Party.

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Ich wache mit einem lauten Gähnen auf und stelle mit einem kurzen Blick nach draußen fest, dass es bereits stockdunkel ist. Merlin und Morgana, dieses Schläfchen war nicht geplant! Ich fühle mich wie gerädert, quäle mich jedoch trotzdem aus dem weichen Bett, immerhin bin ich mit Jamie verabredet. 

Mit schnellen Schritten laufe ich die Treppe ins Wohnzimmer hinunter und sehe mich um, irgendwo muss hier doch noch ein Badezimmer versteckt sein. Mir fällt eine Tür im hinteren Teil der Wohnung ins Auge, welche aus blickundurchlässigem Milchglas besteht. Bingo! Ich gehe darauf zu und öffne sie langsam. Zum wiederholten Mal an diesem Tag steht mir vor Staunen der Mund offen. Hinter einer halbhohen Mauer auf der linken Seite versteckt sich die Toilette, gegenüber der Tür befindet sich ein großes, steinernes Waschbecken und direkt daneben kann ich eine begehbare Regenwalddusche ausmachen. Was meinen Blick aber magisch anzieht, ist die Eckbadewanne, die locker als Whirlpool durchgehen könnte. Vor meinem inneren Auge sehe ich mich bereits darin entspannen, aber leider fehlt mir dafür jetzt die Zeit. 

Mit einem Seufzer entledige ich mich meiner Klamotten und stelle mich unter die Dusche. Das heiße Wasser entspannt meine Muskeln und mir wird bewusst, wie anstrengend dieser Tag für mich gewesen ist. Zu meinem Glück stehen in der Dusche verschiedene Duschgels, sowie Shampoos und Haarkuren bereit. In meinem überstürzten Aufbruch habe ich nämlich keinen Gedanken daran verschwendet, dass ich möglicherweise Gepäck brauchen könnte. 

Nachdem ich meine Dusche beendet habe, trete ich daraus hervor und schnappe mir das weiße, flauschige Handtuch, welches über dem Badewannenrand hängt. Noch während ich mich abtrockne fliegen meine Gedanken wieder zurück zu meinem, nicht vorhandenen, Gepäck. Ich habe keine frische Kleidung. Keine Kosmetikprodukte und auch keine... mit der flachen Hand schlage ich mir auf die Stirn. 

Diese ganzen neuen Eindrücke habe mich tatsächlich vergessen lassen, dass ich einen Zauberstab besitze und mir über solche Kleinigkeiten nun wirklich keine Sorgen machen muss. Schnell flitze ich, nur im Handtuch bekleidet, nach oben ins Schlafzimmer, wo ich meinen Stab hinterlassen habe. Grinsend schwinge ich ihn und schon liegen meine feuerroten Haare trocken und glatt über meinen Schultern. Merlin sei Dank, haben sich viele Mädchen in Hogwarts mit Zauberei beschäftigt, die ausschließlich der Schönheit und Mode dient. Noch einmal führe ich eine kleine Bewegung mit meinem Zauberstab aus und trage einen Augenblick später ein weißes, kurzes Kleid. Perfekt für eine Strandparty.

Ich schlüpfe in meine, ebenfalls weißen, Stoffschuhe und mache mich auf den Weg zum Strand. Jetzt kommt mir der Holzweg deutlich kürzer vor, als noch heute Morgen, leider ist er jedoch nur spärlich beleuchtet, sodass ich aufpassen muss, wo ich hintrete. Ich laufe vielleicht zehn Minuten geradeaus, bis ich wieder an der Stelle stehe, an der ich vor einigen Stunden gelandet bin. Wieder bin ich beeindruckt von diesem breiten, hellen Sandstrand, der sich vor mir erstreckt. Weiter vorne am Wasser kann ich auch schon einige Menschen entdecken, die um ein Lagerfeuer sitzen und laut Musik hören. Etwas zögerlich gehe ich auf die kleine Gesellschaft zu und hoffe inständig, dass Jamie schon hier ist. Leider scheinen sich meine Hoffnungen nicht zu bestätigen, denn ihren blonden Schopf kann ich nirgendwo entdecken. 

"Hey, du! Können wir dir helfen?", schreit in diesem Moment ein junger Mann zu mir herüber. Schnell beeile ich mich ihm zu antworten: "Hallo. Ähm, ja. Ich bin hier mit Jamie verabredet. Ist sie schon da?"

Noch bevor ich zu Ende gesprochen habe, steht der Sprecher auf und kommt auf mich zu. Er ist groß, breit gebaut und hat ein einschüchterndes Lächeln auf den Lippen. 

"Nein, Jamie ist noch nicht da. Aber du kannst dich gerne zu mir setzen. Ich bin Danny." Mit einer schnellen Bewegung umfasst er mein Handgelenk und will mich mit sich ziehen. Ich stemme mich dagegen, aber der Kerl hat wirklich Kraft. "Aua! Du tust mir weh, würdest du mich bitte loslassen?", ich versuche noch immer ihm meine Hand zu entreißen. 

Mit einem Ruck zieht er mich an sich und haucht mir seinen alkoholgetränkten Atem ins Gesicht: "Komm schon, Süße. Sei keine Spielverderberin." 

Ich lege meine Hände auf seine Brust und versuche ihn von mir wegzuschieben, was er als Anlass zu sehen scheint, mich noch näher an sich zu ziehen.

Langsam werde ich wütend. "Nimm deine Finger von mir, es sei denn, du willst, dass ich sie dir breche!", rufe ich etwas lauter als beabsichtigt. 

Gerade will ich einen neuen Versuch unternehmen, meine Hand aus Danny's zu reißen, da wird er auch schon gepackt und nach hinten geschleudert. "Sag mal, Danny, spinnst du? Lass sie in Ruhe, sie hat 'Nein' gesagt.", schreit ihm ein ziemlich wütender Blaise entgegen. Wo kommt der denn auf einmal her? 

"Alter, bist du wahnsinnig geworden? Ich mach doch nur ein bisschen Spaß.", seine Augen zucken unruhig von Blaise zu mir, ehe er sich umdreht und zurück zum Lagerfeuer marschiert. Leicht beschämt wandert mein Blick zu Blaise. "Danke.", murmel ich leise. 

Dieser hat mittlerweile wieder sein typisches Grinsen aufgesetzt und leg den Kopf schief. "Was machst du denn hier, Weasley?" 

"Ich wollte mich hier mit Jamie treffen, allerdings ist sie offensichtlich nicht da. Ich schätze, ich werde also wieder zurück gehen und noch etwas fernsehen." Ich zucke mit den Schultern und versuche mir nicht anmerken zu lassen, wie enttäuscht ich über den Verlauf des Abends bin. Ich will mich gerade abwenden, als ich die dunkle Stimme des Zauberers vernehme.

"Möchtest du etwas trinken?"

Ich muss nicht lange darüber nachdenken, die Alternative wäre, allein auf dem Sofa zu sitzen. "Ja. Sehr gerne." 

Ich hake mich bei ihm unter und lasse mich zu den Decken ziehen, die um das lodernde Feuer drapiert sind. Auf dem Weg dahin hat er von irgendwoher zwei Flaschen Bier gezaubert, wovon er mir nun eine in die Hand drückt. 

"So Weasley, jetzt erzähl mal. Warum bist du wirklich hier? Und ich meine nicht diese kleine Feier, sondern die dominikanische Republik." Seine sanften, braunen Augen scheinen mich geradezu durchbohren zu wollen, also nehme ich einen kräftigen Schluck aus meiner Flasche und beginne zu reden.

Dream On - Blinny ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt