Kapitel 20

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Katharina nutzte die Zeit, um die Betten zu beziehen und den Tisch zu decken. Der Abend versprach nicht leicht zu werden, auch wenn sie Markus Nähe durchaus genoss. Immer wieder hatte sie ihn aus dem Augenwinkel beobachtet; fast schon idyllisch wirkte das Bild mit ihm am Herd, gäbe es nicht so viel, das unausgesprochen zwischen ihnen stand.
Vor allem die Nacht mit Jessica, auch wenn ihr Bruder ihr versichert hatte, dass Markus niemanden wie sie anschauen würde. Die Tatsache, dass zwischen ihnen was gelaufen war, tat ihr nach wie vor weh. Andererseits war ihr natürlich bewusst geworden, dass auch sie über einen langen Zeitraum keine Entscheidung getroffen und dennoch den nötigen Abstand zu ihm auch nicht gewahrt hatte.

 „Ich muss deine Gedanken unterbrechen, aber das Essen ist fertig." Katharina erschrak und setzte sich fast schon schüchtern zu ihm. Er war ein guter Koch, das wusste sie noch aus ihrer gemeinsamen Zeit. Erneut breitete sich Schweigen zwischen ihnen aus – ungewollt, aber selbst jeglicher Smalltalk war schwer. Immer wieder kreuzten sich ihre Blicke, doch keiner sah sich im Stande, ein Gespräch zu beginnen.
„Katharina, das mit Jessica war wirklich nur was Einmaliges. Ich wollte nicht, dass Du es so erfährst oder überhaupt. Es ist Wochen her, besser gesagt schon über 2 Monate. Als Du neulich zu uns zum Essen kamst, schaute sie nur kurz vorbei und wir klärten genau das. Es war ein dummer Zufall an dem Tag und ein blöder Ausrutscher mit ihr."
Katharina stocherte in ihrem Teller rum und kam sich hilflos vor. „Ja es war scheisse, es zu erfahren aber eigentlich bist Du mir keine Erklärung schuldig, Markus. Du darfst tun und lassen was Du willst. Meine Reaktion war übertrieben. Du bist frei und kannst zusammen sein, mit wem Du willst."
Sie schwieg einen Moment und biss sich auf die Lippe. „Es war einfach zuviel in den letzten Monaten, eigentlich schon das ganze Jahr über. Ich saß zwischen allen Stühlen."
Katharina sah ihn lange an und stand auf, um den Tisch abzuräumen. Es war offensichtlich, dass sie mit sich kämpfte.

Markus beobachtete sie und sah ihr deutliches Zittern der Hände. Irgendetwas wühlte sie extrem auf, diese Unruhe war untypisch für "seine" Katharina. Ihre Fröhlichkeit und Leichtigkeit, die er immer an ihr geliebt hatte, waren durch die Erlebnisse der jüngsten Vergangenheit einer ungewohnten Schwere gewichen.

„Katharina?"

Die Bergretter - HerzensentscheidungenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt