Kapitel 13

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»Was soll das heißen, Emily ist verschwunden?«, fragte Kate.

»Sie ist nicht gekommen.«, sagte Kyle.

»Aber das heißt doch nicht gleich, dass sie verschwunden ist.«, entgegnete Doc.

»Ich habe sie überall gesucht. Sie ist nicht da.«, erklärte er.

»Hast du sie angerufen?«, fragte Kate besorgt.

»Ja! Natürlich! Aber sie ist nicht ran gegangen.« Er fuhr sich mit der Hand durch die Haare.

»Dann versuche ich es mal.«, sagte Kate und ging schnell aus den Zimmer. Für eine Weile sagte niemand etwas. Docs Stirn war gerunzelt und seine Augen waren voller Sorge. »Geht raus.«, sagte er dann schließlich.

»Findest du es nicht merkwürdig, dass Emily einfach so verschwindet, nachdem sie die Zwei da, hier her gebracht hat, Doc?«, sagte Kyle während er mich anstarrte.

»Ich vertraue Emily.«, erklärte Doc und setzte sich auf ein Stuhl.

»Aber Emily kennt die doch wahrscheinlich auch kaum.«

»Du hast sie nicht gesehen Kyle.«, sagte Doc und schaute ihn an, »Sie war völlig aufgelöst, hat geschrien und war kurz davor zu weinen.« Irgendwie kam ich mir vor wie ein Eindringling, aber dieses Gefühl wurde sofort von leichter Wut ersetzt. Ich bin auch noch da!, dachte ich. Sie führen sich noch so immer auf, als wäre ich es nicht würdig ernst genommen zu werden.

»Emily?«, Kyle hob skeptisch eine Augenbraue, »Schreiend habe ich sie ja schon erlebt, aber noch nie weinend.«

»Eben. Sie war total außer sich.«, meinte Doc. Da kam Kate wieder ins Zimmer und sagte: »Emily ist in der Stadt. Sie wird wahrscheinlich erst in ein paar Stunden wieder kommen.«

»Wieso ist sie nicht zur Bibliothek gegangen?«, fragte Kyle genervt.

»Sie wollte nicht.«, sagte Kate knapp. Dann knurrte plötzlich mein Magen. »Komm doch wieder mit zur Küche und iss.«, sagte sie zu mir.

»Und leg das Buch hin. Damit wirst du nicht viel anfangen können.«, sagte Doc.

»Was ist mit Jim?«, fragte ich, »Was habt ihr mit ihm gemacht?«

»Ich habe ihn, so gut es ging, behandelt und ihm, dann Schlafmittel verabreicht.«, erklärte mir Doc, »Er wird wieder. Eigentlich hätte er die Male davor nicht aufstöhnen können. Eure Streiterei hat ihm scheinbar nicht gut getan.«

»Wann wird er aufwachen?« Ich legte langsam das Buch nieder. Immerhin waren die hier nicht bewaffnet oder so.

»Wieso hast du es so eilig deinen Freund von hier weg zu bringen?«, fragte Kyle sarkastisch. Ich funkelte ihn an.

»Er ist dein Bruder, oder?«, fragte Doc, »Ich erinnere mich wieder, wie du geschrien hast er sei dein Bruder.«

»Dann ist er eben ihr Bruder. Na und?« Dieser Kyle ging mir langsam auf die Nerven. »Also nochmal, wieso willst du so schnell wie möglich weg von hier?«

»Wieso wohl? Ich bin in einem riesigen Haus mit, keine Ahnung, wie vielen Leuten die ich nicht kenne!«, sprudelte es plötzlich aus mir heraus.

»Sicher, dass das der einzige Grund ist?«, fragte er misstrauisch, »Du wolltest mich mit einem Buch angreifen.«

»Lass sie in Ruhe, Kyle«, sagte Kate, aber Kyle ignorierte sie.

»Außerdem, hat James anscheinend deinen Bruder gerettet«, er verschränkte die Arme, »Also solltest du wohl ein bisschen dankbarer sein.«

Gabe, oder Fluch?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt