D I E C I S I E T E

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Streifenwagen. Polizei. Rotes Absperrband.

Die Bilder schwirrten durch meinen Kopf und wollten einfach nicht mehr verschwinden.

„Was machen wir jetzt?"

Gemeinsam mit Carlo, Olivia, dem Jungen mit den Teddybäraugen und ein paar anderen Typen, die ich schon von Bostons Party kannte, saßen wir betreten in meinem Garten.

Nachdem ein Polizist mich verhört und anschließend von dem Tatort weggeschickt hatte, hatte ich sofort Carlo angerufen, der die anderen zusammengetrommelt hatte.

Nun starrten wir betrübt vor uns hin. 

Jeder hing seinen eigenen Gedanken nach.

„Zu wissen, dass er höchstwahrscheinlich entführt worden ist, ist schlimm."

Deprimiert, nichts tun zu können, sah ich in die Runde.

„Wisst ihr, was noch viel schlimmer ist?"

Betretende Stille.

„Nicht zu wissen, ob er überhaupt noch lebt."

Tränen sammelten sich in meinem Gesicht.

Eigentlich wollte ich nicht weinen, doch sie ließen sich einfach nicht zurückhalten.

„Freunde!" 

Die Gartentür schwang auf und ausnahmsweise kam mal nicht Carlo, sondern Levin hochmotiviert anmarschiert. 

„Was ist das denn hier für eine Trauerveranstaltung?"

Endlich schien mein hochintelligenter Bruder zu merken, dass etwas nicht stimmte.

Jedoch wollte er uns erst seine eigenen Neuigkeiten erzählen, bevor er andere hörte: „Carlo, ich habe bemerkt, dass du mich angerufen hast, aber ich bin absichtlich nicht dran gegangen, weil ..." 

Misstrauisch tauschten Olivia und ich Blicke aus. 

„Ich ... also heute, ist etwas Unglaubliches passiert! Ich ... ähm."

Auf einmal bröckelte seine selbstbewusste Fassade und er stammelte herum. „Also, ähm ..."

Heute noch?

„Ich möchte euch jemanden vorstellen", verkündete er schließlich lächelnd. Mit einer präsentierenden Geste deutete er auf das Gartentor.

Keinen Moment später stolzierte das wohl schönste Mädchen, das ich in meinem ganzen Leben jemals gesehen hatte, durch den Garten.

Nun ja, Schönheit ist natürlich eine Sache der Perspektive und der Ausstrahlung, doch dieses Mädchen wusste eindeutig, wie sie mit ihren Reizen spielen konnte. 

Ihre langen Haare fielen in sanften Wellen ordentlich über ihre Schultern, ihr figurbetontes Kleid schmiegte sich perfekt an ihren scheinbar makellosen Körper und ihr Ausschnitt sah reizend, aber nicht billig aus.

„Das ist Crystal."

Strahlend lächelten sich die beiden an und Levin legte liebevoll seinen Arm um ihre Taille.

So, wie es Boston immer bei mir getan hatte.

Weiter Tränen stiegen in mir hoch, mein Herz verkrampfte sich.

„Ich ... ich muss noch Hausaufgaben machen", presste ich zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.

Dann stand ich mit wackeligen Beinen auf. 

Im Vorbeigehen zwang ich mich dazu, Levin aufmunternd zuzunicken und lächelte Crystal bemüht freundlich an.

„Ich freu mich für euch."

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