Gnocchi.

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Nur langsam erwache ich am nächsten Morgen, als mich die Sonnenstrahlen an der Nase kitzeln. Übertrieben geräuschvoll strecke ich mich und gähne laut. So gut wie heute Nacht habe ich seit Wochen nicht mehr geschlafen, was vermutlich zum Teil dem Alkohol geschuldet ist, welcher gestern geflossen ist. Ich werfe einen Blick auf den Wecker, der auf meinem Nachttisch steht und stelle erschrocken fest, dass es bereits kurz vor Mittag ist. Schnell stehe ich auf und mache mich auf den Weg nach unten, allerdings nicht ohne zuvor wieder einmal durch mein großes Fenster hinaus auf das Meer zu sehen.

In der Küche angekommen spüre ich bereits, dass mein Magen knurrt. Mit Schwung und voller Vorfreude öffne ich den Kühlschrank, werde aber sogleich von einer Welle der Enttäuschung erfasst. Nichts. Kein Krümel befindet sich darin. Bisher habe ich keine Sekunde daran gedacht, dass ich ja etwas zu essen brauchen würde. Nicht einmal Geld habe ich bei mir. Aufgrund fehlender Alternativen beschließe ich, Zabini zu fragen. Schnell flitze ich ins Bad, mache mich frisch, binde meine Haare zu einem hohen Pferdeschwanz und ziehe mir, mithilfe meines Zauberstabes, eine lockere, schwarze Shorts und ein geblümtes Top an. Da ich nicht mehr besitze mache ich mich auf den Weg zum Marktplatz, von wo aus ich auch gestern zu Blaise's Hütte gelangt bin.

Als ich kurze Zeit später davor stehe, drücke ich zaghaft die Klingel. Irgendwie habe ich ein schlechtes Gewissen dabei, ihn erneut zu belästigen.

Die Minuten vergehen, doch niemand öffnet die Tür. Gerade will ich mich zum gehen abwenden, als ich höre, wie die Tür von innen entriegelt wird. Sie wird geöffnet und ein ziemlich verschlafener Blaise steht vor mir.

"Bei Merlin, Weasley. Was machst du um diese Uhrzeit hier?" Er reibt sich über die Augen, was ihn wie ein kleines, quengeliges Kind wirken lässt.

Etwas verlegen lache ich auf. "Es ist Mittag, Blaise. So unchristlich ist diese Zeit nun auch wieder nicht."

Er gibt ein undefinierbares Brummen von sich, tritt aber einen Schritt zur Seite, was ich als Einladung verstehe um einzutreten. Ich bemühe mich hinter dem Zauberer herumlaufen, der in die Küche verschwunden ist. Dort steht er, mit dem Rücken zu mir und stellt eine Kaffeemaschine an, welche sogleich laute, rüttelnde Geräusche von sich gibt.

Erst jetzt fällt mir auf, dass er außer einer lockeren, blauen Shorts nichts trägt. Wie von selbst wandern meine Augen über seine breiten Schulter und die definierten Muskeln, die sich über seinem gesamten Rücken erstrecken, bis mein Blick an seinem Hintern kleben bleibt. Ich spüre, dass mein Mund trocken wird. Warum habe ich ihn in Hogwarts eigentlich nie auf diese Weise wahrgenommen?

Verwirrt von diesem Gedanken schüttel ich den Kopf und schelte mich innerlich dafür. Ich bin so in Gedanken versunken, dass ich nicht bemerkt habe, dass Blaise sich umgedreht hat.

"Bist du fertig?", höre ich ihn belustigt fragen.

Irritiert sehe ich auf. "Fertig? Womit?"

"Damit, mich anzustarren." Kaum hat er den Satz zu Ende gesprochen, beginnt er lauthals zu lachen. "Komm schon, Weasley. Dein Gesichtsausdruck ist Gold wert."

"Wenn du dann damit fertig bist dich über mich lustig zu machen würde ich dich gerne was fragen.", meine ich gespielt lässig und versuche meine roten Wangen unter Kontrolle zu bekommen. "Ich habe kein Geld."

