Kapitel 19 - Neues Leben

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Ariks Seele kreischte gequält auf, als er fühlte wie alle Anspannung aus Yaras Körper verschwand. Mit ihrem letzten Atemzug hauchte sie auch ihre Leben aus. Sehnsüchtig wartete Arik darauf, dass auch sein Herz aufhörte zu schlagen.

„Das wird es nicht", riss Astru ihn in die Gegenwart zurück.

„Wieso?" Ariks Stimme klang erstickt.

„Sie hat die Banne gelöst, auch den Blutbann."

„Woher wisst Ihr das?", fragte Arik und sah zu dem uralten Jungen hinüber.

„Ich konnte es spüren."

Gefühllos nickte Arik und verfluchte das Schicksal ein weiteres Mal.

Ich habe dir doch gesagt, dass du sie nicht behalten kannst, hallten Marians Worte in Ariks Gedanken wider.

Ja, antwortet Arik in die Stille hinein.

Solange die Träne existiert, müssen wir sie schützen. Solange die Träne existiert, dürfen wir keine Bindungen eingehen. Solange die Träne existiert, leben wir nur für sie.

Ein verrückter Gedanken durchzuckte Ariks Gehirn. Suchend sah er sich um und stand auf. In einigen Metern Entfernung sah er die weiße Perle und ging schnell darauf zu. Mit der Träne in der Hand kehrte er zu Yara zurück und kniete sich wieder neben sie.

„Was tut Ihr?", fragte Astru alarmiert und seine Ketten rasselten.

„Ich folge meinen Gefühlen", sagte Arik und sah die Träne genau an. „Solange sie existiert..." Seine Stimme war nicht mehr als ein Flüstern. „Doch wenn du nicht mehr bist, dann bin ich frei."

Behutsam schob Arik die Kugel in Yaras Wunde und presste abermals seine Hände darauf. Arik hätte am liebsten vor Freude gelacht, als er spürte, dass sich Yaras Seele noch in ihrem Körper befand.

Nie zuvor hatte er die Träne benutzt und erschauerte unter ihrer Macht, als er begann Yaras Geist zu kontrollieren. So schnell er konnte pumpte er seine gesamte Magie in die Träne und zwang mit ihrer Hilfe Yaras Körper zur Heilung. Dabei lösten sich die Konturen der Träne langsam auf, verschmolzen mit Yaras Gewebe und vereinte sich mit ihrem Körper.

Als er die Heilung beendet hatte, geschah einen quälend langen Augenblick nichts. Doch dann schnappte Yara geräuschvoll nach Luft und riss die Augen auf. Sie hustete das restliche Blut aus ihren Lungen und atmete gierig ein und aus. Arik fiel ein gigantischer Stein vom Herzen und ihm wurde schwindlig vor Erleichterung.

Das letzte was er sah, waren Yaras wunderschöne grüne Augen, die ihn verwundert anstarrten.

Es riecht nach Margariten, wisperte es in Ariks Gedanken, als sein Bewusstsein langsam die Fesseln des Schlafs abstreifte. Doch mit dem Erwachen kam auch ein dumpfer Schmerz, der seine Glieder schwer wie Blei machte.

Es dauerte einige Minuten, ehe er zögernd die Augen öffnete. Nicht nur sein Körper fühlte sich wie zerschlagen an, auch sein Geist ächzte erschöpft. Er befand sich in einem abgedunkelten Zimmer, das ihm wage bekannt vorkam.

Arik lag unter vielen Decken, gekleidet in weiten Hosen. Um ihn herum war alles still und er fragte sich, ob er sich noch länger im Palast aufhielt.

Oh ihr Götter – Yara!, schoss es durch seinen Kopf und er setzte sich ruckartig auf.

Er atmete zischend ein, als Übelkeit und Schwindel ihn für diese schnelle Bewegung bestraften. Der Raum begann sich um ihn zu drehen.

Verdammt, ich werde jetzt nicht ohnmächtig! Dieser stille Befehl an seinen Körper half ihm, nicht wieder auf die Kissen zu sinken.

DrachenfeuerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt