Die Vergangenheit ist wie ein Schal. Ein eiserner.

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I just wanna know
When did you get so cold
What happened to your soul.
Don't you see me
I thought that we were close
But now that door is closed
When did we lose control

Nun konnte Alex endlich Noels und ihr Haus in der Ferne am Waldrand erkennen. Noel hatte schon immer mehr als abgeschieden gelebt. Sobald er ausgezogen war, natürlich. Vorher hatte er bei seinen Eltern in einer ziemlich grossen, weissen Villa gelebt. Doch wie er immer sagte: „Die Villa ist nur gut um Leute abzuschleppen. Für alles andere ist sie komplett ungeeignet" Im Holz des Hauses, waren schon mehrere Kerben, welche auch gut von Noels Taschenmesser stammen könnten. Neben dem grossen Glasfenster, stand eine dunkelgrüne Tanne. Der Wind, der gerade aufkam liess wenige dieser Nadeln in die Luft aufliegen. Sie schwenkten schon fast hilflos durch die kalte Luft, bevor sie einfach zurück auf den Boden fielen. Alex atmete tief ein und lief langsam zum Hintereingang. Welcher sich hinter einem grossen Felsen verbarg. Ganz sachte legte Alex ihre Hand auf den eisigen Türgriff und merkte wie die Tür unter ihrer Hand etwas nachgab,knarzend öffnete sie diese nun.
Die Tür fiel hinter ihr wieder ins Schloss, während Alex schon fast ausdruckslos in die leere starrte. Oder an die graue Wand, an der ein kleines Gemälde hing. Ihr Kopf surrte, ziemlich vieles tat ihr ziemlich weh und sie war wünsch mir müde. Ihr Blick fiel auf sich herab. So konnte sie auf keinen Fall nach oben gehen. Langsam, mit bedachten Schritten lief sie in die Waschküche hinein. Vielleicht würde sie ja irgendetwas finden, was nicht zu auffällig war.
Da. Dort auf dem weissen Tischchen,hatte sie noch die Wäsche aufgestapelt und griff einfach nach einem weissen Oberteil, welches Noel gehörte und zog sich dieses anstatt ihrer ziemlich kaputten Klamotten über den Kopf. Mit dem Gürtel, welchen sie nebenan gefunden hatte,band sie dass ganz irgendwie zusammen und lehnte sich erstmal gegen die Wand. Bis ihr einfiel dass, wenn sie Noel gegenüber treten wollen würde, müsste sie irgendetwas anderes zum anziehen suchen. Doch diesen Gedanken verdrängte sie wieder. Mit einem tiefen Seufzer, kickte sie mit ihrem Fuss, nach einem weissen Wäschekorb aus Plastik, welcher gleich scheppernd auf den Boden krachte.
Als dieser Lärm verstummte, hörte sie plötzlich leise, aber schnelle Schritte aus dem Raum neben sich kommen. Es konnte nur Noel sein, dies erkannte sie an dem leicht kratzigen, für ihn typischen Husten.
Wahrscheinlich hatte sie ihn aufgeschreckt. Pech. Ihre Gedanken waren in diesem Moment mehr als trocken. Ihr war einfach nur übel.
Ihre Augenlider ruhten geschlossen und Alex brummte irgendetwas undeutliches, während sie trotz ihrer Gleichgültigkeit probierte ihr Bein hinter dem mehr oder weniger gesunden zu verstecken.
„Alex! Ich dachte du wärst irgendein Einbrecher. Was machst du hier unten und in meinen Klamotten? Das ist zwar nichts neues, aber um diese Uhrzeit jetzt?" Die angesprochene gab Noel keine Antwort, egal wie verwundert er klang. „Wo zum Teufel, warst du überhaupt?" Bis jetzt hatte er noch nichts bemerkt. Bis jetzt. Sein Blick, durch seine dunkelbraunen, fast schwarzen Augen, blieben an Alex's armen hängen. Alex beobachtete schon fast angestrengt, wie sich seine Stirn besorgt in Falten zog. Als Antwort darauf zuckte sie einfach nur mit den Schultern und blickte ihm direkt in die Augen. Sie wollte nicht wie ein Verlierer wirken, das wäre das Letzte was sie wollen würde. Obwohl sie sich eingestehen musste, dass das was sie an dem Tag getan hatte, nicht würdig für einen Gewinner war.
Noels Miene hatte sich verfinstert. Man konnte fast merken, wie ein Schatten auf sein Gesicht fiel. Ein Schatten, welcher auch sehr gut von dem wenigen Licht aus dem Lichtschacht stammen konnte.
Ganz langsam, auf seinen ledernen Sohlen ging Noel einen Schritt nach vorne und noch einen zweiten. „Als deine Schwester mich das letzte Mal so angesehen hatte, hat sie mir danach einen Schraubenschlüssel ins Bein gerammt"
Alex trug in ihrem Gesicht einen Ausdruck, gemischt aus Verwirrung und leichter Panik. Panik vor irgendwelchen Fragen, Panik Noel noch mehr in Gefahr zu bringen. „Musst du jetzt wirklich über Spencer sprechen?" Dies war das Erste, was sie zittrig über ihre Lippen brachte. Plötzlich war ihr wieder kalt, wie vorhin als sie noch in ihren relativ hohen Schuhen über den Waldboden gestolpert war.
„Wer war dass?" Immer noch mit diesem emotionslosen, steinernen Ausdruck deutete Noel mit einem nicken auf ihr Bein. Welches Alex zögerlich vor ihr anderes stellte. „Dass 'Wer' ist doch egal oder?" Ganz leicht biss sie sich auf ihre Unterlippe nur um diese dann wieder loszulassen. Wirklich langsam, schüttelte sie ihren Kopf. „Du weisst ganz genau, dass dieser Jemand dafür leiden wird oder? Ich würde niemals zulassen, dass dir irgendjemand, auf dieser gesamten, verdammten Welt etwas antut" Desto länger er sprach, desto mehr Volumen bekam seine Stimme, immer lauter wurde diese. Bis Alex eine abwinkende Handbewegung signalisierte. Mit einem leisen räuspern, stellte sie sich wieder gerade mit beiden Füssen auf den Boden und ging langsam, in einer stolzen Haltung über den dunkelroten Teppich zu Noel nach vorne. Egal,wie sehr ihr ihr Bein oder etwas anderes wehtat, es war in ihr drin. Wie ein kleiner Faden, der eine Marionette gerade hielt.

„Noel, es gibt Dinge die ich dir nicht erzählen kann, weil die Schwierigkeiten sonst nur grösser werden. Wenn du mich beschützen willst, musst du auch damit rechnen, dass ich dich beschützen möchte."
Obwohl Noel nicht ganz wusste, was er davon halten sollte, nickte er und verschränkte seine Arme. Er wirkte als trüge er eine ziemlich grosse Last, in Form eines Steines auf seiner Brust. „Alexandra Drake, ich liebe dich, denkst du wirklich, ich würde irgendetwas in dieser Form dulden?" Ganz sachte,streichelte er mit seiner Hand über ihren Arm und achtete ganz genau auf ihre Reaktion. Was Alex zwar etwas lächerlich fand, aber mit einem Lächeln kommentierte „Ich bin nicht aus Glas. Du tust mir nicht so schnell weh, auch wenn es vielleicht so aussehen mag gerade."
Wie sehr sie es hasste. Wie sehr sie es hasste, mehr als schutzlos zu wirken. Sie Alex Drake? Nicht wirklich. Sie hatte schon so viel Mist durchlebt, da ist dies doch nichts oder?
„Ich muss mehr über Charlottes Mörder erfahren. Ich muss dem ganzen ins Augen blicken. Wenn ich e nicht tue,dann wird es jemand vor mir tun."

It was herWo Geschichten leben. Entdecke jetzt