NR11

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Als ich aufwachte, spürte ich zwei kräftige Arme um mich geschlungen. Eine leichte Brise wehte um meinen Kopf, es roch nach einer Mischung aus frischer Luft und Blut. Viel Blut.
Ich spürte wie ich getrugen wurde, war aber zu müde um meine Augen zu öffnen. Der Rythmus ließ mich entspannen. Machte mich ruhig. Auch roch ich ihn. Seinen einzigartigen Geruch von salzigem Meersalz und Kastanien im Herbst, von einem gemütlichen Kaminfeuer und der Sonne. Pilar.
Er lebte.
Und er trug mich weg, weit weg von dem Blutbad. Es war kalt und das Einzige, was mich wärmte war seine warme Brust.
Ich versuchte meinen Mund zu öffnen, ihm zu zeigen, dass ich noch lebte. Doch mein Hals war ganz trocken und ließ nur ein ersticktes Krächzen zu.
"Jess?", meinte er erstaunt und Strich mir eine Sträube aus dem Gesicht.
Langsam und so vorsichtig als wäre ich eine zerbrechliche Feder ließ er mich runter und legte mich auf den steinigen Asphalt.
Er hockte sich neben mich. Ich hörte sein ungewolltes Stöhnen. Auch er war fertig.
Ich blinzelte.
"Hey", raunte er mir besorgt zu.
Sein weißes Tshirt war blutgetränkt und voller Einschusslöcher. Auch sein Gesicht sah mitgenommen aus. Seine blauen Augen sahen müde aus und sein Blick brach mir mein Herz.
"Hi", murmelte ich zurück. Ich konnte immer noch nicht fassen, wie er überleben konnte. 
Ich war doch da und habe gesehen, wie er von den Kugeln durchlöchert wurde und wie ich starb.
Ich schaute in seine wunderschönen Augen und erstarrte.
"Pilar", krächzte ich. Er schaute mich noch besorgter an.
"Deine Augen sind.."
weiter kam ich nicht, denn seine Miene würde kalt und unnahbar und mit einem Ruck verließ er mich.

gefesselte Liebe Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt