Als ich am nächsten Morgen aufwache, ist mein Zimmer bereits hell erleuchtet. Die Sonne steht hoch am Himmel und scheint mich mit ihrem Strahlen förmlich auszulachen. Für einen Moment kneife ich meine Augen fest zusammen, als könnte ich dadurch der Wirklichkeit entfliehen. Gerade will ich mich der Illusion hingeben, heute sei ein völlig normaler Tag, als es auch schon laut gegen meine Tür hämmert.
"Schwesterchen! Steh auf, es gibt Frühstück!", brüllt mir mein Bruder George entgegen. Ich hätte es wissen müssen. Mum hat ihn eingeladen und vermutlich sitzt Ron ebenfalls unten am Tisch. Das Selbe hat sie auch letztes Jahr getan, sie schafft es einfach nicht, sich mein trauriges Gesicht alleine anzuschauen.
Resigniert erhebe ich mich aus meinem weichen, warmen Bett und beginne langsam damit, mich anzuziehen. Eine schwarze Leggings und ein langes graues Shirt. Ich habe keine Lust darauf, mich hübsch zu machen und für meine Brüder wird das wohl reichen.
Ich nehme noch einen tiefen Atemzug, ehe ich die Tür öffne und meinem Bruder gegenüber trete. Gegen meinen Willen muss ich lächeln. George's breites Grinsen leuchtet mir entgegen und augenblicklich finde ich mich in einer Umarmung wieder, bei der ich durch die Luft gewirbelt werde.
"Bist du verrückt geworden? Lass mich runter! Auf nüchternen Magen hält das ja kein Mensch aus.", obwohl ich versuche einen strengen Blick auszusetzen, kann ich mir ein Kichern nicht verkneifen.
"Auf geht's, Kleine. Mum hat Rührei gemacht und du weißt, dass Ron uns nichts übrig lassen wird, wenn wir uns nicht beeilen." Mit diesen Worten sprintet er an mir vorbei, die Treppe hinunter und klaut, dem Lärm nach zu urteilen, bereits Ron's Teller.
Zögernd steige ich ebenfalls die Treppe hinunter und beobachte für einen Moment meine Familie, die zufrieden am Tisch sitzt. Ich sollte dankbar sein, dass ich hier mit ihnen sein darf. Ja! Heute werde ich mich nicht hängen lassen! Es ist endlich Zeit mein Leben wieder zu genießen.
Ich setzte ein Lächeln auf und setzte mich neben meinen Dad an den Tisch.
"Guten Morgen, mein Schatz.", flüstert er mir leise zu, "wie geht es dir?"
Mit einem Nicken gebe ich ihm zu verstehen, dass alles in Ordnung ist, ehe auch ich mir einen Teller Rührei greife. Gerade will ich anfangen zu essen, als ein lauter Knall ertönt und mir vor Schreck die Gabel aus der Hand fällt.
Post!
Ich schüttel über mich selbst den Kopf, denn in den ganzen Jahre hab ich mich immer noch nicht an diesen dämlichen Vogel namens Errol gewöhnt, der beinahe täglich gegen die Fensterscheibe knallt. Dad steht auf und sortiert die Umschläge, die sich eben noch an Errols Bein befunden haben.
Den Tagespropheten wirft er achtlos in die Mitte des Tisches. Ich werfe einen kurzen Blick darauf und verschlucke mich beinahe an meinem Ei. Ist das mein Gesicht, das mir von der Titelseite aus entgegensieht?
Mit einer blitzschnellen Bewegung schnappe ich mir die magische Zeitung und starre auf die Überschrift.
Potter's verschmähte Liebe!
Darunter ein großes Bild von mir an meinem Hochzeitstag. Der dann gar nicht mein Hochzeitstag geworden ist.
Mit einem Schlag fühle ich mich wieder wie in Watte gepackt und schlage Rons Hand weg, der mir die Zeitung aus der Hand ziehen will. Ich muss lesen was über mich geschrieben wird. Es ist wie ein Drang, dem ich auch sogleich nachgebe.
Heute vor zwei Jahren ist Harry Potter, der Retter der Zauberwelt, Hals über Kopf aus London verschwunden. Verlässlichen Quellen zufolge hat er die Zeit, bis zum heutigen Tag, in New York verbracht. Ebenso ist bekannt, dass er während der Hochzeit mit Ginny Weasley die Flucht ergriffen hat. Natürlich fragen wir uns, wie es die Hexe geschafft hat, den jungen Potter zu verjagen? Gerüchten zufolge lebte sie auch in den letzten Jahren hier in London und konnte außerdem eine überaus begehrte Stelle im Zaubereiministerium ergattern. Hat Weasley Harry Potter nur als Sprungbrett benutzt? Wir halten Sie auf dem Laufenden!
Mit einem lauten Schnauben lasse ich den Tagespropheten sinken. Diese verdammte Rita Kimmkorn! Eine Welle der Wut überrollt mich und ich springe auf. "Es reicht! Es reicht mir einfach. Seit zwei Jahren zerreißen sich die Zeitungen die Mäuler über mich und stellen falsche Vermutungen an. Gerade jetzt, als es endlich besser geworden ist, taucht Harry wieder auf und bringt alles erneut ins Rollen! Ich halte es nicht mehr aus. Ich muss hier weg... ", rede ich mich in Rage.
"Ginny, sei doch vernünftig. Wo willst du denn jetzt hin?"
"Nein Mum. Ich kann nicht mehr hier bleiben. Verzeih mir. Ich kann einfach nicht..", gegen Ende des Satzes bricht meine Stimme weg und bevor noch jemand etwas sagen oder eingreifen kann disappariere ich, ohne einen genauen Plan zu haben, wo ich eigentlich hin will.
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Dream On - Blinny ✔️
FanfictionNachdem die Liebe ihres Lebens sie verlassen hat, setzt Ginny Weasley alles daran, sich ein neues und normales Leben aufzubauen. Als sie aus der Zauberwelt flieht um alles hinter sich zu lassen, rechnet sie mit vielem, aber nicht damit, ausgerechnet...