„Einen Sangría, bitte."
Im bunten Licht des Nachtclubs reichte der fremde Junge einen großen Schein über die Theke, während ich ihn – zumindest versuchte ich das – unauffällig von der Seite her beobachtete.
Seine blaue Jeans war durchlöchert und das einfache weiße T-Shirt hing locker über seinem muskulösen Körper.
Hör sofort auf zu starren, Paris!
Meine innere Stimme ermahnte mich, meinen Blick von dem Jungen abzuwenden.
Jeden Abend gingen hier gutaussehende, zugegebenermaßen manchmal auch weniger gutaussehende, Leute ein und aus und bis jetzt hatte ich noch nie jemanden größere Beachtung geschenkt!
Das wäre unprofessionell gewesen. Schließlich war das hier der Club meiner mamá, da konnte ich nicht jeden Abend einfach so einen anderen Typen abschleppen.
Also, Paris, was sollte an diesem Kerl anders sein?
Vorsichtig musterte ich den Jungen nochmal von der Seite.
Nichts, er ist der typische nullachtfünfzehn Typ.
1,85 groß, mit dunklem Haar und dunklen Augenbrauen.
Nicht besonderes.
Genüsslich nippte ich an meinem Zitronenwasser. Dieser Typ war das erste Mal da.
Woher ich das wusste? Nun ja, man könnte sagen, dass ich so ziemlich über jeden Partygast Bescheid wusste, der regelmäßig über den heiligen Boden meines Zuhauses marschierte.
„Ähm ... ¿perdón?"
Der Junge, den ich übrigens auf achtzehn Jahre schätzte, versuchte, die Aufmerksamkeit von Jackson, dem Barkeeper meiner Familie, zu erregen.
„Könnte ich vielleicht die Rechnung haben?"
Unwillkürlich verzogen sich meine Lippen zu einem Grinsen.
Willst du dein Getränk etwa umtauschen, wenn du die Hälfte davon getrunken hast?
Spöttisch sah ich Jackson dabei zu, wie er im fahlen Licht des Clubs den Preis auf einen improvisierten, kleinen Zettel kritzelte. Quittungen gab es bei uns nicht.
Ruckartig drehte sich der Junge zu mir um.
„Nein, das hatte ich eigentlich nicht vor. Aber jetzt wo du es sagst ... warum eigentlich nicht?" Selbstbewusst funkelten mich seine strahlend blauen Augen an.
Überrumpelt und verwirrt starrte ich zurück. Dann erst wurde mir bewusst, dass ich meine Gedanken gerade laut ausgesprochen hatte.
„Nein!" Schnell sprang ich von meinem Barhocker. „Das habe ich nicht laut gesagt!"
Amüsiert lächelte der Junge und schwenkte dann beiläufig sein Glas.
„Doch, hast du."
Unbeeindruckt nippte er an seinem Getränk.
„Nein, habe ich nicht!", protestierte ich trotzig und verschränkte beleidigt die Arme.
„Doch."
„Nein!"
„Doch."
„Nei-"
Schnaubend sah ich ihn an.
„Diese Diskussion ist sinnlos." Genervt schüttelte ich den Kopf.
Dann schnappte ich mir beiläufig mein leergetrunkenes Glas und warf es mit Schwung Richtung Jackson, der es wie immer mit Leichtigkeit auffing und es mit einer fließenden Bewegung unter dem Tresen verschwinden ließ.
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IN A HEARTBEAT
Teen Fiction**Diese Geschichte wird am 23.02.2024 kostenlos** Die bunten Lichter tanzten auf ihren Köpfen, die Menschenmenge jubelte. Der Beat der Musik hämmerte und das Klirren anstoßender Gläser hallte an ihnen vorbei durch die vielen großen Räumlichkeiten de...