Kapitel 14

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Adam erscheint auf der Bildfläche.

Amina Suya Lora-Fjie (Sicht)

Es ist mitten am Tag und trotz der völligen Überwucherung der verlassenen Backsteinhütte im nahegelegenen Wald, wirkt die Lichtung friedlich. Ich öffnete die quietschende Holztür und betrat das heruntergekommene Bauwerk. Durch das zerstörte Dach fielen vereinzelnd Sonnenstrahlen auf die morschen Holzplanken und verliehen dem Inneren etwas magisches. Doch die zugenagelten Fenster schienen bedrohlich. Allerdings nicht so bedrohlich wie Lovecraft, der mich vor der Kellertreppe empfing. Ohne ein weiteres Wort zu verschwenden, ging ich an ihm vorbei und trat in den Keller ein. Ein kühler Raum, nur schwach beleuchtet von der kleinen Laterne am Treppengeländer. John saß umgekehrt auf einem alten Stuhl. Wie in einem Verhör saß er Q gegenüber, der von seinen Ranken umschlugen und gefesselt in der Luft gehalten wurde. Reglos hing sein kindliches Gesicht gen Boden. Q ist von den enormen Schmerzen bereits völlig benommen. So sieht also der Plan der Gilde wirklich aus. Vor einer Woche hat die Gilde den Menschentiger eingefangen und Q entführt. Francis hat unseren Deal nicht eingehalten. Er hat mir nicht genügend Zeit gegeben, um den Menschentiger töten zu lassen. Dieser hinterhältige Bastard, er will um jeden Preis sein Ziel erreichen. Er ist auf der Suche nach einem bestimmten Buch. Es gibt davon nur ein einziges auf der ganzen Welt. Nichts und niemand soll dem Buch etwas anhaben können. Er glaubt, dass der Menschentiger der Wegweiser zu diesem Buch ist. Der Grund aus dem er den Menschentiger zu sich geholt hat, ist der, dass er mit dem Rest der Stadt nicht zu Asche werden soll. Die Fähigkeiten-Sondereinheit wurde entkräftet, so heißt es. Übrig bleiben die Detektive und die Hafenmafia. Er hat beschlossen sie mit samt der Stadt untergehen zu lassen. Der Plan ist eine Kombination aus Q's und John's Fähigkeiten. Durch seine Trauben kann man Wirt und Bäume verbinden. Man teilt mit ihnen seine Wahrnehmung. Diesmal hat John seine Fähigkeit benutzt und Q mit allen Bäumen Yokohamas verbunden. Die unwissenden Leute treten wie immer auf Baumwurzeln herum, schlagen gegen Baumstämme und schneiden Zweige ab. Dieses Schmerzempfinden fließt gerade durch Q hindurch. Wenn Francis den Kopf ihrer Puppe abreißt, werden ungefähr ein Fünftel aller Menschen der Stadt verflucht. Nur wenn Dazai die Puppe berührt und seine Kraft benutzt, wird der Fluch aufgehoben. Aber darauf kann ich nicht warten. Heute werde ich mir die Gilde zum Feind machen. Ich näherte mich John und schlang meine Arme von hinten um seinen Nacken. „Hey Boy, verrätst du mir wo ich Francis finde?" Fragte ich freundlich und drückte meinen Brüste gegen seinen männlichen Rücken. „Weißt du John, er hat unseren Deal missachtet. Jetzt will ich mein Eigentum zurück." Erklärte ich John ehrlich, weshalb ich gekommen war. „Wenn du Q noch eine Weile behalten willst, dann würde ich es begrüßen dein Wissen zu teilen." Meinte ich lächelnd und schritt verführerisch um John herum. Ich wusste, dass ich durch einen Kampf und damit verbundenen Sieg gegen John und Lovecraft dem Ganzen ein Ende bereiten könnte. Jedoch wäre die Gilde damit nicht zerschlagen und der Krieg somit auch nicht beendet. Die Organisationen würden sich weiterhin die Köpfe einschlagen, bis ein einsamer Herrscher die Stadt regiert. Ich kann es ja selbst kaum glauben, aber meine Priorität hat die Rettung des Menschentigers und die Vereinigung unserer Organisationen. Ich will um jeden Preis verhindern, dass mein Paradies einschreiten muss. Deshalb kann ich auf die Teilhabe am Krieg vorerst nicht verzichten. Während ich Q prüfend musterte, räusperte sich John hinter mir. „Er befindet sich an Bord der Moby Dick. Sie ankert irgendwo über der Stadt." Antwortete John bereitwillig und ich nickte kaum merklich. Ich wollte gerade gehen, als John mich noch einmal aufhielt. „Wann wirst du mich wieder besuchen kommen?" Wollte er wissen und ein Hauch von Sehnsucht lag in seiner Stimme. Ich konnte mir ein sanftes Schmunzeln nicht verkneifen und senkte den Blick. „Wir sind jetzt Feinde, John." Sagte ich ernst und John nickte wissend. Damit ließ ich das feindliche Versteck im Wald hinter mir und machte mich auf den Weg zur Moby Dick.

Ich stolzierte durch die tobende Stadt und sah hinauf zu dem monströsen Geschöpf der Meere, als ich in ihrem Schatten stehen blieb. Die Moby Dick. Ein beeindruckendes Monstrum ohne jeglichen Zweifel. Jetzt ist die Zeit gekommen meine Fähigkeit zu aktivieren und keinen Rückzug zu wagen. Alles bloß um mein Paradies zu schützen, vor dem Elend eines übermächtigen Krieges. „Wings of Sinners." Sprach ich und stieg in den Himmel empor. Zwei prächtige Engelsflügel zierten meinen nackten Rücken. Als ich zur Moby Dick blickte, erkannte ich die Silhouette von Atsushi, der lebensmüde aus dem Bauch des Schiffes sprang. Er war im Besitz von Q's Puppe. Kaum hatte ich seinen hinabstürzenden Körper erfasst, ertönten plötzlich Schüsse vom feindlichen Stützpunkt aus. Es ist Mark, ein Mitglied der Gilde, der Atsushi unter Beschuss genommen hat. Gekonnt zerfetzte eine seiner präzisen Geschosse Atsushi's Fallschirm und die aufkommende Druckwelle katapultierte ihn bewusstlos Richtung Erde. Blitzschnell schwang ich mich zwischen Mark's Zielfernrohr und sein Ziel, denn er würde es nicht wagen auf mich zu schießen. Gerade noch rechtzeitig griff ich nach Atsushi's Handgelenk und wurde prompt von seinem Gewicht nach unten gerissen. Doch mein kräftiger Flügelschlag stoppte unseren tödlichen Fall. Was dann geschah, hielt ich für einen Traum. Bloße Einbildung. Aber die Intensität dessen was mich plötzlich einhüllte, zeigte mir die blanke Realität. Meine unbedachte Berührung aktivierte sogleich seine Fähigkeit und wir befanden uns in absoluter Schwerelosigkeit wieder. Ein düsteres Knurren ertönte und die gelben Seelenspiegel des weißen Tigers blitzen mir entgegen. Als ich Atsushi sah, erblickte ich an seiner Stelle diese majestätische Kreatur in ihrer vollen Größe mir gegenüber. Seine Anwesenheit kam mir auf einmal zu vertraulich vor und ich streckte meine Hand nach der Bestie aus. „Wir kennen uns, nicht wahr?" Sagte ich sanft und vergrub meine zierlichen Finger in seinem weichen Fell. „Wir haben bloß vergessen woher." Flüsterte ich und musterte mein Spiegelbild in seinen klaren Augen. Heiße Tränen rannen meine Wangen hinunter und ich lachte wehmütig auf. Ich kann mich einfach nicht erinnern. Liebevoll schmiegte sich der Tiger an meine Hand und holte mich aus meinen Gedanken. Lange sah er mich an, als würde er auf eine Entscheidung meinerseits warten. „Danke, dass du mich gefunden und auf mich gewartet hast." Hauchte ich und wusste augenblicklich, dass dies die richtige Entscheidung ist. Jetzt habe ich mir nicht nur mein selbsternanntes Eigentum zurück geholt, ich habe ihn zu meinem persönlichen Verbündeten gemacht. Ich zog meine Hand zurück und noch in selber Bewegung löste sich der Traum um uns herum auf. Dem Grund geschuldet, dass ich Atsushi's Bewusstlosigkeit vergessen hatte und die Erdanziehungskraft zurückkehrte, rutschte seine Hand plötzlich aus meiner und er fiel rasend schnell gen Boden. Mit dieser Geschwindigkeit und Höhe hätte er beim Aufprall restlos zermatschen müssen. Doch auf einmal schlug er seine Augen auf und seine Fähigkeit aktivierte sich wie von selbst, als würde die Bestie in ihm ihn nicht mehr so sehr hassen wie zuvor. Sein tödlicher Fall stoppte und er lag unversehrt im Chaos des Krieges.

Bungou Stray Dogs - Adam und EvaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt