Vergangenheit.

1.4K 70 5
                                    

Pünktlich um 18:00 Uhr höre ich die Klingel und marschiere los, um die Tür zu öffnen. "Hi.", bringe ich gerade so heraus, denn den Anblick von Blaise Zabini verschlägt mir die Sprache. Er trägt eine enge, blaue Jeans und ein weißes Shirt, das seine Muskeln außerordentlich gut betont. 

"Weasley..", sagt er erfreut, "na, bist du fertig?" Wie schon am Vormittag grinst er mich verschmitzt an. 

"Ich starre nicht!", weise ich ihn etwas schärfer zurecht, als beabsichtigt. Von meinem Ton lässt er sich jedoch in keinster Weise beirren und schlüpft an mir vorbei ins Haus. "Wow, das riecht ja köstlich." Täusche ich mich, oder klingt er überrascht? 

"Stell dir vor, Zabini, ich kann durchaus kochen." 

Ein Lachen kommt aus der Küche, woraufhin ich endlich die Tür schließe und ins Haus zurückkehre. Er steht vor dem Ofen und wirft einen prüfenden Blick auf den Auflauf, auf dem der goldene Käse zerläuft. "Es ist gleich fertig.", meine ich etwas verlegen, da ich nicht so recht weiß, worüber ich reden soll. 

"Ich freu mich schon. Kann ich dir etwas helfen? Den Tisch decken, zum Beispiel?"

"Ja, dankeschön.", ich drücke ihm zwei Teller und Besteck in die Arme. In einer der Schubladen finde ich Topflappen und hole den dampfenden Auflauf aus dem Ofen. Schnell trage ich ihn zum Tisch und lasse mich gegenüber von Blaise auf einen Stuhl fallen. Noch bevor ich die Gastgeberin heraushängen lassen kann, hat er sich bereits eine große Portion auf den Teller geschaufelt und schiebt sich eine Gabel voll Gnocchi in den Mund. Als seine Augen immer größer werden beginne ich laut zu lachen. "Vorsicht. Heiß." Blaise wirft mir zwar einen angedeuteten, bösen Blick zu, hat sich aber sichtlich ein Grinsen nicht verkneifen. 

"Ich freue mich nur so. Das ist mein absolutes Lieblingsessen und ich hab es seit Monaten nicht mehr gehabt.", murmelt er zufrieden und isst weiter, ohne sich durch den Zwischenfall beirren zu lassen.

Ich blicke ihn stirnrunzelnd an und frage: "Seit Monaten? Wieso denn das? Du brauchst es dir doch nur zu kochen." Irre ich mich oder färben sich seine Wangen, im Bereich des Möglichen, rot?

"Nun, du hast mir deine Geschichte erzählt, da ist es wohl nur fair, dir auch meine zu erzählen, oder?", beginnt er unsicher. Langsam macht er mich neugierig, also nicke ich ihm zu und esse schweigend weiter, um ihm zu zeigen, dass ich ihm zuhöre. 

Er seufzt, fängt nach einer Weile aber doch an zu reden. 

"Ich weiß nicht, wie viel du weißt, also beginne ich besser ganz am Anfang. Früher, noch zu Hogwartszeiten, war ich unwahrscheinlich verliebt in Daphne Greengrass. Vielleicht kannst du dich erinnern, dass sie lange Zeit mit Draco Malfoy zusammen war. Sie waren praktisch das Traumpaar der Schule und da er mein bester Freund war, habe ich nie etwas gesagt. Irgendwann hatten sie sich jedoch getrennt und ich habe meine Chance ergriffen. Anfangs habe ich sie nur getröstet, ihr gut zugesprochen und langsam schien es, als würde auch sie Gefühle für mich entwickeln. Nach der große Schlacht sind wir beide nach Hogwarts zurückgekehrt, um unser letztes Jahr zu wiederholen und irgendwie hat eins zum anderen geführt und wir kamen zusammen. Es war eine wilde, überstürzte Liebe, die wir sofort nach dem Abschluss in eine Ehe umsetzten. Keine gute Idee, im Nachhinein betrachtet. Jedenfalls, eines Abends kam ich von der Arbeit nach Hause und fand vereinzelt Kleidungsstücke in Flur. Ich hatte sofort ein komisches Gefühl bei der Sache und habe nach Daphne gesucht. Gefunden habe ich sie in unseren Schlafzimmer, in dem sie gerade das Bett mit Draco geteilt hat. Natürlich habe ich sie hochkant aus der gemeinsamen Wohnung geworfen, ihre Sachen habe ich in eine Kiste gesteckt, welche ich vorher mit einem Ausdehnungszauber belegt habe, und auf die Straße gestellt. Ich bereue nichts davon, mit Ausnahme, dass ich nie gelernt habe zu Kochen und seitdem gefühlt von Fastfood und Lieferdiensten lebe. Was auch der Grund dafür ist, dass ich seit langer Zeit keinen selbstgemachten Auflauf hatte." 

Ich traue meinen Ohren nicht und lege mitfühlend eine Hand auf seine. "Blaise, das tut mir so Leid. Das klingt wie.." "Wie in einem schlechten Film, nicht?", unterbricht er mich schroff und entzieht mir seine Hand. Ich schlucke und nicke beschämt. Ich habe ihn weder verärgern wollen, noch ihn an diese schlimme Zeit erinnern.

Während ich noch meinen Gedanken nachhänge steht er auf und trägt beide Teller zur Spüle. "Danke für das Essen, Weasley. Ich sollte wohl besser gehen." Mit diesen Worten dreht er sich um und geht langsam zur Tür. 

Aus irgendeinem Grund macht sich ein starkes Gefühl der Enttäuschung in mir breit. Ich will nicht, dass er geht. Schnell springe ich auf und schnappe mir seinen Arm. "Warte! Ich..", stottere ich herum, "möchtest du vielleicht ein Glas Wein? Weil dann.. wir könnten.. draußen ist es noch warm." Innerlich schlage ich mir die Hand vor die Stirn. Draußen ist es noch warm. Ernsthaft? Ohne eine Antwort abzuwarten spreche ich weiter: "Ich meine, wir könnten uns mit einem Gläschen Wein auf die Veranda setzen und uns noch etwas unterhalten. Immerhin ist es noch sehr warm draußen." Unsicher lächel ich ihn an und deute nach draußen. Mit quälender Langsamkeit breitet sich ein Lächeln auf seinem Gesicht aus, ehe er nickt. "Gerne."



Dream On - Blinny ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt