Mit einem lauten Zischen gibt mich der Kamin frei und ich stolpere, über und über mit Ruß bedeckt, in das Wohnzimmer meiner Eltern. Kaum haben sich die grünen Flammen hinter mir beruhigt, höre ich einen spitzen Schrei, der eindeutig aus dem Mund meiner Mutter Molly stammt.
"Ginny! Mein Schatz, du bist wieder da.", schreit sie mir völlig hysterisch ins Ohr und reißt mich bereits in der nächsten Sekunde in ihre Arme. Ein Gefühl der Erleichterung durchströmt mich und ich erwidere ihre Umarmung so fest ich kann. "Hi Mum.", flüstere ich leise. Ich habe sie wirklich vermisst, das wird mir in diesem Moment klar. Auch mein Dad hat sich mittlerweile von der Schrecksekunde erholt und kommt mit einem einem warmen Lächeln auf mich zu.
"Hallo Kleines. Es tut gut, dich zu.." "Ginevra Molly Weasley! Wie konntest du es wagen, einfach abzuhauen? Kannst du dir auch nur annähernd vorstellen, was wir uns für Sorgen gemacht haben? Keine Nachricht, keine Eule! Ich glaube, du hast deinen Verstand verloren, junge Dame!", schreit meine Mum plötzlich von der Seite. Ich sehe ihr an den roten Wangen an, dass sie stinksauer ist. Verdammt! Ich habe gewusst, dass dieses Donnerwetter auf mich wartet und kann es ihr nicht einmal verübeln. Ich kann nichts dagegen tun, mich überkommt augenblicklich das schlechte Gewissen.
"Mama..", beginne ich, wie immer, wenn ich sie besänftigen will, "es tut mir leid. Bitte verzeih mir. Mir ist die ganze Situation über den Kopf gewachsen."
Sofort sehe ich, dass sich ihr Blick etwas beruhigt, das wütende Funkeln wird weniger. Erneut setze ich an: "Glaub mir, Mum, ich wollte nicht, dass ihr euch Sorgen macht. Ich wollte einfach nur Abstand." Kaum habe ich den Satz zu Ende gesprochen, mischt sich mein Vater in die Unterhaltung ein: "Wir glauben dir, mein Schatz. Trotzdem war es wirklich unverantwortlich von dir. Dir hätte so vieles passieren können." Schuldbewusst senke ich meinen Blick. "Ich weiß.", erwidere ich leise.
"Nun komm erst einmal richtig an.", Mum greift nach meiner Hand und zieht mich in die Küche, wo sie mich auf einen Stuhl drückt. Sekunden später taucht ein Stück Käsekuchen vor meiner Nase auf. Meine Lieblingssorte. Es ist typisch für meine Mutter, sie will Streit so gut es geht vermeiden, außerdem scheint sie zu glauben, sämtliche Probleme könnten mit einem guten Kuchen ausgelöscht werden. Langsam beginne ich zu essen. Kaum hat die erste Gabel mit Kuchen meine Zunge berührt, muss ich ein Aufstöhnen unterdrücken. Es ist eindeutig der beste Kuchen der Welt und genau das sage ich meiner Mum, woraufhin sich ein Strahlen auf ihrem Gesicht ausbreitet.
Trotzdem kann ich sehen, dass sie die Sorge um mich gekennzeichnet hat. Ihre Augen liegen in dunklen Höhlen und auch die Fältchen in ihrem Gesicht scheinen sich verdoppelt zu haben.
"Mum, es tut mir wirklich leid. Bitte verzeih mir, dass ich einfach weggelaufen bin.", flüstere ich ihr schuldbewusst zu. Mit einem Seufzen greift sie über den Tisch hinweg und nimmt meine kalten Hände in ihre Warmen. "Natürlich verzeihe ich dir, mein Schatz. Aber bitte, jage mir nie mehr einen solchen Schrecken ein.", antwortet sie mir.
Ich schiebe mir die letzte Gabel Käsekuchen in den Mund, ehe ich aufstehe und das Geschirr weg räume. "Ich gehe mal nach oben, ja?" "Aber natürlich, Ginny. Weißt du, du könntest Hermine Bescheid geben, dass du zurück bist. Ich denke, auch sie hat sich Sorgen gemacht.", meint meine Mutter. Ich nicke zustimmend und steige die schmale Wendeltreppe, die zu meinem Zimmer führt, nach oben.
Ich betrete mein Zimmer und lasse meinen Blick einen Moment schweifen. Es hat sich nichts verändern. Natürlich hat es das nicht. Was habe ich auch erwartet? Ich war gerade einmal zehn Tage weg, wie ich mit einem Seitenblick auf den großen Wandkalender feststelle.
Um meine Gedanken an die vergangene Zeit zu verdrängen, schüttel ich energisch den Kopf und lasse mich schließlich rücklinks auf mein Bett fallen. Gerade will ich die Finger an die Lippen heben, um nach Errol zu pfeifen, als auch schon meine Zimmertüre auffliegt und ein brauner Lockenkopf zum Vorschein kommt.
"Ginny! Merlin sein Dank, du bist wieder zu Hause.", schreit mir meine beste Freundin Hermin entgegen, ehe sie auf mich zu stürmt und sich auf mich wirft. Ich unterdrücke ein Lachen, denn, obwohl sie Szene gerade lustig gewirkt hat, spüre ich ihre Sorge um mich. Schnell schlinge ich die Arme um Hermines schmalen Körper und drücke sie fest an mich. "Hermine, ich hab dich vermisst. Aber woher wusstest du, dass ich zurück bin? Ich wollt eben Errol zu dir schicken.", erzähle ich ihr.
Sie drückt sich ein Stück von mir weg und beginnt zu grinsen: "Weißt du, Arthur hat mich angerufen. Du weißt doch, er ist jedes Mal begeistert, wenn er einen Grund hat, das Telefon zu benutzen." Ich beginne zu lachen, denn sie hat recht. Mein Vater hat eine eigenartige Faszination für Muggelgegenstände entwickelt und probiert sie am liebsten mit Hermine aus, da diese aus einer Muggelfamilie stammt und sich somit wunderbar auskennt. Noch bevor ich etwas erwidern kann sieht mich meine Freundin jedoch ernst an und meint: "Bitte erzähl mir, was los war. Wo warst du? Warum bist du einfach verschwunden? Warum bist du nicht zurück gekommen? Warum hast du mir nicht geschrieben? Und warum..". "Stop! Hermine! Eines nach dem anderen.", unterbreche ich den Redeschwall der Hexe. Ich setze mich auf meinem Bett zurecht, danach hole ich einmal tief Luft und beginne zu erzählen.
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Dream On - Blinny ✔️
FanfictionNachdem die Liebe ihres Lebens sie verlassen hat, setzt Ginny Weasley alles daran, sich ein neues und normales Leben aufzubauen. Als sie aus der Zauberwelt flieht um alles hinter sich zu lassen, rechnet sie mit vielem, aber nicht damit, ausgerechnet...