Menschen mit Borderline stehen wirklich vor psychischen und physischen Herausforderungen!
Meist kommt Borderline in der Pubertät richtig zum Vorschein und ebbt mit etwa Mitte dreißig wieder ab von der Intensität her.
Die Schwierigkeit ist, dass auch Veränderungen im Gehirn von Borderlinern festgestellt werden konnten, die das Ganze zusätzlich erschweren.
Mia hat mir das anhand einer Schleuse erklärt:
In solch einer Schleuse staut sich viel mehr Wasser(Emotionen) als normalerweise.
Gleichzeitig kann beim Öffnen der Schleuse viel weniger Wasser abfließen...
Man kann sich gut vorstellen, dass so stets ein Stau entsteht, immer wieder auf's Neue.
Medizinische Untersuchungen konnten also tatsächlich nachweisen, dass körperliche Aspekte mitwirken.
Hoch interessant, wie ich finde. So verstehe ich noch besser, was Borderline für Betroffene bedeuten kann.
Interview mit Mia
„Wie ist es eigentlich möglich, diese Gefühle zu regulieren?“
„Zuerst muss man achtsam sein, sich darauf konzentrieren, welches Gefühl bzw. welcher Gedanke gerade da ist. Dann frage ich mich: Woher kommt das Gefühl gerade? Aus der Vergangenheit oder aus der Gegenwart.“
„Wie meinst du das mit der Vergangenheit?“
„Es gibt viele Gefühle, die früher angebracht waren. Sie verknüpfen sich mit aktuellen Situationen, sind aber nicht mehr angebracht.“
„Kannst du mir ein Beispiel nennen?“
„Ja, ich brauche zum Beispiel immer das Gefühl, mobil zu sein mit dem Auto. Wenn das nicht so ist, kommen Ängste und Panik von damals auf. Ich kann nicht weg!!! Diese Gefühle sind schwer auszuhalten und heute nicht mehr passend. Leider steckt das sehr tief in mir drin.“
„Das kenne ich sogar selbst... Wie geht man denn mit solchen Gefühlen am besten um?“
„Als Borderliner kommt man nicht um eine Trauma Therapie herum, wenn es besser werden soll... leider... Die Situationen von damals müssen verarbeitet und die Gefühle umgeschrieben werden. Ohne an der schlimmen Wurzel allen Übels zu arbeiten gehts nicht!“
„Das hört sich logisch an... Du machst dich ja demnächst mutig an die Trauma Therapie in einer stationären Klinik. Sicher wird es sehr schwer werden aber letztendlich heilen helfen. Kannst du es dir nicht wie eine wichtige OP vostellen? Das wird zwar äußerst unangenehm, hilft dir aber, wenn du langfristig denkst.“
„Gutes Beispiel. Ich werde versuchen, dann daran zu denken.“
„Andere Frage: Ist es überhaupt realistisch, dass du von dieser Zerstörungswut wegkommst? Mit dem Schneiden komplett aufzuhören?“
„ Es müsste machbar sein. Während Patienten ohne Borderline lernen sollen, ihre Gefühle kommen und wieder gehen zu lassen, setzt man bei 'uns' anders an. Bevor ein Gefühl stark wird, passieren viele Schritte, bis es so schlimm ist. Borderliner sollten versuchen, diese Kette so früh wie möglich wahrzunehmen und zu stoppen. Je später der Stopp, desto schwieriger. Also verhindern, dass die Gefühle überhaupt so stark werden können. Wenn man dran bleibt, müsste es möglich sein, komplett auf's Schneiden zu verzichten!!!“
„Wie toll wäre das denn!!! Danke, dass du mir so einiges erklärt hast!“
![](https://img.wattpad.com/cover/22566232-288-k495935.jpg)
DU LIEST GERADE
Borderline - Die Geschichte von Mia
De TodoDas Leben eines tollen Menschen, nennen wir sie Mia, mit dem Borderline Syndrom. Aus der Sicht ihrer Schwester. Ein Versuch, sich etwas hineinzufinden in ein Leben zwischen schwarz und weiß...