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"Elisabeth! Beruhig dich!" "Wie soll ich mich beruhigen?! Lass mich doch einfach bitte gehen! Es ist doch nun wirklich kein so großes Problem, oder?" "Doch. Ich will, dass du mit ihr redest." "Wie soll ich mit ihr reden, wenn ich nicht mal im selben Raum wie sie sein kann?!" "Wieso macht es dich denn so fertig?" "Ich weiß es nicht. Es ist einfach ihre Anwesenheit. Ich hab sie so verletzt und im Stich gelassen. Ich fühle mich so schuldig, dass es mich fast zerreißt." "Aber sie scheint doch darüber hinweg zu sein..." "Hast du sie nicht gestern Abend gesehen? Wie fertig sie war? Sie hat sich versucht zusammenzureißen, aber ich konnte genau sehen wie traurig und wütend sie war." "Nun gut. Vielleicht war es doch keine so gute Idee." "Ich hab es dir doch gesagt. Ich hätte nie wieder in ihrem Leben auftauchen sollen." "Aber dennoch hast du zugesagt zu kommen..." "Himmel, Herr Gott!" "Was ist?" Ich hörte wie sich jemand auf ein Waschbecken stützte und das Fräulein seufzte: "Na gut. Ich gebe es ja zu." "Also hast du doch noch Gefühle..." "Ja. Sogar ziemlich starke. Ich habe sie sofort vermisst als ich gegangen bin und dass sie jetzt so sauer ist, macht mich total fertig." "Tut mir leid." Die Prinzessin klang etwas zerknirscht: "Und was machen wir jetzt? Heute kam sie mir eigentlich relativ ausgeglichen vor." "Ich weiß nicht. Am liebsten würde ich einfach gehen. Ich halte es einfach nicht mehr aus." "Meinst du echt, das wäre das Richtige? Willst du nicht doch nochmal mit ihr reden?" "Ich weiß nicht... Ich hab keine Ahnung was ich machen soll." "Vielleicht hört sie dir zu und du kannst alles erklären." "Ich bezweifle, dass sie jetzt noch etwas von mir wissen will. Außerdem: So ist es besser. Besser für sie." "Das sagst du dir immer." Die Prinzessin klang vorwurfsvoll: "Natürlich wäre es mit vielen Problemen verbunden. Der Altersunterschied, die Gesellschaft, das Internat. Aber bei uns hat es auch geklappt. Und jetzt denk nur mal an deine Gefühle. Was sagt dir dein Herz? Was sagt es, ist das Richtige?" "Würde ich auf mein Herz hören, wäre ich ihr schon längst um den Hals gefallen und hätte sie so fest umarmt und nie wieder los gelassen. Ich würde sie vor allem Übel der Welt beschützen und immer dafür sorgen, dass sie glücklich ist. Ich liebe es wenn sie fröhlich ist. So wie damals nach dem Theaterstück." "Ich verstehe dich." antwortete die Prinzessin mitfühlend: "Sie ist ein außergewöhnliches Mädchen. Gestern war sie noch so verletzlich und ängstlich, heute ist sie erwachsen und stark." "Sie ist einfach toll."

Beide seufzten. Verbissen überlegte ich was ich machen sollte. Aufspringen, rausstürmen und dem Fräulein meine Meinung geigen, so wie ich es mir heute Morgen vorgenommen hatte? Ich fühlte mich wieder so unwohl. Wieder hatte ich mich getäuscht. Es war zum Verrücktwerden. Am besten wäre es gewesen, ich hätte das Gespräch nicht mitbekommen. Das Fräulein wäre wieder gegangen und nun ein für alle mal aus meinem Leben verschwunden. Ich verharrte in meiner Kabine, wollte auf keinen Fall, dass sie bemerkten, dass ihnen jemand zuhörte. Das schlimmste für mich war, wenn sich andere unwohl, peinlich oder verzweifelt fühlten. Das fand ich sogar noch qualvoller mit anzusehen, als wenn ich selbst in einer schwierigen Situation steckte. Zu meinem Glück meinte nun die Prinzessin sie würde wieder zurück zum Saal gehen, denn es hätte bestimmt schon zum Pausenende geklingelt. "Ich werde dann wohl nachkommen." murmelte das Fräulein: "Ich mach mich nur nochmal kurz frisch." "Okay." Ich hörte die Tür aufgehen und sie wieder ins Schloss fallen. Dann ein noch lauteres Seufzen und Schritte die auf die Kabinen zugingen. Ich hielt die Luft an. Das Fräulein fluchte. "Wer ist da?!" Rief sie panisch: "Hallo? Ist da jemand in der Kabine?" Ich hielt weiterhin den Atem an. "Bitte öffnen sie. Was haben sie alles gehört?" Sie wartete einen Moment, dann klopfte sie gegen meine Kabinentür. Verzweifelt sah ich hin und her. "Nun machen sie schon auf. Ich will lediglich wissen was sie alles gehört haben. Es war sehr privat und ich will wissen wer es mitbekommen hat." Ich schluckte. Naja, ich konnte ihr wohl kaum aus dem Weg gehen. Es gab kein Fenster, durch das ich flüchten könnte. Ich schloss die Tür auf. Bereit ihr von Angesicht zu Angesicht gegenüber zu treten. Als ich die Tür öffnete war ich kurz etwas überrascht, sie hingegen komplett geschockt.

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