Kapitel 15

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Alles hat seinen Preis.

Atsushi Nakajima (Sicht)

Mein Einfall ist zu einer ernsten Sache geworden. „Ach... Ich hab keinen Bock..." Jammerte Dazai, der im Büro der alten Detektei auf der Couch zwischen den aufgestellten Trennwänden zum Arbeitsbereich lag und versuchte Kunikida aus dem Weg zu gehen. Ich saß ihm gegenüber, als Kunikida schon um die Ecke kam. „Ich hab gerade keinen Nerv mit jemandem zu reden, Kunikida." Meinte Dazai vollkommen unmotiviert, bevor Kunikida überhaupt ansetzten konnte etwas zu seinem Verhalten zu sagen. Aber er ließ sich nicht von Dazai beirren. „Dank dir und Atsushi wurde die Stadt vor ihrer Zerstörung bewahrt." Sagte er, Dazai's vorherige Aussage ignorierend. „Wie kannst du einen Tag später so drauf sein?" Fragend guckte er zu Dazai, der sich genervt wegdrehte. „Mein nächster Job, den mir der Chef aufgetragen hat..." Nuschelte er seine Antwort ins Polster und Kunikida nickte verstehend. „Es geht um das, was du gestern so energisch mit dem Chef und Atsushi besprochen hast." Stellte er schlussfolgernd fest. Kommt es mir nur so vor, oder scheine ich für die Zwei irgendwie unsichtbar zu sein. Wurde übrigens auch nicht besser als der Chef das Büro betrat. „Guten Morgen." Begrüßte Kunikida ihn sofort und selbst Dazai richtete sich mit angemessener Haltung auf. „Dazai, kommst du beim Geheimtreffen mit der Hafenmafia weiter?" Erkundigte sich der Chef. Kunikida's Gesichtsausdruck zur Folge hat er mit dieser Wendung des Gesprächs nicht im geringsten gerechnet. Anscheinend wusste er noch gar nichts von unserem Vorhaben. „Ich bin da schon dran..." Antwortete Dazai lustlos, aber der Chef ließ sich ebenso wenig davon beirren wie Kunikida. „Denkst du, dass der Boss der Hafenmafia auftauchen wird?" Wollte er wissen und Dazai nickte. Ungläubig guckte Kunikida die ganze Zeit zwischen den beiden hin und her. „Bestimmt. Ist doch die beste Chance dich umzubringen." Meinte Dazai stumpf geradeaus und wo er recht hat, hat er recht. Außerdem wird sich Dazai's Frau innerhalb der Hafenmafia ebenfalls für ein ähnliches Vorhaben aussprechen. Daraufhin nickte der Chef bloß und war auch schon wieder verschwunden. „Hey Dazai..." Begann Kunikida so ruhig es eben ging, bevor ihm bei Dazai's abgewandter Haltung doch der Kragen platze. „Ein Geheimtreffen mit der Hafenmafia?! Erklär mir mal bitte, wieso ausgerechnet du sowas einfädeln würdest?!" Verlangte er nach einer Erklärung und Dazai seufzte. „Weil ich früher in der Hafenmafia war." Antwortete er direkt und ohne Umschweife, weshalb Kunikida entsetzt erstarrte. Nicht zu vergessen, dass Dazai mit der Tochter vom Boss der Mafia verheiratet ist. Aber das behielt ich dann doch lieber für mich. Letzten Endes haben wir Koyo zur Hafenmafia zurück geschickt, um ihnen die Botschaft über ein Treffen der zwei Mächte zu überbringen.

Amina Suya Lora-Fjie (Sicht)

Am nächsten Tag fand das Treffen der zwei Mächte Yokohamas statt, an einem kaum besuchten Ort. Große Steinplatten zieren den Platz, umgeben von prächtigen Bäumen. „Hallo, Boss." Begrüßte Dazai den Boss, der in Begleitung der drei Befehlshaber der schwarzen Eidechse zum Treffen erschien. Ich saß Abseits des Schauspiels, sodass mich niemand bemerkte. Heute wollte ich bloß eine stille Beobachterin sein, einfach aus Interesse wie die ganze Sache letztendlich ausgehen wird. „Ogai Mori, Boss der Hafenmafia." Sagte der Chef in Begleitung von Kunikida und präsentierte sich der feindlichen Partei. „Yukichi Fukuzawa, Chef der bewaffneten Detektive." Sagte auch der Boss und die beiden traten aufeinander zu, bis sie sich direkt gegenüber standen. „Es war ja nur eine Frage der Zeit." Meinte der Chef und machte eine Pause. „In der Regierung würde man vermutlich durchdrehen, wüsste man, dass die Anführer der beiden Fähigkeiten-Organisationen Yokohamas sich insgeheim treffen." Beendete der Boss seinen Gedankengang. „Ich komme direkt zur Sache." Ergriff nun der Chef das Wort und endlich konnte man diesem Treffen etwas an Ernsthaftigkeit widmen. „Ein Neuer in der Detektei hat vorgeschlagen, mit euch, der Hafenmafia, ein Bündnis einzugehen." Erklärte er dem Boss den Grund des Treffens, was dieser mit einem stumpfen „Oh." kommentierte. „Ich habe widersprochen." Offenbarte der Chef seinen Standpunkt und sprach auch gleich weiter. „Eine gemeinsame Front mit einer illegalen Organisation widerspricht unserem Leitfaden. Die Person, die das vorschlug, war jedoch jemand, der oft von der Hafenmafia angegriffen und sogar entführt wurde. Seine Worte sind anders zu Gewichten. Ich musste ihm folglich als Führung der Organisation mein Gehör schenken." Versuchte der Chef die Situation zu erläutern und der Boss fing belustigt an zu grinsen. „Wir haben es nicht leicht, was? Meine Tochter hat vor nicht allzu langer Zeit von einem komisch ähnlichen Einfall gesprochen." Bei seinen Worten konnte selbst ich mir ein kleines Schmunzeln nicht verkneifen, als hätte er nicht schon selbst darüber nachgedacht. „Ich bin für kein Bündnis, sondern eine vorübergehende Waffenruhe." Präsentierte der Chef seine Entscheidung und ich war gespannt auf Mori's Reaktion darauf. Dieser lachte auf. „Hast du Schelling gelesen?" Wollte er wissen und machte eine Pause, bekam aber keine Antwort. „Und wie sieht es mit Nash und Kissinger aus?" Versuchte er den Chef zu motivieren, der langsam drauf ansprang. „Sunzi hab ich gelesen." Meinte der Chef und Mori schien sich sichtlich über den Einstieg ins Gespräch zu freuen. Also machte er weiter. „Kämpfe zwischen Ländern und illegalen Organisationen wie unserer haben Gemeinsamkeiten. Wenn wir die Vereinbarung brechen, zieht uns dafür niemand zur Rechenschaft. Aber was, wenn die Hafenmafia plötzlich das Abkommen bricht? Was, wenn wir die Detektei verraten? Nur derjenige, der an das Waffenstillstandsabkommen glaubt, erleidet Schaden. Und derjenige, der zuerst verrät, zieht daraus einen Vorteil. Ein begrenzter Waffenstillstand kommt nicht zustande." Erklärte der Boss seinen Standpunkt. „Einer vollständigen Zusammenarbeit jedoch..." Versuchte er den Chef doch noch zu überzeugen, wurde aber prompt von Dazai unterbrochen. „Das funktioniert nicht." Sagte Dazai direkt und der Boss nickte wissend. „Stimmt. Die Hafenmafia ist eine Organisation mit Ehre, Liebe und Hass. Unter unseren Mitgliedern gibt es viele, deren Ehre zerstört wurde." Erzählte der Boss so vor sich hin, doch die Stimmung schien langsam zu kippen. „Meine Untergebenen wären auch oft fast getötet worden." Meinte der Chef ebenso ernst und es entwickelte sich ein richtiger Schlagabtausch. „Aber sie sind nicht tot." Fies grinste der Boss und in mir stieg die Begeisterung über dieses Treffen immer mehr an. „Das geht so weit, dass es uns als Hafenmafia schon peinlich ist." Zischte der Boss und wechselte kaum merklich in Kampfstellung. „Begleichen wir hier doch unsere ganze Vergangenheit!" Knurrte der Chef und legte die Hand an sein Katana, das um seiner Hüfte hängt. Kaum hatte er geendet, lagen die Schwertschneide vom Chef und die Skalpellklinge vom Boss am Hals des jeweils anderen. Mit bloßem Auge war dieses meisterhafte Schauspiel nicht zu erfassen. „Hast du deinem Katana nicht abgeschworen? Einsamer, silberner Schwertmeisterwolf, Fukuzawa." Sagte der Boss mit weit aufgerissenen Augen und irrem Blick. „Du tötest also immer noch respektlos mit einem Skalpell, Doktor Mori." Konterte der Chef. Die beiden gönnen sich wirklich nichts. Eine gefühlte Ewigkeit, die unter absolut wahnsinniger Spannung stand, passierte nichts. Bis die beiden Mächte endlich voneinander abließen. „War ein netter Plausch." Meinte der Boss. „Das werden wir auf dem Schlachtfeld fortsetzen." Bevor die beiden auseinander gingen, hielt der Chef den Boss noch einmal auf. „Heute Nacht wird die Detektei Q zurückholen. Komm uns nicht in die Quere. Das ist für uns beide sinnvoll." Erzählte der Chef von seinem Vorhaben und tatsächlich drehte sich Mori noch einmal zu ihm um. „Warum?" Fragte der Boss und sah den Chef abwartend an. „Weil unser einziger gemeinsamer Schnittpunkt ist, dass wir diese Stadt lieben." Nachdenklich beobachtete ich das Schweigen zwischen ihnen. Es stimmt. Wir leben hier und beschützen mit unseren Organisationen diese Stadt. Wir dürfen die Stadt nicht von einer ausländischen Organisation niederbrennen lassen. Auch wenn wir von dieser Stadt nie wirklich akzeptiert wurden, sie ist dennoch unser Zuhause. „Die Gilde ist stark. Die Detektei kommt gegen sie nicht an." Der Boss riss mich aus meinen Gedanken. „Also dann, Dazai. Unsere Einladung zur Hafenmafia gilt noch, solltest du das überleben." Verkündete der Boss und meine Augen blitzen begeistert auf. Dieser Krieg wird der absolute Wahnsinn. Ich konnte mich nicht mehr zurückhalten. Und plötzlich hallte mein verrücktes Lachen in der Luft.

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