Kapitel 18

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Das Quietschen der Gabel auf dem Teller, klang einfach nur nervtötend, aber ich hörte trotzdem nicht damit auf, mit der Gabel die letzten Krümel auf dem Teller weg zu kratzen.

Ich kam mir so wahnsinnig blöd vor. Dann hatte ich endlich den Menschen hier gebeichtet, dass ich kein Zuhause habe, und schon hatte ich einen kleinen Schwächeanfall bekommen. Was war los mit mir? Ganz plötzlich waren Bilder vor meinem inneren Auge erschienen. So wie vorher bei Emily...

Aber was mich so sehr überrascht hatte war, dass es sich um schöne Ereignisse meines Lebens handelte. Meine Familie, meine Freunde, Jan. Diejenigen die ich zu schätzen wusste und die mich einst glücklich machten. Niemand, außer meiner Familie, wusste von meinem Geheimnis, welches ich sorgsam hütete. Ich konnte mich noch so gut an die Momente erinnern, an denen ich mir so sehnsüchtig wünschte ihnen alles erzählen zu können. Selbst wenn ich es all meinen Freunden erzählt hätte, wären es nicht viele gewesen. Aber genauso wie ich mich an die Momente der Wahrheit erinnern konnte, konnte ich mich daran erinnern, wie froh ich darüber war, dass ich ihnen nichts von all dem erzählt hatte. Ich war mir manchmal so sicher gewesen, dass sie eine Ahnung hatten, was mit mir los gewesen war, aber dann hatten sie immer wieder etwas getan, was mich das vergessen ließ. Am meisten hatte ich es bei Jan in Erwägung gezogen, aber er war nicht anders als meine anderen Freunde. Und genau wie sie, hatte auch er sich von mir distanziert.

Sie hatten gemerkt, dass ich so gut wie jeden Tag in den Wald flüchtete, aber wieso, wollte ich ihnen nie sagen. Nach der Zeit wurde es ihnen zu viel und sie fingen an mich zu ignorieren. Zuerst war es nur eine, dann zwei und am Ende waren es alle. Niemand ist geblieben. Zwei von ihnen, die die es am längsten mit mir ausgehalten hatten, waren mir eines Tages in den Wald gefolgt. Anfangs hatte ich es gar nicht gemerkt. Erst als ich bei Jim, der zu dem Zeitpunkt Messerwerfen geübt hatte, angekommen war, hatten sie sich bemerkbar gemacht. »Das machst du also jeden Tag?«, hatte Abby gesagt. Ich hatte gedacht, dass sie herausgefunden hatten, dass ich Elments war. Immerhin waren sie nicht dumm. Aber das war jedoch nicht der Fall gewesen. »Du machst lieber was mit deinem Bruder, als mit uns?«, hatte Tina mir vorgeworfen. Jim hatte sie natürlich gehört und hatte aufgehört zu trainieren. Doch Abby und Tina hatten ihn nicht mehr beachtet. Ich war sauer geworden. Immerhin hatten sie mir nachspioniert, aber das war nicht der Grund gewesen weshalb ich sie angeschrien hatte. Nein. Klar, es spielte dazu, aber ich war so außer mir gewesen, weil sie hätten sterben können. Was wenn zu dem Zeitpunkt ein Risor aufgetaucht wäre? Oder noch viel schlimmer: Dogger und Rider?

Sie hatten sich unnötiger Weise in Gefahr gebracht. Aber das hatten sie natürlich nicht gewusst, und ich hatte es ihnen nicht erzählt. Stattdessen hatte ich sie angeschrien und wir hatten uns gestritten wie noch nie zuvor. Jim hatte versucht mir zu helfen, mich zu beruhigen, aber ich hatte ihn abgewiesen, da es meine Sache gewesen war.
Und so hatte ich schließlich meine letzten Freundinnen verloren. Ich hatte nicht genug, oder sogar gar keine, Zeit mehr für sie gehabt. Anfangs hatte ich noch gedacht, ich könnte es schaffen, aber je mehr Zeit verging, desto älter wurde ich und das hieß nun mal, dass meine Elments-verseuchte-Aura, auf die die Monster so stehen, stärker wurde. Also hatte ich immer mehr Zeit im Wald verbracht, und weniger mit meinen Freunden. Das war wahrscheinlich auch der Grund gewesen, weshalb Jan mit mir Schluss gemacht hatte. Denn die Zeit, die mir für meine Freunde noch übrig geblieben war, hatte ich eben auch für sie genutzt. Für alle zusammen. Jan hatte sich beschwert, dass wir kaum was nur zweit gemacht hatten, und hatte dann Schluss gemacht. Ja, ich war traurig gewesen, aber verübeln konnte ich es ihm nicht. Wie denn auch? Es war meine Schuld gewesen. Außerdem war es so besser und sicherer für ihn. Es war nicht so, dass er die große Liebe meines Lebens gewesen wäre. Unsere Beziehung war eher etwas kindliches gewesen. Immerhin war ich erst vierzehn gewesen und hatte es nicht so ernst genommen.

Ich fragte mich was aus meinen ehemaligen Freunden wohl passiert war. Wahrscheinlich nichts besonderes. Sie lebten wahrscheinlich alle noch in Watus und lebten als wäre nichts besonderes gewesen. Als wäre ihnen nie eine Elments über den Weg gelaufen, als wäre im Wald um sie herum nie ein Risor gewesen, als wären sie nie in ernsthafter Gefahr gewesen.

»Willst du noch mehr?« Ich schreckte auf und ließ dabei die Gabel auf den Boden fallen. Bevor ich mich auch nur bücken konnte, kam mir Kate zuvor und hob die Gabel auf. »Also?«, fragte sie.

»Nein, danke. Ich bin satt«, antwortete ich. »Was wird jetzt mit uns passieren?«

»Ihr dürft natürlich hier bleiben, solange ihr versprecht niemanden etwas über Emily zu erzählen.«

»Also hatte ich recht was sie anging?«

»Ja.«, sagte Kate. »Also versprichst du es? Auch für deinen Bruder?«

»Ja«, antwortete ich ihr. »Wir versprechen es.«

»Gut.« Sie nahm meinen Teller und fing an es zu waschen. »Ich werde dir später das Zimmer zeigen, in welchem du schlafen kannst.«

»Ihr nehmt mich einfach so auf? Ganz plötzlich?« Ich versuchte mein Misstrauen nicht allzu sehr zu zeigen.

»Doc hat es lieber, wenn er mit Sicherheit weiß, dass sein Patient richtig genesen kann. Und da ihr sonst nirgends bleiben könnt, waren wir uns einig, dass ihr hier bleiben könnt. Außerdem war das auch gleichzeitig eine Möglichkeit dir das Versprechen abzunehmen.« Sie zwinkerte mir zu.

»Oh.«, gab ich von mir. »Wieso deckt ihr Emily?«

»Wieso nicht?«, antwortete sie mit einer Gegenfrage. »Sie ist auch nur ein Mensch.« Mit besonderen Fähigkeiten.

»Ich gehe jetzt bald noch ein paar Vorräte kaufen.« erzählte sie mir. »Du kannst gerne mitkommen.«

»Ich bleibe lieber hier.«, sagte ich.

»Hier wirst du nicht viel machen können. Außerdem schadet es nichts wenn du dich ein bisschen besser in der Stadt auskennst,«, meinte Kate, »Vor allem da du eine Weile hier bleiben wirst.«

»Ich habe nichts dagegen, wenn ich mich langweile.«, beharrte ich.

 »Dann hast du auch sicher nichts dagegen, wenn du dich beim Einkaufen langweilst«, sagte sie. Ich setzte schon zur Widerrede an, als sie mir das Wort abschnitt. »Du kommst mit und hilfst mir beim Tragen. Keine Widerrede, Liebes.« Sie zwinkerte mir zu und zog mich aus der Küche.

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AN:
Tut mir echt leid, dass es so lange gedauert hat :(
Ich bin momentan so sehr in Stress, ich komme nicht mal dazu die neuen Teile der Stories meiner Bibliothek zu lesen :/
Ich kann euch leider auch nicht versprechen, dass das nächste Kapitel (Ich weiß ich wollte es umändern, da es keine echten Kapitel sind. Aber wie gesagt: Zu viel Stress.) nächste Woche veröffentlicht wird :(
Ich hoffe ihr versteht das und wartet. Wenn nicht verstehe ich es vollkommen.
Es tut mir wirklich leid :/

LG 
Glowingsoul

Gabe, oder Fluch?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt