Yara massierte sich mit kreisenden Bewegungen die Schläfen. Sie hatte hämmernde Kopfschmerzen und ihr war leicht schwindlig. Erst jetzt drangen die Ereignisse und Details in ihr Bewusstsein ein.
Vor mir sitzt ein Drache, der über hundert Jahre einer Kette eingesperrt war, dachte sie ungläubig, wohl schon zum zwanzigsten Mal.
Und ich habe ihm Obdach gewährt.
Zusammen mit Cari und Arik saß sie in der Küche.
„Warum wurdest du in das Amulett eingeschlossen?", fragte Yara, als sie sich endlich für eine Frage hatte entscheiden können. Arik schluckte den Bissen runter, den er gekaut hatte.
Nachdem er sich von dem Schock erholt hatte, war Cari mit ihm in die Küche gegangen und hatte ihm die Reste des Mittagessens vorgesetzt.
„Mit vollem Magen erträgt man alles leichter", hatte sie gesagt und ihm einen guten Appetit gewünscht.
„Das letzte, an das ich mich erinnere, war das Gesicht meines Lehrmeisters. Er berührte mich und dann wurde es dunkel um mich. Bis du mich wieder befreit hast." Seine Augen richteten sich auf Yara, während er weiter aß.
Diese runzelte verwirrt die Stirn. „Wer war dein Lehrmeister?"
„Sein Name ist... oder besser war Preaco. Wunder dich nicht, er war eine Chimäre."
„Aha", sagte Yara und nickte. So ergab es einen Sinn – denn nur ein sehr mächtiger Venefi konnte Materie so grundlegend verändern.
Yara selbst hatte noch nie eine Chimäre zu Gesicht bekommen. Diese magischen Wesen waren sehr selten, wenn auch langlebig. Sie waren scheu und galten als wenig gesellig. Dennoch verfügten sie über das größte magische Potenzial in dieser Welt.
„Und warum hat er dich verwandelt?", mischte sich Cari ein und lehnte sich auf ihrem Stuhl zurück. Yara konnte das Misstrauen ihrer Freundin fühlen. Sie selbst machte sich keine Sorgen – etwas Schlimmeres als anlügen konnte er sie nicht. Ansonsten würde der gebrochene Schwur ihn bestrafen.
„Naja", murmelte Arik und ließ das Besteck sinken. „Es ist kompliziert."
„Ja?", hakte Cari nach und beugte sich interessiert vor.
„Eigentlich sollte es nur vorübergehend sein. Doch anscheinend ging etwas schief und er hat mich... verloren."
Cari und Yara sahen sich an, dann wieder Arik.
„Schaut nicht so. Ich bin nicht verrückt."
„Das behaupten wir auch nicht. Aber du musst zugeben, dass es sich sehr seltsam anhört", sagte Cari und lächelte entwaffnend.
„Was ich immer noch nicht verstehe: Warum konnte ich den Zauber eines so mächtigen Venefi brechen?" Yara drehte eine Strähne zwischen den Fingern.
„Das liegt an deinem Blut. Oder an meinen, je nach dem. Ich bin wie du ein Drache, da wiegt selbst der Bann einer Chimäre weniger", antwortete Arik und grinste Yara an.
„Meine Güte", hauchte Cari und sah Yara an. „Das du so was kannst, war mir gar nicht bewusst."
„Tu nicht so, wenn ich es willentlich versucht hätte, wäre es wohl misslungen. Das war reiner Zufall."
„Ja, aber für mich der glücklichste Zufall", warf Arik ein und schob sich den letzten Bissen in den Mund. „In ewiger Dunkelheit eingesperrt, lediglich hören zu können war nicht sehr angenehm."
„Wie, du konntest hören?", fragte Yara und ihr entglitt die Haarsträhne.
Arik grinste anzüglich. „Keine Sorge Kleines, deine Geheimnisse sind bei mir sicher."
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Drachenfeuer
FantasíaFeuer im Herzen - das hat die Zauberin Yara auf jeden Fall, denn sie gehört zu den Drachenmenschen. Aber auch in einer Welt voller Fabelwesen und Magie kann man noch Überraschungen erleben. Denn wie oft kommt es vor, dass sich vor einem ein altes Am...