Vielleicht mag das für einen Außenstehenden komisch klingen, doch das war das erste Mal, dass ich den Schlüssel zu padres Wohnung benutzte.
Genauso, wie es das erste Mal war, dass ich seine Wohnung überhaupt betrat.
„Padre?"
Diese Wohnung war mir jetzt schon nicht geheuer.
Es lief weder Musik, noch sah es hier auch nur ansatzweise aufgeräumt aus.
Schmuddelige Sofas zierten die Zimmer und überall lagen Teller mit Essenresten rum.
„Paris?"
Mein padre saß vor dem laufenden Fernseher im Wohnzimmer.
„Padre!"
Immer noch aufgewühlt von den ganzen Ereignissen, sprang ich ihm erleichtert in die Arme.
Er erwiderte meine Umarmung, wenn auch sehr zögerlich.
„Was machst du hier?", fragte er überrascht.
„Im Club waren Polizisten", brabbelte ich sofort los.
„Sie haben mamá verhaftet!"
Augenblicklich erstarrte padre.
„Weshalb haben sie sie verhaftet?"
„Keine Ahnung!"
Obwohl ich es nicht wollte, fing ich an zu weinen. „Sie haben unter der Tanzfläche Drogen gefunden", schluchzte ich. „Aber wir haben gar nichts damit zu tun!"
Mein Kopf war gegen die Brust meines padres gelehnt.
Als ich keine Antwort, sondern nur ein erleichtertes Aufatmen als Reaktion auf meine Heulerei bekam, wich ich erschrocken vor ihm zurück.
„Zuhause werden kiloweise Drogen gefunden und du entspannst dich?!"
Wie auf ein Startkommando, zuckte padre zusammen.
„Ganz im Gegenteil. Wir haben viel zu tun!"
Kommentarlos marschierte er durch seine grottige Wohnung, ich im Entenmarsch hinterher. „Was ..."
„Das Wichtigste ist, dass wir uns jetzt unauffällig und normal verhalten."
Er öffnete eine Luke an der Decke und ließ eine Leiter hinunter.
„Normal? Wir sind doch normal ..."
Absichtlich betonte ich das Wort „normal" so, wie er es getan hatte.
„Ich bin normal", sagte padre und pustete unbeeindruckt den Staub von der Leiter – ungünstigerweise direkt in mein Gesicht.
Danke, padre!
„Du und mamá, ihr seid abnormal. Ihr lebt ein vollkommen merkwürdiges Leben, was auch der Grund ist, warum wir uns getrennt haben, obwohl wir uns immer noch lieben."
„Hä?"
Verwirrt starrte ich ihn an.
„Was zum Henker soll das denn jetzt heißen?!"
Padre antwortete nicht, sondern kletterte zielstrebig die – nun mittlerweile entstaubte – Leiter rauf.
Schnell hastete ich ihm hinterher.
Ich brauchte auch Antworten, wenn er so viele Fragen aufwarf!
„Das soll heißen, dass der einzige Grund, warum wir getrennt leben, die Tatsache ist, dass deine mamá und ich andere Lebensstile bevorzugen. Während du und sie immer in der Nacht eure Lebenszeit verbringt, lebe ich lieber wie alle anderen normalen Menschen am Tag."
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IN A HEARTBEAT
Teen Fiction**Diese Geschichte wird am 23.02.2024 kostenlos** Die bunten Lichter tanzten auf ihren Köpfen, die Menschenmenge jubelte. Der Beat der Musik hämmerte und das Klirren anstoßender Gläser hallte an ihnen vorbei durch die vielen großen Räumlichkeiten de...