Glück.

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Ich glaube irgendeine höhere Macht will mich bestrafen. Gerade eben hat sich die Tür des Bürgermeisterhauses geöffnet und es stand niemand anderes vor mir, als Blaise Zabini. 

Noch immer stehe ich wie eingefroren auf der Fußmatte und starre ihn maßlos überrascht an. Zu meiner Erleichterung scheint es ihm nicht anders zu gehen, denn auch er sieht mich mit halb offenem Mund an und bringt kein Wort heraus.

Die Minuten streichen an uns vorüber, doch schließlich räuspert er sich laut und meint: "Weasley. Wie kann ich dir helfen?" 

"Ich.. also.. Hey!", bringe ich hervor, mein Kopf scheint vergessen zu haben, weswegen ich hier stehe. 

Blaise grinst mich an und bedeutet mir dann mit einer Handbewegung ihm zu folgen. Zögerlich trete ich in die helle Eingangshalle, die sich hinter der Tür befindet. Mit staunendem Blick sehe ich mich um. Diese prunkvolle Einrichtung hätte ich von außen nie erwartet. "Weasley?", tönt die Stimme von Blaise zu mir herüber, denn offensichtlich hat er mich hier stehen lassen und ist bereits ins Wohnzimmer marschiert. 

Schnell beeile ich mich, ihm hinterher zu gehen. Im Wohnzimmer steht er mit einem Glas Wasser vor mir, welches ich gierig ergreife und austrinke. "Erzähl, was führt dich hier her?", will er wissen. Ich seufze auf. "Ehrlich gesagt, habe ich keine Ahnung. Ich war zu Hause und wollte weg. Und plötzlich war ich hier.", beschreibe ich ihm die wichtigsten Anhaltspunkte in knappen Worten. 

"Hat es etwas mit Potter zu tun?"

Sofort spüre ich wieder den Schmerz in meiner Brust, denn er hat genau ins Schwarze getroffen. Schnell erinnere ich mich wieder an meinen Vorsatz, nicht mehr zu weinen und antworte ihm: "Potter interessiert mich nicht. Ich wollte einfach mal raus und ich bin nur hier um zu fragen, ob ich in einer der Holzhütten schlafen kann." Selbst ich höre wie trotzig ich klinge, in diesem Moment ist mir das allerdings mehr als egal. "Und wenn wir schon dabei sind, was machst du hier?", frage ich Blaise.

Er beginnt erneut zu grinsen, als er mir antwortet: "Meine Mum, sagen wir sie heiratet gern und ihr neuer Ehemann ist hier Bürgermeister. Ich bin nur vorübergehend hier, solange die Beiden in den Flitterwochen sind. Eigentlich wohne ich nach wie vor in London." 

Als ich ihm nicht antworte setzt er hinterher: "Du kannst die kleine Hütte vorne am Holzsteg haben. Sie ist als Gästehaus und normalerweise für mich gedacht, sollte ich zu Besuch kommen. Komm mit, ich bring dich hin." Sachte legt er eine Hand auf meinen Rücken und schiebt mich Richtung Haustür. Kaum wissen meine Füße wieder, wie man läuft, bringe ich schnellsten ein wenig Abstand zwischen uns. Er mag nett wirken, aber ich habe nicht vergessen, dass er eine Schlange ist und engen Kontakt zur dunklen Seite hatte. 

"Angst, Weasley?", fragt er mich da auch schon mit unüberhörbarem Spott in der Stimme. "Träum weiter, Zabini!", fauche ich ihn an. 

Schweigend laufen wir weiter, bis wir an meinem neuen Heim ankommen. Er macht eine einladende Geste auf das kleine Häuschen und sagt: "Hier sind wir. Du kannst bleiben, so lange du willst."

"Wie viel wird das kosten?"

"Lass stecken, Weasley. Ich habe eine gute Erziehung genossen und gelernt, Freunden in Not zu helfen.", verschmitzt zwinkert er mir zu. 

Langsam fällt die Anspannung von mir ab und ich erwidere: "Ach wir sind Freunde? Gut, dass ich das weiß." 

Er beginnt zu lachen. Wenn ich es mir recht überlege, hat er ein sehr ehrliches, schönes Lachen. Schneller als mir lieb ist wendet er sich von mir ab und ruft mir über die Schulter zu: "Richte dich erstmal ein. Wir sehen uns!"

Mein Nacken kribbelt bei seinem Versprechen. Ich schüttel den Kopf, um das seltsame Gefühl zu vertreiben und wende mich meiner Hütte zu. Langsam steige ich die drei Stufen zur Veranda hoch und betrete schließlich mein Häuschen. 

"Bei Merlin!", entweicht es mir. Es ist einfach wunderschön. Die alte, rustikale Einrichtung harmoniert perfekt mit den modernen Elementen, die beispielsweise in der Küche zu finden sind. So etwas neuwertiges bin ich aus dem Fuchsbau wahrlich nicht gewohnt. Ich schleiche um die schwarze, marmorierte Kochinsel herum und freue mich insgeheim schon darauf, sie auszuprobieren. Ein breites Lächeln legt sich über mein Gesicht. Der ganze Raum ist hell, offen und grenzt direkt an das Wohn- und Esszimmer. Eine große, türkise Couch ist das Prunkstück des Raumes. Auf ihr liegen einzelne graue und gelbe Zierkissen und gegenüber davon ist sogar ein Fernseher zu finden. Ich kenne dieses Gerät, da Hermine total darauf abfährt, sich die flimmernden Bilder anzusehen, die sich Filme nennen.

Beim Gedanken an meine beste Freundin mischt sich plötzlich das schlechte Gewissen unter meine Euphorie. Ich beschließe, Blaise bei Gelegenheit nach einer Eule zu fragen, um ihr mitteilen zu können, dass es mir gut geht. 

Um zu verhindern, dass ich wieder in Erinnerungen versinke, setze ich meine Erkundungstour fort. Seitlich im Wohnzimmer ist eine kleine, schmale Holztreppe, welche ins obere Stockwerk zu führen scheint. Mit zügigen Schritten erklimme ich sie und bleibe erneut stehen. Ein verzückter Laut verlässt meinen Mund. Die Wände des oberen Stockwerkes sind komplett aus Glas und in der Mitte des Raumes steht ein großes, schwarzes Bett. Ich streife mir die Schuhe von den Füßen, nehme Anlauf und springe kreischend hinein. Plötzlich scheint die gesamte Anspannung von mir abzufallen und ich fange an, unkontrolliert zu kichern. Ich gebe mich diesem berauschenden Gefühl einige Minuten hin, ehe ich mich aufsetze, um mich erneut umzusehen. Und was ich dann sehe, raubt mir beinahe dem Atem. Ich sehe Meer. Das Meer, die langsam untergehende Sonne und den weißen, breiten Sandstrand. 

Ein Gefühl durchströmt mich, von welchem ich geglaubt habe, es nie wieder zu spüren. Pures Glück!

Dream On - Blinny ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt