Ich blicke an mir hinunter und sehe den Traum aus weißer Seide meinen Körper hinab fließen. Meine feuerroten Haare sind zu weichen Locken gedreht, welche mir auf der rechten Seite über die Schulter fallen. Hermine Granger, meine beste Freundin, steht hinter mir, schiebt mir sachte einen ebenso weißen Schleier in die Frisur und meint lächelnd: „Ginny, du bist so wunderschön. Ich bin so stolz auf dich und Harry, dass ihr es bis hier hin geschafft hab. Trotz allem was war!" Ich sehe, wie sie sich verstohlen eine Träne aus dem Augenwinkel wischt. Mit einem Satz drehe ich mich um und schließe meine Freundin fest in meine Arme.
„Danke Mine! Danke für alles! Und nun lass und gehen, ich will meinen zukünftigen Mann doch nicht warten lassen."
Und das will ich wirklich nicht. Ich kann es kaum glauben, aber ich bin kein bisschen nervös, ich habe keine Angst und keine Bedenken. Seit ich in mein weißen Kleid gestiegen bin ist es, als wäre alles ganz klar. Meine Zukunft. Mein Leben.
Ich werde Harry Potter heiraten. Die Liebe meines Lebens. Wie könnte ich da Angst haben? Ein breites Grinsen legt sich auf mein Gesicht, als Hermine meinen Arm packt und mich aus dem kleinen Raum nach draußen zieht. Gemeinsam stehen wir vor den geschlossenen Toren der kleinen Kirche, in einem Vorort Londons. Im Inneren der Kirche erklingt soeben die Musik, die ich mir bereits vor Monaten für diesen Moment ausgesucht habe. Die Mondscheinsonate von Beethoven.
Wie von Zauberhand schwingt die breite Flügeltüre auf und gibt den Blick auf die zahlreichen Gäste und den prunkvollen Altar frei. Hermine drückt ein letztes Mal meine Hand, ehe sie zusammen mit ihrem Ehemann, der gleichzeitig mein Bruder ist, nach vorne schreitet. Es war einfach eine wundervolle Idee Ron und Hermine als Trauzeugen auszuwählen.
Kaum sind die Beiden vorne angekommen drehen sich alle Gesichter wieder zu mir um. Mit vorsichtigen Schritte betrete nun auch ich die Kirche und gehe langsam nach vorne, wo Harry bereits auf mich wartet.
Je näher ich ihm komme, desto angespannter wirkt er auf mich. Ich versuche, ihm mit einem strahlenden Lächeln die Nervosität zunehmen, leider scheint er es aber gar nicht zu bemerken. Mir ist, als würde er durch mich hindurch sehen.
Als ich endlich neben ihm stehe, atme ich erleichtert aus. Ich hatte tatsächlich etwas Respekt vor dem Gang zum Altar. Nicht auszudenken, wenn ich gestolpert oder auf mein Kleid getreten wäre.
Ich drehe mich zur rechten Seite und sehe meinen Verlobten an. Sein Gesichtsausdruck jagt mir leichte Schauer über den Rücken. Müsste er nicht genau glücklich aussehen, wie ich selbst? Warum wirkt er so bedrückt, fast schon traurig?
Gerade als der Priester mit seiner Ansprache beginnen will, registriere ich, dass Harry seine Augen schließt.
„Stop!"
Es ist nur ein einziges Wort, aber sofort kann ich den Kloß spüren, der sich in meinem Hals festgesetzt hat.
„Harry? Was ist los?", flüstere ich ihm so leise zu, dass nur er mich hören kann.
Mit Tränen in den Augen blickt er nun zu mir. „Ginny.. bitte verzeih mir. Ich kann dich nicht heiraten. Ich dachte, ich könnte es..aber.. es ist einfach nicht genug."
Der Schock ergreift von meinem Körper Besitz. Er kann mich nicht heiraten? Es ist nicht genug? Wie durch Watte dringen seine Worte an meine Ohren. Für eine Sekunde halte ich es für einen morbiden Scherz, doch dann sehe ich durch den Schleier meiner Tränen, dass Harry sich abwendet und die Flügeltüre an anderen Ende des Ganges ansteuert.
Nur nebenbei höre ich das entsetzte Aufkeuchen von Ron und Hermine,sowie aller Freunde und Familienmitglieder, die sich mit uns in der Kirche befinden.
Mit einem Mal bekomme ich keine Luft mehr, mein Herzschlag rauscht in meinen Ohren und ich lasse mich auf den kalten, harten Steinboden fallen. Als wäre mein Körper nur noch eine leere Hülle, kippe ich zur Seite weg. Das Letzte, das ich höre, sind Rons Schreie, ehe alles um mich herum schwarz wird.
DU LIEST GERADE
Dream On - Blinny ✔️
FanfictionNachdem die Liebe ihres Lebens sie verlassen hat, setzt Ginny Weasley alles daran, sich ein neues und normales Leben aufzubauen. Als sie aus der Zauberwelt flieht um alles hinter sich zu lassen, rechnet sie mit vielem, aber nicht damit, ausgerechnet...