Alles auf Anfang?

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„NEIN!“, schrie er als er das Piepen hörte, „Verlass mich jetzt nicht.!“. Er verzweifelte an dem Gedanken, ohne sie weiterleben zu müssen. Sie lag nun auf der Intensivstation, sie hatten zwar ihren Herzschlag zurück geholt, aber sie war noch nicht stabil. Die Ärzte konnten ihm nicht erklären, woran es gelegen hatte, dass sie so kurzfristig fast gestorben wäre, da sie am Nachmittag noch stabil war und fast wieder bei Bewusstsein. Er saß vor ihrem Zimmer, ihre Eltern waren angerufen worden, sie würden jeden Moment hier auftauchen. Wie sollte er ihnen erklären, dass er sie ins Krankenhaus gebracht hatte und immer noch hier war, schließlich wussten sie, dass er sie damals weggefangen hatte.

„Was machen sie denn hier?!“, er wusste genau wem diese zarte und strenge Stimme gehörte. Ihre Mutter stand vor ihm. „Darauf warten, dass sie wieder aufwacht...“, murmelte er, er durfte jetzt nicht die so schon angespannten Nerven verlieren. „Damit Sie sie wieder entführen können und ihr sonst was antun können?!“ „Schatz, beruhige dich bitte.“, diesmal war es ihr Mann der eingriff. Er hielt ihm die Hand hin. „Guten Abend.“ Er nahm seine Hand und erwiderte die Begrüßung. Damit hatte er nicht gerechnet. „Was wird das wenn es fertig wird?!“, fragte seine Frau ihn entgeistert. „Ich bin höflich und gehe Menschen nicht einfach an! Und bevor du jetzt wieder anfängst, natürlich weiß ich, was er vor fünf Jahren getan hat. Aber ich habe damit abgeschlossen und er hat sie schließlich auch hierher gebracht. >Im wahrsten Sinne des Wortes< dachte er beschämt.

„Wie geht es ihr?“, erkundigte ihr Vater sich bei ihm. „Nicht gut, sie ist noch nicht wieder stabil, dabei war sie heute Nachmittag drauf und dran wieder aufzuwachen.“ Ihm kamen die tränen und er schüttelte den Kopf. „Ok...Wieso sind sie überhaupt hier?“ „Ich wohne auf ihrer Straße, aber schon länger, bevor sie einzog, sie war bei mir, als sie ins Koma fiel.“ , er konnte ihnen nicht die ganze Geschichte erzählen. „Wie sie war bei ihnen?“ „Sie war zu Besuch, ich habe sie nicht gezwungen zu kommen.“, natürlich war das gelogen, „Ich liebe ihre Tochter, deshalb bin ich hier und warte darauf, dass sie wieder aufwacht, genau das wollte ich ihr sagen, aber ich bekam die Chance nicht mehr dazu.“, das war allerdings nicht mehr gelogen. „Habe ich das richtig verstanden? SIE lieben MEINE Tochter?“, er unterhielt sich zur zeit nur mit ihrem Vater, ihre Mutter war in Gedanken. „Ja, Sir, das tu ich, auch wenn es unglaubwürdig klingen mag, aber ich habe mich geändert, ich bereue was ich getan habe. Ich habe mir geschworen, sie nicht zu verletzen.“ „Das möchte ich dir auch raten. Wo die Liebe hinfällt, solange sie mit dir glücklich wird, habe ich nichts dagegn.“, er war sehr ruhig gewesen, fast schon entspannt. „Sie reißen mir jetzt nicht den Kopf ab?“, fragte er ungläubig, er hätte mit einer oder mehreren Schellen für diesen Satz gerechnet, stattdessen lächelte ihr Vater ihn an. „Wieso denn? Ich habe Ihnen verziehen und zum Glück ist damals nichts schlimmeres passiert.“ >Ja zum Glück< dachte er und meinte es.

2 Tage später

„Ihr Zustand ist stabil und wird es voraussichtlich auch bleiben, normalerweise dürfte sie bald zu sich kommen, gedulden Sie sich einfach noch ein bisschen, es kann Stunden oder Tage dauern, im Normalfall aber nicht länger als zwei Tage. Und wenn alles gut läuft, dürfte sie auch keinen Rückfall erleiden, wir schließen ihr kurzzeitiges Herzversagen auf Überanstrengung, so etwas kann vorkommen, wenn Koma-Patienten versuchen zwanghaft aufzuwachen. Viel Glück!“

Er saß bei ihr, hielt erneut ihre Hand, ihre Eltern waren über Nacht in ein Hotel gefahren. Sie zuckte und er blickte auf. Es war ihre Hand gewesen, mehr geschah aber nicht, er war müde und schlief ein.

Langsam, ganz vorsichtig, öffnete sie ihre Augen und wurde sofort geblendet. Ihre Augen gewöhnten sich schnell an das Licht und sie sah sich um, sie lag in einem Krankenhauszimmer. Sie hing an einem EKG und am Tropf. Er war auf ihrem Bett eingeschlafen, sein Kopf lag neben ihren Beinen, er hielt ihre Hand. „Dima?“, ihre Stimme war noch brüchig und sehr leise. Er fuhr hoch und starrte sie an, es dauerte etwas bis er begriff, dass sie es gewesen war, die seinen Namen geflüstert hatte. Sie lächelte oder versuchte es zumindest. Er fiel ihr um den Hals, „Gott sei Dank! Du bist wach!“, ihm liefen Tränen über die Wangen. „ Es tut mir so leid, kannst du mir verzeihen, was ich dir antat?“ „...Ja“, flüsterte sie und nahm ihn in den Arm. „Ich muss dir was gestehen..“, begann sie, doch wurde sie von den Ärzten, die gerade das Zimmer betraten, unlieb unterbrochen.

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