Kapitel 8 - Ewiger König

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Ich überlebe das nur im Vollrausch, beantwortete sich Yara ihre Frage, als sie zusammen mit Arik durch die Tore der Burg gingen. Auf einem kleinen Hügel außerhalb von Iamdiu stand das beeindruckende Gebäude aus schiefergrauem Stein.

Unzählige grimmige Augenpaare folgten jeder ihrer Bewegungen. Misstrauisch hatte der Tormann nach ihrem Anliegen gefragt. Arik war vorgetreten und hatte dem Mann etwas ins Ohr geflüstert. Yara wusste nicht was er gesagt hatte, doch der Wachmann war blass geworden und war eilig aus dem Weg getreten.

Yaras mulmiges Gefühl verstärkte sich. Was aber auch an der einzigartigen Aura liegen konnte, die das Gemäuer ausstrahlte. Hier lebte der Kindkönig, das wohl mächtigste magische Wesen. Nicht größer als ein zehnjähriger Junge, strahlte Astru mehr Autorität aus als jeder Erwachsene.

Denk daran, du bist eine Drachenfrau, rief sich Yara ins Gedächtnis. Ihr Volk war für seinen Stolz bekannt. Unwillkürlich straffte Yara ihre Schultern und hob das Kinn höher. Sie würde sich von niemandem einschüchtern lassen. Schließlich war sie eine begabte Venefi. Doch Yaras Selbstmotivation zerplatzte wie eine Seifenblase, als sie lehmfarbenes Fell glänzen sah.

Beinah wäre sie mitten im Schritt gestolpert. Arik bemerkte ihr Zögern und hob eine Augenbraue. Sie befanden sich auf einem langen Korridor, der zum Thronsaal führte. Yaras Pupillen verschwand fast in ihrer grünen Iris, ihre Gesichtshaut wirkte fahl.

„Was ist Yara?", fragte Arik besorgt und passte sich ihrem verlangsamten Tempo an. Da ihr Blick starr geradeaus ging, folgte er ihren Augen. An einer Biegung kurz vor ihrem Ziel standen ein Mensch und ein Mantikor. Beide unterhielten sich leise – Arik konnte daran nichts Beunruhigendes feststellen.

Trotzdem wurde Yara immer langsamer. Er sah wie sie schluckte, ehe sie wisperte: „Ich kenne diesen Löwenmann."

Etwas in Arik wurde hellhörig. Eine Frau, die es lächelnd mit einem Minotaurus aufnahm, fürchtete sich vor einem Mantikor? Das konnte nicht sein.

Auch wenn sie Gift in ihrer Mähne haben ist Yaras Reaktion übertrieben, dachte er und musterte sie genau.

„Woher kennst du ihn?", fragte Arik und ging dichter neben ihr. Es trennten sie nur noch zwanzig Meter von den beiden Männern.

„Ich war mal mit ihm verlobt."

Arik hatte Mühe, nicht auf dem blank polierten Boden auszurutschen. Alles hätte er erwartete, doch das wäre ihm als letztes eingefallen.

„Du Warst Verlobt?" Absichtlich hatte er in die Drachensprache gewechselt, damit niemand seinen Ausruf verstehen konnte. Yaras Augen sprühten Funken, als sie ihn anstarrten.

„Halt Den Rand, Du Eiszapfen", zischte sie und ihm entging nicht der gekränkte Unterton ihrer Stimme.

„Tut mir leid Frria."

„Will ich auch hoffen." Yara sah wieder gerade aus. „Aber es ist egal, er hat vor fast zehn Jahren die Verlobung gelöst."

Oh Mann, dachte Arik und sah auf ihr Profil. Ohne Vorwarnung stahl sich ein Grinsen auf seine Züge. Sie waren mittlerweile bei den beiden Palastwachen angekommen.

Bevor die Männer sie ansahen, legte Arik besitzergreifend einen Arm um Yaras Schultern. Geschickt griff er ihre linke Hand, legte sie um seinen Rücken herum auf die Hüfte. Er fühlte Yaras Widerspruch, konnte ihr aber mit einem bestimmten Kopfschütteln die Worte abschneiden.

„Lass mich nur machen", raunte er und zwinkerte verschwörerisch.

Beide Drachen passierten den Mensch und den Mantikor – und wie erwartet sagte der Löwenmann: „Yara, bist du das?"

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