In einem Raum unter Vielen unsichtbar sein. Durch die Stadt laufen und für Andere nicht existieren. Einfach unwichtig und bedeutungslos sein...
So fühlt sich Mia manchmal immer noch. Oft hatte sie auch den Eindruck, dass niemand sie ernst nimmt.
Die Narben an ihren Armen und Beinen geben ihr die Sicherheit, doch etwas besonderes zu sein.
Schließlich hat so etwas kaum Jemand sonst.
Mia ist durch ihre Essstörung sehr schlank. Insgesamt wirkt sie sehr zerbrechlich, wenn es ihr schlecht geht. Ihr Wunsch ist oftmals auch, dass man auf sie Rücksicht nimmt und sie schonend behandelt.
Es gab auch eine relativ lange Phase, in der sie gerne wieder die Rolle eines kleinen Mädchens schlüpfen wollte, um der Verantwortung zu entgehen. Wie ich verwendet Mia Selbstporträts mit dem Fotohandy, um sich selbst zu reflektieren.
In der eben beschriebenen Phase schienen ihre Augen riesig und kindlich zu sein, leer und scheu. Ich persönlich mag diesen leeren, verstörten Blick aus geweiteten Augen nicht. Er erfüllt mich mit Unbehagen, Trauer und sogar Wut.
Zu meiner Freude hat sich Mia inzwischen auch in dieser Hinsicht weiterentwickelt!
Meine Schwester wird sich immer besser bewusst, dass sie eine Erwachsene ist. Dass sie die Verantwortung für ihr Leben übernehmen muss.
Ihr ganzer Stolz sind ihre fast hüftlangen, naturblonden Haare. Mit einem Haaröl pflegt Mia sie hingebungsvoll. Allein schon durch diese schönen Haare fällt sie positiv auf!
Ich bin froh darüber, dass sie wenigstens etwas an sich mag. Ihren Bauch mag sie übrigens auch.
Mia bekam in letzter Zeit viele tolle Möglichkeiten, um noch sichtbarer zu werden. Sie hat einen Platz in einer sozial-kulturellen Einrichtung mit vielfältigen Möglichkeiten.
Dort im Atelier malt sie Bilder, dann gibt es dort eine Siebdruck-Werkstatt und eine Werkstatt, in der man so ziemlich alles machen kann. Ob es jetzt Schweißen ist, Arbeiten mit Holz, Stein oder Metall - Mia kann sich dort frei entfalten. Sie probiert vieles aus, lernt, was sie nur lernen kann!
Ihre verschiedenen Arbeiten fallen dort überall positiv auf, denn Mia macht sie eben perfekt. :)
So kann sie sich dort in den verschiedensten Bereichen nützlich machen. Mit der großen Anerkennung hat sie nicht gerechnet, kann es immer noch kaum fassen!
„Die können mich da scheinbar brauchen," sagte sie erstaunt zu mir.
Mittlerweile gilt sie in der Werkstatt als die rechte Hand vom Chef.
Etwas, worauf Mia zurecht stolz ist!
Das stärkt ihr dringend benötigtes Selbstvertrauen!!!
In der Werkstatt ist sie in einem Modus, der mir zugegeben sehr unsympathisch ist.
Aber das zählt nicht. Mia ist dann sehr konzentriert, rational und WEHE, jemand stört sie bei der Arbeit oder noch schlimmer, kritisiert.
Ich freue mich für meine Schwester.
Endlich respektieren Andere sie und ihre Arbeit.
Mia mag alles mögliche sein. Aber unsichtbar ist sie definitiv nicht!
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Borderline - Die Geschichte von Mia
RandomDas Leben eines tollen Menschen, nennen wir sie Mia, mit dem Borderline Syndrom. Aus der Sicht ihrer Schwester. Ein Versuch, sich etwas hineinzufinden in ein Leben zwischen schwarz und weiß...