„Das sieht schlecht aus", murmelte Arik und stellte sich mit Yara Rücken an Rücken. Es war Mittag, doch die Sonne wurde von dichten Wolken verdeckt. In diesem diffusen Licht sahen sich die beiden Drachen mit drei Gargoyles konfrontiert. Anfangs waren es sechs gewesen, doch die Hälfte von ihnen lag bereits tot auf dem Boden.
Doch für Yara und Arik sah es nicht besser aus. Einem ihrer Angreifer war es gelungen, Arik das Schwert zu entreißen. Yara waren hingegen die Dolche ausgegangen. Lediglich das Armband aus Kirill war ihr geblieben.
Ihr Herz schlug hart gegen ihre Rippen und ihr Atem ging stoßweise. Während die drei Bewaffneten den Kreis um sie enger zogen, standen sie mit bloßen Händen da.
„Red keinen Unsinn", sagte Arik in ihre Gedanken hinein. Verwirrt sah sie ihn an und vergaß für einen Moment, dass sie in Lebensgefahr schwebten.
Arik hatte beide Handflächen aneinandergedrückt und es sah so aus, als bildeten sie eine Einheit. Es dauerte, ehe Yara erkannte was er tat. Als sich die Moleküle seiner Hände wieder voneinander trennten, waren seine menschlichen Finger scheinbar verschwunden. Stattdessen befanden sich dort Klauen, wie die eines Reptils.
Scheinbar hatte nicht nur Yara dies noch nie gesehen, sondern auch die Gargoyles. Mit aufgerissenen Augen starrten sie auf Ariks neue Hände, als wären sie zu Salzsäulen geworden.
Der Wächter nutzte seinen Vorteil und rannte auf den ersten Angreifer in seiner Nähe zu. Präzise hieb er seine Krallen in den Hals und die Brust des geflügelten Mannes. Gurgelnd sank dieser zu Boden, aus seinem Mund rann dunkles Blut.
Das kann ich auch, dachte Yara und löste schnell das Kirill von ihrem Arm. Sie konnte zwar nicht ihre Struktur verändern – diese Fähigkeit besaßen nicht alle Drachen – doch sie konnte sich ihre eigenen Klauen basteln. Wie weiche Knetmasse legte sich das Metall um ihre Fingerspitzen, als sie diese dagegen drückte.
Beinah wie bei Arik, formte sich das dunkle Material wie große Krallen an ihren Händen. Aber Yara hatte nicht genug Zeit für beide Hände. Ohne auf ihren sterbenden Kameraden zu achten stürzten sich die verbleibenden Gargoyles auf Yara.
Immer auf die Kleinen, spukte es durch ihren Kopf, als sie dem ersten Schwerthieb auswich.
Geschickt drängten die Männer sie immer weiter zurück. Yara kam nicht an ihre Leiber heran, so dass sie mit den eisernen Krallen an ihrer Hand nichts ausrichten konnte.
Sie nutzte jedoch ihre Chance, als einer der beiden von Arik zu Boden gerissen wurde. Mit schnellen Bewegungen schlug sie seine Waffe zur Seite und wollte nach seiner Kehle greifen, als sie den Boden unter den Füßen verlor. Der Mann hatte schnell reagiert und ihr ein Bein gestellt. Die Spitze seines Schwerts schwebte gefährlich nahe über ihrem Hals, als er sich über sie stellte.
„Ich würde an deiner Stelle von meinem Gefährten ablassen, wenn dir das Leben deiner Frau lieb ist", rief er ohne den Blick von Yara abzuwenden.
Yara hörte, wie Arik leise fluchte und sich erhob. Auch sie ließ den Gargoyle vor sich nicht aus den Augen. Ein Schauer überlief sie, als Ariks Stimme die Stille erfüllte. „Lass deine Pfoten von ihr."
Die Klinge berührte kalt Yaras Schuppen an ihrem Hals und sie unterdrückte den Impuls zurückzuweichen.
Nur keine Schwächen zeigen, mahnte sich und beruhigte ihre Atmung. Sie hörte, wie Arik einen Schritt auf sie zukam.
„Wenn du ihr ein Haar krümmst wirst du dir wünschen nie geboren zu sein", prophezeite er und Yara glaubte ihm aufs Wort. Doch der Mann ihr gegenüber war nicht so schlau.
Er grinste hämisch und meinte: „Große Worte für jemanden, der sich eigentlich nicht erpressen lassen dürfte."
Yara meinte zu hören, wie Ariks Herz bei diesem Satz ins Stolpern geriet.
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Drachenfeuer
FantasíaFeuer im Herzen - das hat die Zauberin Yara auf jeden Fall, denn sie gehört zu den Drachenmenschen. Aber auch in einer Welt voller Fabelwesen und Magie kann man noch Überraschungen erleben. Denn wie oft kommt es vor, dass sich vor einem ein altes Am...