House of Cards | BTS |

Kapitel 26

Hechelnd und keuchend hetzte der Blondschopf durch die Straßen Seouls. In seiner rechten Hand hielt er die schwarze Lederjacke, welche immer noch den süßen und blumigen Duft an sich trug, der sonst von Casey ausging. Das gekaufte Essen hatte er, kurz nachdem er realisiert hatte was passiert war, achtlos auf den Boden geworfen, während sich sein Körper schon zu einem Sprintansatz gebeugt hatte.

Konnte er tatsächlich so blind gewesen sein, dass nicht bemerkt hatte, dass sie verfolgt worden sind? War er so unachtsam in ihrer Nähe, obwohl er nichts anderes als sie beschützen wollte? Wie ging es ihr wohl? Hatten sie ihr irgendwas angetan?

Fragen über Fragen überschlugen sich in seinem Kopf, während er angestrengt durch die Stadt hechtete, um zu seinem Motorrad zu gelangen, welches er einige Straßen weiter abgestellt hatte. Den Helm setzte er sich vor lauter Hektik nicht eimal mehr auf. Sofort drückte er mit seiner rechten Hand das Gas durch und ließ den Motor seiner schwarzen Daelim aufheulen.

Kaum hatte er die Maschine abgestellt, riss er schon förmlich die Garagentüre zur Lagerhalle auf und stürmte in die Halle hinein. "Sie haben sie! Sie haben Casey!" Keuchend hielt er vor der kleinen Sitzgruppe an, auf welcher seine Freunde saßen und den Blondschopf ziemlich verwirrt anblickten.

"Was ist mit Casey?" Jimin blickte den Jungen vor sich genauso ratlos an, wie der Rest der Bangtan Boys. Erst als Suga die schwarze Lederjacke auf den Tisch warf, setzen sich die sechs Jungen auf den Sofa unverzüglich auf. Die Anspannung in der Lagerhalle war zum Zereißen. Jedes einzelne Augenpaar war auf die nur all zu vertraue schwarze Lederjacke gerichtet, die vor ihnen lag. Keiner von ihnen sprach ein Wort. Die Blicke starr auf die Jacke vor sich gerichtet.

RM's ganzer Körper verkrampfte sich beim Anblick der Lederjacke. Seine Gedanken fingen an zu rasen und in seinem Kopf spielte sich jedes erdenkliche Szenario ab. Wie konnte er nur zulassen, dass sie mit in diese ganze Sache geriet? Er hätte niemlas zulassen dürfen, dass sie zu Bangtan gehört, dann hätte er sie wenigstens richtig beschützen können. Nun war sie hilflos ausgesetzt und er wollte gar nich daran denken, was sie alles mit ihr tun könnten.

"Yoongi, hast du gesehen wer es war?" J-Hope blickte zu seinem älteren Freund, welcher nur leicht mit dem Kopf schüttelte. "Nein. Ich habe um uns herum niemanden gesehen, dass ist ja das, was mich so unendlich aufregt. Ich hätte sie sehen müssen. Ich hätte sie mit rein nehmen sollen und nicht alleine draußen lassen sollen" Niedergeschlagen fuhr sich der junge Mann durch die blonden Haare. Er konnte sich nicht erklären, wieso er so unaufmerksam gewesen war.

"Es ist nicht deine Schuld Yoongi. Das hätte uns allen passierne können. Mach dich nicht selbst fertig, ja?" J-Hope legte seinen Arm um den Älteren und versuchte diesen mit einem leichten Lächeln aufzumuntern. Wirkung zeigte dies zwar keine, doch es schien, als würde Suga sich etwas beruhigen. "RM?" Jin blickte stirnrunzelnd zu seinem Anführer, der seit einiger Zeit stumm geworden war.

Wie erstarrt blickte der, von der Körpergröße aus gesehene, Größte auf sein Smartphone, welches vor ihm in der Hand lag. Seine Finger angespannt um den Rand des kleinen Gerätes gedrückt. Die Bilder die vor ihm auf dem Display liefen waren genau das, was er immer verhindern wollte.

Verängstlich blickten ihn die großen eisblauen Augen der platinblonden Schönheit aus dem Display aus an. Ihre Hände und Beine wurden mit Seilen zusammen gebundne, so dass sie keine Chance hatte, sich irgendwie zu regen. Die Panik und Angst war ihr ins Gesicht geschrieben. Das sonst so toughe Mädchen wirkte plötzlich klein und zerbrechlich. Als hätte sie all das Selbstbewusstsein, dass normalerweise in ihr schlummerte verloren.

"RM. RM. RM. Du solltest wirklich besser aufpassen, wenn du so junge, hübsche Mädchen in deiner Umgebung hast." Die ihm nur all zu bekannte, dunkle und rauchige Männerstimme drang aus den Lautsprechern seines Smartphones zu ihm hindurch. "Sie ist wirklich ein hübsches Ding. Wäre nur zu Schade, wenn ihr etwas zustoßen würde, findest du das nicht auch?"

RM konnte beobachten, wie Casey panisch auf ihre Beine blickte, während eine silberne Klinge ihr Bein hinauf strich. Diese strich von Sekunde zu Sekunde weiter ihren Körper entlang, bis sich die Klinge unterhalb ihres Kinnes befand. "RM..." fast schon weinerlichen brach die Stimme der jungen Frau, während sie etwas verzweifelt in die Kamera blickte. Für einen kurzen Moment musste der sonst so souveräne Bangtan Anführer seinen Kopf zur Seite drehen. Es tat ihm mehr als nur weh, war jemand der Bangtan Gruppe in Schwierigkeiten.

Dass es Casey getroffen hatte zerriss ihn beinahe innerlich. Sie war zwar willenlos, mutig und sebstbewusst, jedoch war sie mit Abstand die Verwundbarste von ihnen. Der Wundepunkt, der die Bangtan Jungen mehr als nur etwas treffen würde. Und der Mann, dessen Stimme RM sofort erkannt hatte, schien dies zu wissen, was bedeutete, dass sie beschattet wurde. Sie alle wurden wohl schon wochenlang beschattet, ohne es zu bemerken. Diese Tatsache war für ihn wie ein Schlag ins Gesicht. Noch nie war ihnen so etwas entgangen. Hatten sie die Zeit mit dem Mädchen tatsächlich so sehr genoßen, dass sie alles um sich ignoriert und abgeschalten hatten?

Kaum hatten die anderen Jungen die Stimme des Mädchens gehört, stürmten diese zu ihrem Anführer und blickten auf das Smartphone. Keiner von ihnen gab nur einen winzigen Ton von sich. Anspannung füllte die Lagerhalle, während sieben Augenpaare auf den Display des Smartphones starrten.

Suga war der erste der seine Stimme wieder fand. Die Zähne zusammen gebissen. "Dieser Mistkerl. Wenn ich den in die Finger kriege, dann..-" ""Suga es reicht." RM blickte den Blondschopf neben sich an, während sein Blick zu dem jüngsten Mitglied der Gruppe fiel.

Jungkook starrte das Gesicht des Mannes an, welches vor einigen Sekunden auf dem Display erschienen war. Die kleine Narbe, welche sich über der rechten Augenbraue des Mannes zog, ließ den Maknae gefrieren.

Sein Vater hatte das Mädchen in seiner Gewalt.