Kapitel 8

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Die ganze linke Seite seiner Jacke war zerfetzt und Blut strömte da raus.

»Ach sind nur ein paar Kratzer.« Jim lächelte verschwitzt.

»Verdammt«, sagte ich als ich meine Stimme wieder gefunden hatte, »Nur ein paar Kratzer? Jim deine ganze linke Seite blutet!« Ich hatte Angst und Sorge um ihn, denn seine Wunde hörte einfach nicht auf zu bluten.

»Wir müssen dich zu einem Arzt bringen.«, hörte ich die Stimme des Mädchens. Ich sah sie an. Ihr blonder Pferdeschwanz war dreckig und zersaust. Ein paar Strähnchen haben sich gelöst, und umwellten ihr Gesicht. Auch ihr Gesicht war leicht verdreckt und betonte ihre hohen Wangenknochen. Ihre hellen Augen waren feucht.

»Der Risor hat dich nicht erwischt.«, sagte Jim. Und in diesem Moment fiel mir auf, dass das Mädchen keine Wunden hatte.

»Nein.«, sie sah ihn in die Augen, »Du hast mich gerettet.«

»Stets zu Diensten.«, witzelte er und wollte ihr die Hand reichen als er sich dann stöhnend an den linken Arm fasste. Das Mädchen stand auf. »Gib ihm deine Jacke.«, wandte sie sich an mich, »Die Leute dürfen nicht sehen, dass er verwundet ist.« Ich zog meine Jacke aus und half Jim sie anzuziehen nachdem ich ihm geholfen hatte seine auszuziehen. Dann steckte ich seine Jacke in meinen Rucksack.

»Kommt mit.«, sie ging voraus, »Ich kenne einen guten Arzt.«

»Und was wenn der denkt wir bringen Pech? Immerhin wurden wir von einem Risor angegriffen«, gab ich von mir, während ich Jim beim gehen half. Denn viele Menschen denken, wenn jemand von einem Risor angegriffen wurde, heißt es das der- oder diejenige eine Elments ist. Klar, bei uns ist es der Fall, aber wir brauchen wirklich keinen der uns die Rider verpfeift.

»Nein. Er nicht.«, sagte sie nur.

»Wieso bist du dir da so sicher?«

»Ich weiß es einfach, ok?«, sie klang genervt und blieb stehen, »Der Junge braucht Hilfe! Sonst wird er noch zu Tode verbluten!« Ich hörte wie ihre Stimme vor Angst zitterte. Etwas Angst um meinen Bruder? Wieso hat sie solche Angst um ihn? Sie kennt weder ihn noch mich. Anscheinend sah man mir meine Frage an, denn sie sagte: »Es ist meine Schuld, dass er verletzt ist.« Tränen bildeten sich in ihren Augen.

»Nein, ist es nicht.«, beruhigte Jim sie, »Es war meine Entscheidung dich zu retten.« Es ist unsere Schuld das die Risor hier waren. Ich wusste, dass Jim eigentlich das gemeint hatte.

»Du verstehst das nicht!«, schrie sie und fing an zu weinen, »Das ist meine Schuld.« Sie hat auf mich nicht so gewirkt, wie eine die schnell anfängt zu weinen, aber als ich sah wie heftig sie weinte, verstand ich, dass sie nicht nur wegen Jims Verletzung weinte. »Alles ist meine Schuld.«, schluchzte sie weiter und ließ sich auf die Knie sinken.

»Jim hat recht.« Es ist unsere Schuld »Es war seine Entscheidung und nicht die deine.« Jim legte ihr eine Hand auf ihre bebende Schulter.

»Es tut mir so leid Dad. So leid.«, schluchzte sie leise. Und da verstand ich es wirklich. Sie hat ihren Vater verloren und gab sich selbst die Schuld. Jim kniete sich zu ihr und legte ihr seinen heilen Arm um die Schultern. Er starrte mich an und als ich sah, dass seine Augen feucht glitzerten, merkte ich, dass mir eine Träne die Wange runter kullerte. Das ganze erinnerte mich an Mom und Dad. Jim und ich tragen die Schuld an deren Tod. Wenn wir nie gewesen wären, würden beide noch leben. Und jetzt ist auch noch Jim schwer veletzt und braucht Hilfe. Egal wie unwohl ich mich bei dem Gedanken, dass wir einer Fremden hinterher gehen sollen um irgendeinen Arzt zu besuchen, fühlte wusste ich, dass wir die Hilfe eines Arztes brauchten.

Dann stand das Mädchen plötzlich auf und wischte sich die Tränen weg, aber es kamen immer wieder neue nach.

»Ist egal.«, ihre Stimme zitterte noch leicht, »Wir müssen ihn zum Arzt bringen.« Sie drehte sich um und stapfte weiter. Ich wischte mir die Tränen - und die Erinnerung - weg, dann half ich Jim beim aufstehen und ging ich neben ihm weiter.

Als wir schweigend die Stadt betraten und die erste Straße überquerten fragte Jim: »Wie heißt du eigentlich?« Sie zögerte. »Komm schon. Ich als dein Held habe es wohl verdient deinen Namen zu wissen.« Ich erkannte Jims Versuch die Stimmung etwas aufzuheitern.

Das Mädchen lächelte und sah ihn an. »Emily. Ich heiße Emily.«

Jim erwiderte ihr Lächeln - auch wenn es total angespannt und anstrengend aussah - und sagte: »Ich bin Jim. Und das ist meine große Schwester Lynn.«

»Sieht aber so aus als wärst du größer.«

Jim lachte auf, aber stöhnte dann auf als er mir seinen Arm um die Schultern legen wollte.

»Wir sollten uns beeilen. Es dauert 'ne Weile bis wir ankommen.«, sagte Emily und ging mit einem höheren Tempo weiter.

Als wir nach etwa einer Stunde Straßen überquert und entlang gegangen sind, standen wir vor einem großen Tor eines wunderschönen großes Gebäude. Eine Villa? Was machen wir bei einer Villa? Ich dachte sie wollte uns zu einem Arzt bringen? Es sieht überhaupt nicht wie ein Krankenhaus oder ähnliches aus.

»Und hier soll es einen Arzt geben?«, Misstrauen machte sich in mir breit. Da drückte Emily auf einen Knopf, welches sich neben dem Tor an der Mauer befand.

»Ja.«, antwortete sie mir schlicht und drückte nochmal auf den Knopf. Nach schon kurzer Zeit hörte man eine Stimme.

»Hallo?«

»Emily hier. Ich brauche einen Arzt.«, sagte sie schnell und fügte dann leiser hinzu: »Risorangriff«

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AN: Diesmal hat's nicht so lange gedauert xD (Yeyy)

Hoffe euch hat es gefallen ;)

HINWEIS:

Ich weiß nicht ob ihr es bemerkt habt aber ich schreibe jetzt nicht mehr Präsens und während ich die Story umgeschrieben (also in Vergangenheit) geschrieben habe, kam mir manches einfach falsch vor...

Also wenn ihr Fehler bemerkt: Bitte melden!

Ich bin mir auch nicht so sicher ob ich sie wieder umschreiben (also wieder im Präsens) soll...

Würde mich echt über paar Ratschläge freuen ^^

Gabe, oder Fluch?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt