Borderline - Die Geschichte von Mia

Borderline bedeutet Grenzgänger

Sie überwältigen uns. Sie katapultieren uns in andere Sphären, weit weg. Sie lassen uns schweben, reißen uns nieder, manchmal abgrundtief. Sie können extrem stark sein. Große Gefühle.

Jeder von uns kennt sie.

Menschen wie meine Mia erleben Gefühle oft noch intensiver, unerträglich intensiv.

Während jemand sich aufgeregt hat und nach einer gewissen Zeit wieder beruhigt, ist der Borderliner immer noch "auf 180".

Wenn ich den Begriff "Borderliner" verwende, ist das nicht als Stigmatisierung zu verstehen, d.h. ich personalisiere nicht die Krankheit. (Also ich sehe den Menschen an sich, nicht nur seine Krankheit.)

Der Einfachheit halber, und weil Mia oft einfach vom Borderliner spricht, verwende auch ich dieses Wort.

Dann wäre das ja auch geklärt! : )

Bei Mia wechseln die Gefühle sich oft auch unheimlich schnell ab. Ein wahres Gefühls-Chaos.

Es ist auch so anstrengend, wie es sich anhört!

Nicht nur für Mia...

Borderliner sind oftmals hochbegabte, talentierte Menschen.

So ist es auch bei Mia. Ich kenne nur wenige Menschen persönlich, die derartig viele Talente haben.

Mia mag es nicht besonders, wenn ich sie dafür lobe. Das passt nicht in ihr negatives Selbstbild.

Aber was ich hier schreibe, liest sie nicht. Also kann ich sie hemmungslos loben! ;)

Generell ist man der Meinung, Borderline entstehe in den ersten sechs Lebensjahren. In dieser Zeit der Identitäts-Entwicklung führen traumatische Erlebnisse zu empfindlichen Störungen der Psyche. Man spricht auch von einer "Post-Traumatischen Belastungsstörung".

Beispielsweise eine extrem unausgeglichene, nicht nachvollziehbare Erziehung, Gewalt, Eltern(teil) ist alkohol-oder drogenabhängig, instabiles Umfeld, sexueller Missbrauch.

Solche Faktoren zerstören die kindliche zarte Seele tief und nachhaltig.

Letzteres trifft auf Mia zu. Es war der Nachbar mit der kleinen Tochter, zu dem Mia zum spielen ging, während ich schon in der Schule war. Es zerreißt mir das Herz, wenn ich daran denke, was ihr mit ihren vier Jahren alles angetan wurde. Wie sie erpresst wurde, nichts zu sagen.

Wie unvorstellbar grausam, dass ein kleines Mädchen damit ganz allein fertig werden musste. Mit Dingen, die sie so gequält haben, dass sie dissoziieren musste, um das zu überleben. Während ihr Körper gequält wurde, beamte sich ihre Seele weit fort...

Sie hat es perfekt verborgen, wir haben leider nichts bemerkt.......

Man kann die Zeit bekanntlich nicht zurück drehen.

Man kann; ja man sollte; das beste daraus machen.

Mia ist nicht schuld. Sie ist nicht schwach. Sie ist nicht unwichtig. Auch, wenn ihr das eingeredet wurde.

Sie fühlt sich oft zerrissen und hilflos. Vor allen aber auch wütend.

Während Männer mit Borderline ihre Wut oft an den Mitmenschen auslassen, neigen Frauen dazu, ihre Wut gegen sich selbst zu richten.

Mia wandelt immer auf der Grenze, riskant, austestend. Wie weit kann sie gehen, welche Grenzen setzt ihr der Körper, welche ihr Kopf?

Es ist ein Spiel mit dem Feuer, ein Balance-Akt zwischen Leben und Tod, zwischen schwarz und weiß.

Es ist...Borderline.