsegler, hat Kampor für einige Tage als Stützpunkt für seine Segeltörns gewählt und einen Liegeplatz angemietet. Der ruhige, bescheidene Mann in den späten Vierzigern hat sich den Tisch direkt an der Treppe zur Uferterrasse gesichert und genießt eine Pfeife nach dem Essen. Auch sonst ist die Stimmung gelöst. Lachen, Stimmengewirr, Kinderrufe.

Eine laute Stimme tönt von der Straße her und mischt sich störend in die Idylle

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Eine laute Stimme tönt von der Straße her und mischt sich störend in die Idylle. Perica Lupić seufzt leise. Lukas Oliver Krates, ein wohlhabender Fabrikant aus Franken, hat anscheinend mal wieder den Frust über seine unglückliche Ehe in Slivovic ertränkt und schwankt auf dem Weg zu seinem Hotel noch auf einen kleinen Absacker ins DUPIN. Der Deutsche ist eigentlich ein netter Kerl, aber wenn er zu viel getankt hat, eine ziemliche Plage. Er wird nicht gerade ausfällig, aber laut und sehr gesprächig. Und wenn er einmal ein Opfer gefunden hat, das ihm zuhört, ist er kaum noch zum Aufbruch zu bewegen.

»Bok, Luka! Erzähl mal, wie steht's mit Deiner Supruga? Du siehst hoffentlich ein, dass man seine Frau nicht so einfach loswerden kann?« Der Wirt versucht Krates abzufangen, bevor er die Terrasse und die anderen Gäste erreicht hat. Der Betrunkene lallt dermaßen, dass er nur mit Mühe zu verstehen ist. »Verdammd, ja! Seid zwannssig Jahrn erssählt sie schon, dassies mittem Herz hätte und eines Tages dran krepirn würde. Abba daszu müsste diese Ssantippe ja erssmal en Herz habn.« Ehe Lupić sich versieht, umschifft ihn der Trunkenbold elegant - im Rahmen seiner Möglichkeiten - und torkelt auf das Ufer zu.

Ein kleines Bad in der Adria würde Krates' Mütchen sicher kühlen, insofern wäre ein kurzer Tauchgang im Meer nicht von Schaden. Leider ist das Wasser nicht so nah, wie es den Anschein hat. Auch nüchterne Gäste haben sich schon verschätzt und wären beinahe die schulterhohe Bruchsteinmauer hinab auf die Uferterrasse gestürzt, weshalb der Wirt zwei steinerne Blumenkübel auf die Mauerkrone gesetzt hat, die Blicke und Schritte zu der kleinen Treppe lenken sollen, die nach links abwärts führt. König Slivovic jedoch hat bereits die Lücke zwischen den Topfpflanzen als Zielmarkierung anvisiert.

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