Als wäre damit alles gesagt sehe ich ihn erwartungsvoll an.

"Du hast also kein Geld. Und was soll ich da machen?"

"Naja.. Ich hatte mich gefragt, ob du mir vielleicht etwas leihen könntest. Ich gebe es dir selbstverständlich wieder!"

Mist, jetzt komme ich mir echt lächerlich vor. Erst bettel ich um ein Haus, jetzt um Geld. Aber es hilft nichts, denn selbst meine Magie hat Grenzen.

"Ja natürlich. Warte hier." Damit verschwindet er aus der Küche und lässt mich alleine dort zurück.

Wenige Minuten später steht er wieder vor mir und drückt mir einen kleinen, ledernen Geldbeutel in die Hand. "Hier, das müsste reichen."

"Vielen Dank, Blaise. Du hast was gut bei mir!" Lächelnd nehme ich die Brieftasche entgegen. "Dann mach ich mich mal auf den Weg, ich möchte dir nicht noch weiter zur Last fallen."

Ich drehe mich um und will gerade zur Haustüre gehen, als mich eine warme Hand am Arm packt.

"Ich stehe übrigens auf Gnocchi-Gemüsepfanne."

"Wie bitte?", frage ich ihn mit einer hochgezogenen Augenbraue.

"Ich bin um 18:00 Uhr zum Abendessen bei dir. Du meintest, ich hab was gut bei dir."

Noch bevor ich etwas darauf erwidern kann dreht er sich um und läuft die Stufen seiner Hütte nach oben. Kopfschüttelnd mache ich mich ebenfalls auf den Weg, ein kleines Lächeln kann ich mir jedoch nicht verkneifen. Ich trete hinaus in die warme Sonne und blicke mich auf dem kleinen Marktplatz um. Genau wie am Tag zuvor kann ich einige Stände mit Obst und Gemüse entdecken, ebenso sehe ich ein Schild, das klar einen Supermarkt ausweist. Diesen steuere ich nun als Erstes an, schließlich brauche ich zuerst einmal Grundnahrungsmittel. Ich schnappe mir einen Einkaufskorb und schlendere durch die Regale. Schnell finde ich Kartoffeln, Nudeln und natürlich Gnocchi. Bei diesen fange ich automatisch wieder an zu grinsen. Eine gute halbe Stunde später stehe ich an der Kasse und fische das Geld aus meinem geliehenen Geldbeutel. Wieder zurück auf dem Marktplatz hole ich mir noch etwas Obst und mache mich anschließend auf den Weg nach Hause. 

Da es bereits 15:00 Uhr ist, räume ich meine Einkäufe schnell in den Kühlschrank und beschließe dann, eine Dusche zu nehmen. Zwar hat Blaise mich heute schon gesehen, trotzdem aber möchte ich heute Abend hübsch aussehen. 

Nachdem ich mich von dem heißen Wasser berieseln habe lassen trete ich aus der Dusche und beginne, mich mit dem Handtuch abzurubbeln. Währenddessen schweifen meine Gedanken wieder zu dem bevorstehenden Abend. Was soll ich nur anziehen? Eigentlich bin ich eher der Typ für Jeans und T-Shirts, aber im Moment tendiere ich zu einem Kleid. Mit kindlicher Freude und mehreren Bewegungen meines Zauberstabes probiere ich vor dem Spiegel verschiedene Kleider durch. Schließlich bleibe ich bei einem kurzen, schwarzen Kleidchen stehen, welches im Nacken gebunden wird und einen unverschämt tiefen Rückenausschnitt besitzt. Ja, das ist definitiv das Richtige. Ich grinse in mich hinein. Ich gehe beschwingt in die Küche und ziehe die Packung Gnocchi aus meinem Vorratsschrank, um mit den Vorbereitungen für das Abendessen zu beginnen.

Dream On - Blinny ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt