Kino

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Ich ließ meine Gedanken schweifen als wir durch die wüsten Straßen Londons fuhren. Ich hatte mich doch wirklich dazu hinreißen lassen, mit Roger nach dem schlimmen Unwetter noch in's Kino zu fahren. Chaos herrschte auf den Straßen. Überall heruntergekommene Äste und Krimskrams verteilt. Ab und an Räumungsfahrzeuge und Feuerwehr. Und Schaulustige die sich ebenfalls auf die Straße trauten und erste Aufräumarbeiten starteten - soweit das bei diesen Lichtverhältnissen möglich war, immerhin war es schon dunkel. Und wir mittendrin. Roger anscheinend recht entspannt. Ich mehr oder weniger schockiert und etwas ängstlich. Ich schaute der Feuerwehr zu, die einen dicken Ast von der Frontscheibe eines Autos hieften und für einen kurzen Moment zuckten Bilder durch meinen Kopf die ich eigentlich längst verdrängt hatte. Unmerklich beganne ich zu zittern und versuchte die Erinnerung zu unterdrücken.
"Wollen wir dann aussteigen? Wir sind da." Roger riss mich aus meinen Gedanken.
"Ja! Ja lass uns gehen." Hektisch umklammerte ich den Griff der Autotür und sprang hinaus. Ich folgte Roger über die Straße Richtung Kino. Plötzlich griff er nach meiner Hand und ich gab einen erschrockenen Laut von mir.
"Alles in Ordnung mit dir?" fragte er besorgt.
"Ja man! Was soll schon sein?" versuchte ich ihn mit einem falsch aufgesetzten Lächeln zu beruhigen. Er fixierte meine Augen und schien auf eine ehrliche Antwort zu warten. Erneut hatte er mich durchschaut. Ich schluckte den Kloß im Hals runter und atmete tief durch.
"Alles gut. Ich war nur in Gedanken..." murmelte ich unschuldig. Roger zog kritisch eine Augenbraue nach oben. Er wollte gerade zu einer Frage ansetzen, als ich ihn schnell unterbrach.
"Was läuft denn um die Uhrzeit noch?" Ich trat an ihm vorbei zur Kinokasse und zog ihn gezwungenermaßen mit, da er immernoch meine Hand hielt. Er seufzte leise aber ging zum Glück nicht weiter auf meine Reaktion ein.

Letztendlich wurde es ein Dokumentarfilm über die Serengeti. Der einzige Film neben einem Horrorfilm der um diese Zeit noch lief. Da man mich niemals und zwar wirklich niemals in einen solchen Film bekommen würde, gab Roger nach wenigen missglückten Versuchen auf und folgte mit nun in den Kinosaal. Das Kino hatten wir ganz für uns. Wer kommt auch auf die Idee sich jetzt noch ne Naturdoku anzuschauen?

Meine Gedanken schweiften ab der Hälfte des Films wieder ab. Roger schien meine Unruhe zu bemerken.
"Rose?"
"Hmm?"
"Sieh mich an." flüsterte er. Langsam und etwas verwirrt schaute ich ihn an. Sein besorgter Blick machte mich nur noch unruhiger. Schnell drehte ich mich um und stand wie aus Reflex auf.
"Ich geh mal kurz auf Toilette..."
"Rose."
"Bin gleich wieder..."
"Rose verdammt!" Erschrocken drehte ich mich um. Auch Roger war jetzt aufgesprungen und stand mir gegenüber.
"Was ist denn los mit dir?" Prüfend sah er mir in die Augen.
"Nichts... ich wollt doch nur auf Klo."
"Nein wolltest du nicht."
"Woher willst du das denn wissen?" Roger wurde mir gerade zu neugierig und zu aufdringlich.
"Du kannst mit mir reden."
"Will ich aber nicht!"
"Aha! Du verheimlichst als doch was!"
"Mag sein Sherlock! Aber wie gesagt: ich will nicht reden!"
"Du kannst mir vertrauen."
"Was von den Worten ICH WILL NICHT hast du nicht verstanden? Was willst du überhaupt von mir?! Warum sind wir hier? Warum huh?! WARUM?!"
"Beruhig dich."
"ICH WILL MICH ABER NICHT BE..." Weiter kam ich nicht. Roger zog mich in eine feste Umarmung. Ich war wie erstarrt. Erst jetzt bemerkte ich selbst meine Unruhe. Ich zitterte und ein dicker Kloß in meinem Hals ließ sich kaum noch herunter schlucken. Bevor sich die Tränen ihren Weg nach draußen bahnten schob ich Roger sanft von mir weg.
"Tut mir leid... ich kann darüber gerade nicht reden ok?"
"Ok... ich ähm... fahr dich heim in Ordnung?" Stumm nickte ich. Hatte ich jetzt alles kaputt gemacht?

Im Auto herrschte eine drückende Stille.
"Erzählst du es mir irgendwann mal?" Verwundert schaute ich ihn an.
"Du willst mich also wiedersehen?"
"Warum wundert dich das so?" grinste er verschmitzt ohne seinen Blick von der Straße zu wenden.
"Ach Rose..." murmelte er und schüttelte leicht den Kopf.
"Was denn?" pampte ich ihn leicht an. Wir kamen vor meiner Wohnung zum stehen und Roger schaute mich eindringlich an.
"Rose ich... mag dich einfach ok?"

I need no sympathyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt