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Wir ließen die Ödlanschaft, namens "zu Hause" hinter uns. Ich hielt mich fester an Pilar, schmiegte mich schon fast, aber nur fast an seinen starken Rücken. Der Wind flatterte um unsere Helme und ich kam mir vor wie in einem Remaker der Endszene von romantischen Sonnenuntergangsfilmen, denn die Dämmerung setzte schon ein. Als wir in einer Seitengasse hielten und abstiegen, wurde mir ein bisschen mulmig in der Magengegend. Doch fürchten, tat ich mich nicht, das redete ich mir zumindest ein.
"Alles gut?", fragte Pilar. Ich nickte schroff. "Ich weiß, es war eine lange Fahrt, aber es wird sich lohnen", meinte er zwinkernd. Ich unterdrückte mir einen leichten Würgereiz. Er schaute sich zu beiden Seiten vorsichtig um und klopfte nun dreimal an die schwarze Tür. Ohne Pilar wäre mir sie nicht mal im Traum aufgefallen. Eine kleine Frau öffnete sie. Sollte ich mir vielleicht ihr Gesicht einprägen, falls es zu einem Verhör auf einem Polizeirevier kommt? Ich hatte nämlich so ein Gefühl, dass das was auch immer jetzt kommt, nicht ganz so legal war. Pilar nickte der Asiatin zu mit seinem gewieften Lächeln und diesen Augen...
Okay ich schweife ab! Die Frau hielt uns die Tür auf und schaute mich mit diesem katzenartigen ich-weiß-alles-Blick an. Gruselig! Die Musik wurde lauter und das nicht vorhandene Licht noch gedimmter, als wir den großen Saal betraten. Die Wände waren umhüllt in roten Samt, passend zu den edlen Möbeln. Ich schaute Pilar fragend an. "Was zur Hölle machen wir, ich meine du und eben ich jetzt, weil du mich einfach mitnimmst auch, hier zu suchen? Ernsthaft, hier ist keine schöne Atmosphäre!", wisperte ich. Automatisch hielt ich mich an seinem Arm fest und ließ es wieder, als ich es bemerkte. Er lachte herzhaft:"Hast du etwa Angst?", flüsterte er zurück. Ich stupste ihn in die Seite. Blödmann! Die Asiatin führte uns zu der großen Bar, lächeln tat sie nur mit ihren Augen. Ich setzte mich reflexartig.
"Jess, bleib einfach hier sitzen, okay? Ich bin sofort wieder da", er wollte schon verschwinden, doch ich hielt ihn am Arm fest.
"Was soll ich denn hier alleine tun?" Er Strich leicht über meinen Arm und hauchte:
"Wenn du wartest gebe ich dir einen Drink aus"
"Nur einen Drink?", schaute ich ihn schief an.
"Sei nicht so habgierig, aber wenn du so willst, ich schulde dir auch einen Tanz" Ich schaute ihn mit meinen best geschauspielerten Hundeblick an. Er schmunzelte und kam immer näher an mich heran.
"Sei artig , Liebes und wir machen weiter, wo wir aufgehört haben", raunte er mir ins Ohr.
"Wo haben wir..", setzte ich schon verdutzt an, als er mir tief in die Augen schaute und einen leichten Kuss auf die Lippen drückte. So leicht wie ein Schmettelingsschlag. Ich schaute wieder auf in seine Augen und er küsste mich noch einmal, leidenschaftlicher.
"Bis gleich", er drehte sich um, richtete elegant sein Jacket und verschwand hinter der Bar. Ich schaute ihm natürlich dabei zu. Hoffentlich hatte das niemand bemerkt. Doch was sollte ich jetzt tun? Warten?

gefesselte Liebe Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt