3. Kapitel

28 10 0
                                    

Das Zimmer das ich bekam, war nicht sehr groß, doch es würde reichen. Ich werde sowieso nicht sehr viel Zeit hier verbringen, zumal ich die meiste Zeit mit meinem Auftrag beschäftigt sein werde.
In dem Zimmer stand ein kleines Bett aus Holz, direkt am Fenster mit Blick auf den Eingang des Gasthauses. Es gab keinen Kleiderschank, doch den würde ich sowieso nicht benötigen. Dafür stand ein hölzernes Nachtkästchen neben dem Bett und ein Tisch mit einer Kerze darauf gegenüber, welcher auch aus Holz war. Die übertreiben es hier wirklich mit dem Holz.
Seufzend ließ ich mich aufs Bett fallen. Ich erwartete, dass ich weich aufkomme, doch das Bett war ziemlich hart und unbequem. Ich stöhnte und drehte mich auf die Seite. Wie gern wäre ich jetzt in meinem Turmzimmer, in meinem weichen Himmelbett.
Aber ich konnte nicht. Ich musste meinen Auftrag erfüllen, meinem König dienen und dafür würde ich es in Kauf nehmen, einmal in einem unbequemen, harten Bett zu schlafen.
Es war schon spät und ich musste morgen mit meinen Nachforschungen über mein Ziel und das Königreich beginnen. Deshalb beschloss ich, schlafen zu gehen. Ich legte meinen Umhang und meine Waffen ab. Tamara hatte mich vorher darauf hin gewiesen, dass in den Schlafräumen keine Waffen erlaubt sind, doch sie hatte es mir durchgehen lassen, weil Yuta meinte, dass das schon okay wäre und ich sicher nichts anstellen würde. Da hatte er falsch gedacht. Er war viel zu gutgläubig und naiv. Wir kannten uns nicht einmal und dennoch vertraute er mir. Wieso?
Ich legte meinen Gürtel mit den Waffen unter mein Bett, sodass man sie nicht sehen konnte, falls jemand anderes als Tamara ins Zimmer kam. Mein Schwert, das ich immer bei mir trug, lehnte ich an die Wand am Kopfende des Bettes und legte meinen Umhang darüber. Ich hatte dieses Schwert vom König erhalten, als ich in seine Dienste trat. Alle seine Assassinen bekommen eine Waffe von ihm geschenkt, doch die meisten bekamen bloß kleine Dolche oder spezielle Pfeile. Ich war der einzige dem er ein Schwert geschenkt hat und ich war stolz darauf.
Ich nahm einen meiner Dolche von dem Gürtel und legte ihn unter mein Kopfkissen. Nur um sicher zu gehen, falls ich in der Nacht angegriffen werden sollte.
Schließlich legte ich mich ins Bett und deckte mich zu. Hoffentlich würde ich am Morgen keine Rückenschmerzen von dem harten Bett haben. Ich schlief schnell ein, denn ich war sehr erschöpft von der Reise.

