Das Zweite oder das in dem ich nach London zurückfand

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Erstaunlicherweise musste ich mich nicht mal sonderlich anstrengen meine Eltern zu überzeugen einen Ausflug nach London zu unternehmen, da sie sowieso Onkel Alfred und Tante Lillian besuchen wollten. Ein schlechtes Gewissen kam in mir hoch, schließlich hatten sie nur wegen mir abrupt abreisen müssen.
Es hatte schon etwas lächerliches an sich, wenn man bedachte, dass ich wegen Mr. Reed abgereist war und aufgrund des gleichen Mannes wieder anreisen würde.
Thomas war bereits auf dem Weg zurück nach London.
Ein beruhigendes Rascheln der Bäume erklang über mir. Cassandra, Julia und Mildred hatten mich geschlagene zwei Stunden über Mr. Reed ausgefragt und liefen nun stillschweigend neben mir her.
Ich hatte ihnen meine leicht komplizierte Situation geschildert und empfand die Stille als Bestätigung dafür, dass ich dieses Problem selbst lösen musste. Kein Anderer  konnte mir hierbei helfen.
"Wir sind trotzdem immer für dich da, wenn du uns nicht besuchen kannst, schreib Briefe.", Julia nahm meine beiden Hände in ihre und guckte mir melancholisch in die Augen.
Auch Mildred und Cassandra schlossen ihre Arme um mich, um sich zu verabschieden. "Wir werden dich vermissen.", murmelte Cassandra in mein Haar.
In den vergangenen Monaten hatte ich die drei unheimlich ins Herz geschlossen, weshalb es mir nun umso schwieriger fiel jetzt zu gehen.
"Ich werde euch nochmal besuchen kommen und regelmäßig Briefe verfassen. Bis bald."
Ich schloss sie alle erneut in den Arm, winkte ihnen zum Abschied und drehte mich um. Unsere Droschke stand abfahrtsbereit auf unserem Vorhof und war mit jeglichen Kleidungsstücken von Mutter gefüllt worden... Was ein Wunder..
"Animant, Schätzchen, kommst du? Wir wollen jetzt aufbrechen!", schrie sie mir schon entgegen als ich auf unserem Hof eintraf. Sie hatte sich ihre Haare aufwendig hochgesteckt und sich besonders viel Puder ins Gesicht geschmiert. Ich verstand ehrlich gesagt ihre Absicht nicht so wirklich. Wieso richtete man sich so her, wenn man in den nächsten paar Stunden nur aus dem Fenster einer Droschke gucken konnte? Spätestens sobald wir ankämen würde sie sich erneut nachschminken.
Meine Beine flogen förmlich aus Vorfreude beschwingt zur Droschke. Ich würde nach so langer Zeit endlich Elisa, Henry, Rachel und so viele Leute, die mir in der Zeit in London ans Herz gewachsen sind, wiedersehen.  Und vor allem Mr. Reed. Der Mann, der mir Monate lang mein Leben versäuert hatte zog mich nun wieder in seine Stadt zurück. Was für ein Paradoxon! Mein Lächeln verbreitete sich augenblicklich.

Schwunghaft rieß ich die Tür auf und ließ mich enthusiastisch auf das edle Sitzkissen fallen. Ich hatte mich noch nie so sehr auf eine  dreistündige Fahrt gefreut!

Animant Crumbs Staubchronik 2 FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt