Einfach Zurück?

17 1 0
                                    

Sie beobachtete ihn sehr oft, er war kaum von ihrer Seite gewichen, hatte sie mittlerweile ins Krankenhaus gebracht. Sie wusste nicht genau, wie viel Zeit vergangen war, aber die Uhr über dem Tor zur Rückkehr zeigte ihr, dass sie noch Zeit hatte. Besagte Uhr stand mittlerweile nicht mehr auf 15.00.00 sondern auf 6.45.28, wobei die letzte Zahl ständig runterzählte. Die erste Zahl hätte demzufolge für Stunden stehen müssen, aber es waren schon Tage vergangen, also stand diese Anzeige wohl für die Tage die sie noch Zeit hatte.

Er hatte ihre Seite in den letzten Tagen kaum verlassen, war neben ihr im sitzen eingeschlafen und auch wieder aufgewacht. Er schien sich wirklich Sorgen zu machen.

Der kleine Junge hatte mich oft gefragt, wie viel Zeit mir noch bleiben würde, er wollte auf keinen Fall, dass ich meine Chance verpasse. Er machte es sich zur Aufgabe, jedem der hier ankam, eine Warnung auszusprechen. In den letzten Tagen waren einige neu angekommen, einige hatten keine Familien mehr und gingen sofort hinüber ohne einen Blick zurück. Es gab aber auch einige, die zusammen mit ihren Familien angekommen waren und einige die wie der kleine Junge und ich warteten.

Im Geist hatte sie sich schon entschieden, aber sie wollte es noch einmal durchdenken. Sie war nicht so sicher, ob es die beste Entscheidung wäre. „Willst du denn nicht zurück?“, hatte man sie oft gefragt. Sie hatte mit „Ich bin mir nicht sicher“ geantwortet, aber eigentlich wusste sie es schon. Sie wollte zurück, sie hatte sich in ihn verliebt, und das wollte sie ihm noch sagen, bevor sie vielleicht doch gehen würde. Aber konnte sie seinem jetzigen Ich glauben schenken?

Er saß stillschweigend neben ihr, sah sie an. Es war die richtige Entscheidung gewesen, sie ins Krankenhaus zu bringen, gerade jetzt wo er sich nicht sicher war, ob sie wieder zurück kommen würde. Wieso hatte er sie überhaupt geschlagen? Diese Frage ließ ihn einfach nicht los und er überlegte, womit das angefangen hatte, an welchem Punkt seine Wut die Überhand über sein Handeln und Denken genommen hatte. Er erinnerte sich wieder, es war der Tag gewesen, an dem er ihr gestanden hatte, dass er sie liebte. Sie konnte damit nicht umgehen und hatte abgelehnt, jedes mal, wenn er sie sah, war sie mit irgendeinem anderen Typen unterwegs gewesen, damals wusste er nicht, dass er ihr Cousin gewesen war und war deshalb schrecklich eifersüchtig, vor allem wo sie ihm doch gesagt hatte, dass sie für niemanden zu haben sei. Er dachte, dass sie ihn angelogen hatte und aus seiner Liebe für sie wurde Hass, abgrundtiefer Hass. Damals als er sie das erste Mal gefangen hatte, war es Handlung im Affekt. Sie war gerade auf dem Heimweg von ihrem Cousin gewesen und er hatte sie verfolgt und gefangen gehalten, ein paar Tage, dann war sie ihm entkommen, also folgte er ihr, wohin sie auch ging, um sie eines Tages wieder in die Hände zu bekommen.

Tja und jetzt saß er aufgrund seiner Taten neben ihr im Krankenhaus und wartete darauf, dass sie aufwachen würde, wie sehr wünschte er sie sich zurück. Geschlagen hatte er sie nur, wenn seine Wut überhand genommen hatte, doch eigentlich hatte er mit sich abgemacht,ihr körperlich keinen Schaden zuzufügen, denn im tiefsten Herzen liebte er sie immer noch. Und dann hatte er das erste Mal mit ihr geschlafen, hatte sie verletzt, er hasste sich dafür.(Hatte ich eigentlich schon erwähnt dass er eine gespaltene Persönlichkeit hat?). Doch diesen Hass ließ er an ihr aus und zwar indem er sie schlug, womit sich der Kreis wieder geschlossen hätte und er wieder im Krankenhaus war.

„Wach auf, ich bitte dich, ich habe so viel, für das ich mich entschuldigen möchte..“, er weinte.

JägerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt