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Ich zog mich um und ging hinunter. Es waren schon dutzende Gäste da. Ich ging zu der großen Stange in der Mitte des Raumes, ich stieg das kleine Treppchen zu ihr hoch und schritt langsam um sie herum.

Ich sah ihn. Den Blondschopf. Er schaute mir direkt in die Augen, doch ich wandte den Blick ab. Ich wollte ihn nicht ansehen. Und ich konnte nicht.

Doch nicht nur er schaute mich an. Nahezu alle wandten ihre Blicke zu mir als die Musik ertönte und ich zu tanzen anfing.

Doch ich konnte es nicht genießen. Wie auch? Es waren zu viele Gedanken in meinem Kopf. Gedanken an Mama. Gedanken an den Blondschopf. Gedanken an Mikes Bitte einem Treffen mit eben diesem zuzustimmen.

Meine Augen suchten automatisch nach Mike, den ich mit sonem bescheuerten Anzugträger an einem Loungentisch entdeckte.

Es war mir neu das Mike mit so jemandem Kontakt hat. Und vor allem hier fand man bisher selten solche noblen und vornehmen Menschen. Hier fand man Dealer, Prostituierte, Arme, Obdachlose, Diebe, halt alles, was man in der Stadt nicht haben wollte. Doch stattdessen saß gegenüber von Mike ein Mensch der hier nicht reinpasste mit seiner Rolex und seinem alle 3 Minuten neu geschnittenen-

Ich rutschte ab und knallte mit einem dumpfen Geräusch auf den Boden. Ich rieb mir den Ellbogen und rappelte mich auf. Keiner half, keiner erkundigte sich ob alles okay war. Im gegenteil. Ein paar packten ihr Geld wieder ein, und einer meckerte und sagte mir ich solle gefälligst weiter tanzen.

"Du Drecksstück, Nimm uns nicht unsere Zeit!"

Ich warf dem Mann einen kaltherzigen Blick zu, tanzte jedoch weiter. Mein Arm schmerzte, wodurch ich vorsichtiger wurde. Dennoch tanzte ich bis zum Ende des Liedes weiter. Ich verließ die Stangenebene und zog mich zurück.

Ich zog das Netzoberteil, das zusammen mit den Shorts und den Hogh heels alles war woraus mein Outfit bestand, aus. Mein Arm war geschwollen und blau. So kann ich nicht wieder auf die Bühne.

Ich rannte zu dem gemeinsamen Badezimmer von allen, die über dem Club lebten. Ich suchte und fand Schminke Kram von meiner Nachbarin, mit dem ich mehr gewollt als gekonnt meinen Ellbogen versuchte normal aussehen zu lassen.

"Was tust du da?"

Ich fuhr herum. "Bin abgerutscht..." gab ich Mike leise zur Antwort.

Er seufzte. "Du machst in letzter Zeit viele Probleme. Levi, was soll ich denn so mit dir anfangen?"

Ich schaute ihn entsetzt an: "Das ist doch keine Absicht! Mike!"

"Tanz weiter." sagte er kalt und ließ mich allein zurück. Allein, und verzweifelt.

Ich atmete tief durch und kehrte zurück in den Club. Ich ging mit gesenktem Kopf zur stange zurück, wartete auf den Passenden Moment und schwang mich wieder hoch. Leise zischte ich auf als meinem Arm erneut der Schmerz durchfuhr. Dennoch tanzte ich weiter. Doch die Gäste merkten meine Lustlosigkeit und den Mangel meiner Leidenschaft.

Als ich am Ende meiner Schicht das zugesteckte Geld zusammenrechnete, zählte ich weniger als gewöhnlich. Ich war eigentlich der beliebteste Tänzer hier, und auch jetzt noch war mein Einkommen des Tages nicht schlecht. Doch 80% davon würde wie immer Mike bekommen. Ich seufzte. Schnell zog ich mich wieder an und brachte Mikes Anteil zu ihm. Ich klopfte an seiner Wohnungstür.

"Komm rein Levi."

Zögerlich trat ich ein. Hier war alles schön eingerichtet und sehr modern. Auch der Club sah so aus. Nur die Zimmer von uns Angestellten waren spärlich und trostlos. Ich seufzte und ging zu Mike, der es sich bereits mit einer Flasche Rotwein auf seinem riesigen Ledersofa gemütlich gemacht hatte und reichte ihm den Umschlag.
Er öffnete ihn und sah mich an.
"Wenig. Sind das die 80%?"

Ich nickte und sah aus dem Fenster.  Er hatte eins, im Gegensatz zu mir.

"Du warst heute schlechter Levi. Deutlich schlechter."
Er legte den Umschlag weg und sah mich an.
"Ich frage mich wieso?"

"Es tut mir Leid Mike... Ich... Ich konmte mich nur nicht so gut konzentrieren."

Er schnaubte. Und es war ein wütendes Schnauben. Doch dann redete er weiter.
"Ich rate dir ihm eine Chance zu geben, sonst bekommst du bald keine mehr."

Ich war verwirrt. "Was meinst du?"

"Geh, ich habe Feierabend. Und streng dich morgen mehr an!"

"Mike, ich-"

"Levi, ich sagte bereits, geh." Er würdigte mich keines Blickes mehr.

Niedergeschlagen verließ ich seine Wohnung und zog mich in meine Kammer zurück. Ich machte mir eine Zigarette an und grübelte was er gemeint haben konnte. In meinen Ohren klang es schon fast wie eine Drohung. Ich wusste ja das Mike wenn er sauer war kalt sein konnte, aber er hatte mir noch nie in dieser Form gedroht. Ein weiterer Seufzer entwich mir und ich ließ mich aufs Bett sinken. Dieser Tag war ein Albtraum.
Innerlich betete ich, dass es morgen besser sein würde. Ich ahnte noch nicht, dass das Gegenteil eintreffen wird...

PLEASE don't leave meWo Geschichten leben. Entdecke jetzt