V E I N T I C I N C O

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„Ich habe Hunger", bemerkte ich vielsagend.

„Du hast immer Hunger." Boston lächelte mich von der Seite her an.

Bettelnd sah ich ihn an. 

Wir schlenderten über den Bahnsteig und es war wirklich kein Geheimnis, dass es an Bahnhöfen mehr als genug Snackautomaten gab. 

Außerdem hatten wir noch massig Zeit, bis unser Zug einfahren und damit unsere Europareise beginnen würde.

„Ach komm ..." 

Wie ein kleines Kind zog ich ihn in eine abgelegene Ecke des Bahnsteigs zu einem Snackautomaten. 

„Siehst du, Schokolade für zwei Euro! Das können wir uns leisten!"

Boston ließ mich schmoren und sah mich nur mit hochgezogener Augenbraue an. 

„Ich würde es mir ja auch selber kaufen, aber nachdem du mich förmlich gezwungen hast, meine Geldtasche zu Hause zu lassen und mir diese Reise zu schenken, bin ich leider nun auf Spenden angewiesen ..." 

Lieb klimperte ich mit meinen Augen. Keine Sekunde später, hielt ich seine Geldtasche in der Hand. 

„Siehst du das?" Interessiert näherte sich Boston der Glasscheibe des Automaten. 

„Es gibt einen Schokoriegel für hundertzwanzig Euro."

„Oh nein, nein, nein ..." Tadelnd sah ich ihn an. 

„Du lässt schön die Finger davon!"

„Das muss so eine Sonderedition sein", überlegte er weiter.

„Boston?" Besorgt griff ich nach seinem Arm. 

„Kein normaler Mensch kauft einen Schokoriegel für hundertzwanzig Euro! Außerdem nimmt der Automat nur Münzen ..."

„Den will ich jetzt probieren. Schau, das ist eh der letzte, als muss er doch ziemlich gut sein ..."

Ich wusste, dass Boston seine Entscheidung bereits getroffen hatte, deshalb erwiderte ich nichts mehr.

„Irgendwann muss man sich doch mal was gönnen? Wann also nicht, als in seinen Flitterwochen mit dem besten Menschen der Welt?"

Verliebt sah er mich an.

„Klar, man gönnt sich ja sonst nichts!" 

Kopfschüttelnd sah ich meinen Verlobten an. Dann tippte ich fragend gegen den Automaten.

„Der Automat nimmt immer noch nur Münzen ..."

„Unten gab es einen Geldwechselautomaten ..." 

Begeistert zog Boston seinen Entschluss durch.

Ungeachtet von den merkwürdigen Blicken der anderen Passagiere, ließ er sich hundertzwanzig Euro in zwei Euromünzen auszahlen.

So kam es also, dass wir fünf Minuten vor dem Automaten standen und erstmal sechzig Mal Geld einwarfen.

Das dauerte solange, dass ich dann gar keinen Hunger mehr hatte, als wir endlich diesen blöden Schokoriegel in den Händen hielten.

„Boah ...", fluchte Boston fasziniert. 

„Der ist ja richtig schwer für einen Schokoriegel!"

Lachend boxte ich ihm in die Seite. „Du bist verrückt ...!"

„Das ist ein vergoldeter Riegel, das sag' ich dir", lachte Boston und biss ein Stück ab.

„Mmh", brummte er und reichte mir den Riegel. 

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