Meine Füße taten weh, ich schwitzte und mein Kopf dröhnte noch immer von der lauten Musik. Jess zog mich wie wild hinter sich her Richtung Hintereingang. Hinter uns lag ein atemberaubendes Queen-Konzert bei dem wir ordentlich gefeiert hatten. Jess hatte von ihrem Dad Karten geschenkt bekommen und da dieser irgendwo bei der BBC arbeitete, war es wohl ein Leichtes für ihn an Backstagepässe zu kommen. Jess war meine Studienkollegin. Eigentlich waren wir gar nicht so dicke, klar, wir liebten beide Musik - besonders Queen! Aber in unserer Freizeit waren unsere Interessen einfach zu verschieden, weswegen wir uns recht selten trafen.
Ich bin noch nicht lange in London. Eigentlich bin ich nur fürs Studium hier her gekommen. Ursprünglich komme ich aus Deutschland - genauer gesagt Münchener Stadtrand.
Wie schon gesagt - ich liiiiiebe die Musik von Queen! Und ich war Jess superdankbar, dass sie mich auf das Konzert mitgenommen hatte. Aber was den Punkt betrifft die Künstler persönlich zu treffen - ich weiß ja nicht... immerhin haben die bestimmt andere Sorgen sich, nach einer Show wie dieser, mit kleinen fremden Mädchen rumzuärgern. Ich kam mir irgendwie so aufdringlich vor... naja ich wollte Jess nicht vor den Kopf stoßen und versuchte halbwegs begeistert zu wirken. Immerhin hatte sie das alles ja für mich erst möglich gemacht. Sie freute sich wie sonst was und erstickte fast vor ihrer Aufregung als wir reingelassen wurden. Sie verlor sämtliche Farbe aus ihrem Gesicht als einer der Jungs in unser Blickfeld kam.
"Ohh mein Gott - das ist Brian..." Ihre Stimme verreckte an diesen Worten fast. Durch ihre enge dünne Bluse konnte man ihr Herz hüpfen sehen als die Jungs auf uns draufzu liefen. Jess' Stimme war nur noch ein verzerrtes hohes Quicken auf das ein ersticktes dämliches Lachen folgte. Ich zog meine Augenbrauen zusammen nur um einen Moment später generft mit den Augen zu rollen.
"Hey ihr Beiden - schön euch zu sehen!" Die ersten Worte von Freddie. Er streckte uns die Hand entgegen und lächelte uns an.
"Ich bin Freddie und das sind John, Brian und Roger. Jungs? Seid nicht so schüchtern und sagt unseren beiden hübschen Gästen gefälligst 'guten Tag'."
"Hallöchen! Wie heißt ihr beiden denn?" Brian hatte sich Jess zugewand und schaute sie erwartungsvoll an.
"J... Jess...!" Stotterte sie hervor.
"Jess! Was für ein schöner Name. Und du my lady?" Platzte es aus Freddie hevor.
"Rose." Stur und deutlich. Freddie nickte und grinste als er mich anschaute, fast schon lachte er. Ich schaute ihn ohne meine Mine zu verziehen fragend an - bekam jedoch keine weitere Reaktion. Ich fühlte mich jetzt schon super unwohl.
Freddie hatte derweile den Arm um Jess gelegt und ich betete innerlich, dass nicht einer der anderen Jungs auf die Idee kam bei mir das selbe zu tun. Ich fühlte mich definitiv fehl am Platz. Nicht das ich die Jungs nicht mochte oder so, aber der Gedanke daran, dass sie für dieses Treffen und die aufgesetzte Freundlichkeit bezahlt wurden machte die 4 für mich einfach nur unwirklich und zwanghaft.
Wir setzen uns in einen kleinen Aufenthaltsraum und ich sicherte mir einen Platz schön weit seitlich um den Rockstars nicht unnötig auf die Pelle rücken zu müssen. Vor dem jetzt folgenden Gespräch graute es mir jetzt schon.
Ein paar Fragen zum kennenlernen wurden uns gestellt und ich beantwortete sie kurz und diskret. Wahrscheinlich hatten sie das im nächsten Augenblick sowieso wieder vergessen. Ich wollte nicht zu unhöflich wirken und richtete mich etwas auf. Mir gegenüber sahs Roger der mich stumm musterte bis er meinen Blick traf und kurz in diesem verharrte. Fast so als wollte er sich nicht anmerken lassen, das er erwischt wurde.
"Rose?"
"Hmm?" Mich von Rogers Blick lösend schaute ich Richtung Freddie der mir anscheinend eine Frage gestellt hatte.
"Ich hatte gefragt wo du ursprünglich herkommst?"
"Deutschland." meine kurze diskrete Antwort. Ich traf wieder Rogers Blick der mich etwas angrinste. Ich verzog keine Mine und hielt dem Blick so lange stand bis er sich wieder Jess zuwandte.
Jess wurde langsam mutiger und stellte selber Fragen. Und sie fing an den Jungs ordentlich Rotz um die Backe zu schmieren. Sie bekam sich gar nicht mehr ein. Und da die Rockstars darauf auch noch eingingen und ihr Komplimente machten, wagte sie sich noch weiter aus dem Fenster. Als sie dann das verletzliche Mädchen spielte und erzählte in was für 'schrecklichen' Verhältnissen sie aufgewachsen war, wurde es mir zu bunt. Sie erzählte, dass ihre Mutter die Familie verließ als sie noch ganz klein war und mit einem anderen durchgebrannt war. Das sie immer gehofft hatte, dass sie irgendwann zurückkommt - und natürlich haben ihr die Lieder von Queen Kraft gegeben um mit ihrem Leben fertig zu werden und weiterzumachen. Die Art und Weise wie sie das rüberbrachte grenzte an eine schauspielerische Meisterleistung. Als sie dann auch noch anfing zu weinen, brachte sie das Fass entgültig zum überlaufen! Mal ganz davon abgesehen wie sie über ihre Alte in der Freizeit herzieht und sie sie abgrundtief hasst seit dem Tag an dem sie weg ist. Aber das schieben wir heute natürlich mal bei Seite und dichten uns eine neue Geschichte zusammen...
Ich spürte förmlich wie mein Blick sich verzog und wie unglaubwürdig ich sie anschaute. Freddie der sie bemitleidend im den Arm schloss und ihr gut zuredete und Brian der ihre Hand nahm. Ich schüttelte kurz den Kopf. Höflichkeit hin oder her...
"Ich hol mir was zu trinken..." Damit verließ ich den Raum entgültig.
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I need no sympathy
FanfictionRose bekommt die beneidenswerte Möglichkeit nach einem Queen-Konzert die Band persönlich kennen zu lernen. Warum sie dabei so skeptisch und distanziert ist und warum sich gerade der so stolz wirkende, freche Roger zum Ziel setzt sie aus der Reserve...