Ich hörte ein lautes Poltern und war sofort hellwach. Ich griff nach dem Dolch unter meinem Kissen, versuchte mich jedoch möglichst unbemerkt zu verhalten. War jemand in meinem Zimmer? Hatte jemand bemerkt, dass ich hier war um jemanden für König Rathmore zu töten? Ich hatte noch nichts getan was mich verraten hätte. Wenn jemand wegen mir hier war, dann hatte mich entweder jemand von hier erkannt, oder ich wurde verraten.
Erneut krachte es laut und ich hörte einen Schrei, der eindeutig von einer Frau stammte. Diesmal konnte ich ausmachen, dass der Lärm von unten aus dem Erdgeschoss kam. Schnell war ich auf den Beinen, nahm mein Schwert und meinen Waffengürtel und stürmte aus der Tür. Im selben Moment ging die Holztür mir gegenüber auf und ich entdeckte Yuta der, genauso wie ich, bewaffnet in der Türe stand. Er hatte einen Dolch in der Hand und ein seltsames Nachtgewand an, über das ich in einer anderen Situation gelacht hätte. Doch im Moment war mir nicht zum Lachen und ich war einfach nur verwundert und ihm schien es genauso zu gehen.
„Was tust du hier?!", zischte ich. „Geh wieder in dein Zimmer, ich regle das!"
Doch er sah mich bloß verdutzt an und schloss die Tür hinter sich. „Ich gehe sicher nicht wieder schlafen, während jemand anderes in Gefahr ist." Er lächelte mich an. „Ich werde dir helfen!"
Ich verdrehte die Augen. Ich brauchte keine Hilfe von einem blonden Dauergrinser mit Nachthemd. Er würde mir bloß im Weg sein.
„Geh sofort wieder rein!", flüsterte ich und sah ihn wütend an. „Sonst wird-", ich setzte zu einer Drohung an, doch ich kam nicht weit, denn es waren wieder Schreie und diesmal auch Gelächter von unten zu hören.
Yuta zögerte nicht und stürmte mit entschlossenem Blick an mir vorbei.
„Stop!", flüsterte ich, doch er war schon auf der Treppe und konnte mich nicht mehr hören.
Verdammt, wenn dieser Vollidiot jetzt wegen mir draufgeht...
Ich stürmte ihm hinterher. Als ich bei der Treppe ankam war Yuta schon unten. Ich erwartete einen Kampf und packte mein Schwert fester, doch der schien schon stattgefunden zu haben. Die Tische waren umgedreht, Sessel lagen verstreut herum und Flaschen wurden achtlos auf den Boden geworfen, sodass sie zersplittert sind und sich die ganzen Flüssigkeiten auf dem Boden verteilt hatten. Was war hier bloß passiert?
Als ich zu Yuta blickte, ging dieser gerade in die Hocke und beugte sich über Tamara, die auf dem Boden lag.
„Tamara! Geht es dir gut? Bist du verletzt?" Er war ganz aufgebracht, doch Tamara stöhnte nur und antwortete nicht. „Sag doch was!"
Ich verdrehte die Augen und ging zu ihnen hin. Natürlich war sie verletzt und konnte deshalb auch nicht antworten. Langsam beugte auch ich mich über sie und half ihr beim aufsetzen.
Sie drehte den Kopf zu mir und sah mir in die Augen. „Sie waren hier", flüsterte sie. „Ich konnte ihnen nicht geben, was sie wollten und sie kommen bald wieder, um es sich zu holen. Ihr müsst gehen bevor-", ihre Stimme brach und sie wurde ohnmächtig.
„Tamara? Tamara!" Yuta sah sie entsetzt an und wollte gerade beginnen, sie zu schütteln, als ich seinen Arm festhielt.
„Ihr geht es gut, sie ist bloß ohnmächtig geworden." Ich sah ihm in seine blauen Augen, die vor Angst geweitet waren.
„Offenbar sind einige Leute hinter ihr her." Ich sah zur Türe. „Ich werde versuchen sie ausfindig zu machen und aufzuhalten." Ich blickte wieder zu ihm und ließ seinen Arm los.
„Bleib du inzwischen hier und kümmer dich um sie. Ich bin bald wieder da."
Schnell stand ich auf und ging nach oben, um meinen Umhang, meine restlichen Waffen und meine Rüstung zu holen. Als ich aus der Tür trat stand Nathan vor mir. Er verschränkte die Arme vor der Brust und starrte mich misstrauisch an.
„Was ist hier los?", fragte er mürrisch und versperrte mir den Weg zum Erdgeschoss. Ich seufzte. Es war jetzt keine Zeit für lange Erklärungen. Also hielt ich mich möglichst kurz. „Überfall, Mädchen verletzt, böse Leute kommen, muss los, lass mich vorbei." Zu meiner Überraschung trat er tatsächlich beiseite und ließ mich durch. Er folgte mir jedoch nach unten.
Dort entdeckte Nathan Yuta, welcher Tamara an die Wand gelehnt und sich umgezogen hatte. Er trug nun die Kleidung, die er bei unserer Begegnung anhatte. Die war immerhin nicht ganz so peinlich wie das Nachtgewand. An seiner Hüfte trug er mehrere Dolche und auch er hatte sich einen Umhang umgelegt.
Entschlossen sah er mich an. „Lass uns diese Mistkerle aufhalten." Als er Nathan hinter mir entdeckte, begann er breit zu grinsen. „Oh hey Nath, willst du mitkommen, wir gehen ein paar böse Kerle töten, die Tamara etwas antun wollen." Sein Gesichtsausdruck passte nicht zu dem was er sagte, denn er lächelte immer noch.
„Klar, wieso nicht?" Nathan trat zu Yuta, die Arme immer noch verschränkt.
Ich starrte die beiden entgeistert an. Langsam gingen sie mir auf die Nerven. „Stop, stop, stop! Ihr könnt nicht mitkommen. Ihr müsst auf Tamara aufpassen und den Laden wieder herrichten. So kann sie ihn doch morgen nicht eröffnen, hab ich recht?" Die zwei sahen mich verwirrt an, doch ich ignorierte es.
„Ich kümmere mich um die Typen, die das hier getan haben und ihr bleibt schön hier. In Sicherheit." Ich wandte mich von ihnen ab und ging zur Tür. Es war besser wenn sie hier blieben. Sie wären mir nur im Weg. Außerdem sollte ich keine Freundschaften schließen. Ich hatte einen Auftrag zu erledigen und da hatte ich keine Zeit für so etwas wie Freunde. Sie wären nur eine Last für mich und ich würde sie unnötig in Gefahr bringen.
Ich griff zur Tür und wollte sie öffnen, als ich eine Hand auf meiner Schulter spürte.
„Ich danke dir, dass du so viel auf dich nimmst, nur um Tamara zu helfen, aber wir können dich das nicht alleine tun lassen." Ich drehte mich um und entdeckte Yuta, wie er mich anlächelte. „Ich verstehe, dass du uns nicht in Gefahr bringen willst, aber glaub mir, wir können auf uns selbst aufpassen. Und was Tamara angeht: Sie ist eine Magierin. Ihre Magie wird sie innerhalb einiger Stunden von selbst heilen. Es gibt keinen Grund hierzubleiben. Wir werden mit dir gehen."
Ich sah ihn verwundert an. So etwas hatte ich nicht von ihm erwartet. Als ich zu Nathan sah, nickte dieser bloß entschlossen und kam zu uns an die Tür.
Schließlich seufzte ich und gab nach. „Okay, ihr könnt mitkommen. Aber ich übernehme nicht die Verantwortung dafür, wenn ihr draufgeht."

Destiny - The Three KingdomsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt