Kapitel 12

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„Es tut mir leid Papa. Ich wollte Dir keinen Ärger machen. Ich habe das Gespräch mit Jessica mitbekommen und wollte nur wissen, was ein One night stand ist. Denke nichts Gutes, so wie Katharina reagiert hat." „Schon gut Mia. Nicht deine Schuld. Lass uns essen und dann sehen wir weiter".
Trotz aller Mühe herrschte betretenes Schweigen im Hause Kofler. Markus war wütend – auf Katharina, die immer weglief, statt mit ihm solche Themen auszudiskutieren, aber auch auf sich. Warum ließ er seinen Worten nicht Taten folgen. Er riskierte sein Leben für Katharina und gab ihr in diesem so engen und intensiven Moment in der Höhle ehrlich zu verstehen, dass der Kuss mit Jessica ihm nichts bedeutete. Warum hatte er sich dann auf sie eingelassen und vor allem wäre es vielleicht besser gewesen, Katharina alles zu erzählen. Andererseits, warum blieb sie nicht einmal da und erzählte auch offen, was in ihr vorging. Die Zuneigung in der eisigen Höhle war nicht einseitig, er hatte damals sowohl Erleichterung als auch ihre Angst um ihn mitbekommen. Zwei Feiglinge in einem Kuhdorf wie Ramsau , das war auch einmalig.

 Wie so häufig spielten er und Mia am Abend noch Uno. Sie zockte ihn gnadenlos ab; unübersehbar war er mit seinen Gedanken weit weg."Du Papa, vielleicht solltest Du Katharina anrufen." Verdutzt schaute Markus sie an. „Naja Du machst lauter Fehler heute beim Spiel. Du bist traurig. Ich werde schlafen gehen. Gute Nacht". Nachdem er sie ins Bett gebracht hatte, wählte er Katharinas Nummer, doch bevor das Telefon anschlug, legte er wieder auf. Sie würde eh nicht rangehen, am Telefon kann man das auch nicht klären. Mit dem Vorhaben schnellstmöglich alles wieder ins Lot zu bringen, begab sich auch Markus ins Bett.

Traurig und leer ließ sich Katharina auf ihr Sofa fallen. Zum Glück war ihr auf dem Heimweg niemand begegnet, auch nicht im Hotel. Umso einsamer wirkten ihre vier Wände jetzt. Sie fühlte sich allein und verraten. Es gab nichts als sinnlose Warums, die durch ihren Kopf schwirrten. Sie mussten darüber reden und alles klären, auch wenn sie keine Ahnung hatte wann und wie. Natürlich war ihr bewusst, dass er Single war und tun konnte, was er wollte.
Sie hatte ihn auch lange im Ungewissen gelassen, sich nie klar zu ihren Gefühlen bekannt. Aber vor Kurzem in der Höhle spürte sie trotz all der Angst soviel Sicherheit und sie glaubte seinen Worten. Nur ein Kuss und was war es jetzt – nur ein Nacht? Warum lädt er mich zum Essen ein und geht mit Jessica ins Bett. Er kann so aufmerksam sein und dann bedeutet es ihm nichts und schläft mit ner anderen. Es zog ihr immer wieder das Herz zusammen bei den Gedanken an ihn und Jessica. Sie war sich auf der Hütte so sicher, als sie Thomas ihre Entscheidung mitteilte. Trotz Schock, Angst und Trauer fühlte sie sich so sicher als sie in seinem Armen am Seil hing.

Die letzten Wochen waren nur Schmerz und Tränen, eigentlich sollte der heutige Abend endlich wieder Freude und Spaß bringen. Sie hatte sich auf die Zeit mit ihm gefreut. Auch sein Strahlen als er sie begrüßte war aufrichtig und dennoch hatte die im Raum stehende Nacht mit Jessica tiefe Wunden aufgerissen.

Die Bergretter - HerzensentscheidungenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt